Lynn Govaert vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei leitet neue Emmy Noether-Forschungsgruppe
Die Forscherin Lynn Govaert vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) erhält eine Förderung im Rahmen des Emmy Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Ihre neue Forschungsgruppe beschäftigt sich mit der Frage, ob man die Reaktionen von Arten und Lebensgemeinschaften auf Umweltveränderungen vorhersagen kann, wenn man die wichtigen evolutionären und ökologischen Wechselwirkungen kennt.
“Ich war schon immer fasziniert von Eigenschaften oder Merkmalen und davon, wie sich diese verändern und weiterentwickeln. Die Erkenntnis, dass die Evolution von Merkmalen in der Realität schnell abläuft und mit ökologischen Veränderungen interagieren kann, hat mein Forschungsinteresse an der öko-evolutionären Dynamik geweckt. Ich untersuche, wie stark evolutionäre und ökologische Prozesse Gemeinschaften bzw. Meta-Gemeinschaften und ihre Reaktionen auf Umweltveränderungen prägen. In meiner Arbeit kombiniere ich die Entwicklung konzeptioneller und methodischer Rahmen mit der Erstellung theoretischer Modelle und überprüfe meine theoretischen Annahmen in Labor- und Freilandexperimenten”, beschreibt Lynn Govaert ihren Forschungsansatz.
Die Evolution und die Gemeinschaft prägen die Reaktion auf Umweltveränderungen:
Im Rahmen des Emmy Noether-Programms untersucht das Team um Lynn Govaert, wie wichtige evolutionäre Prozesse (z.B. Selektion, genetische Drift, Genfluss und Mutation) und Gemeinschaftsprozesse (z.B. Artensortierung, ökologische Drift, Ausbreitung und Artbildung) zusammenwirken und die Reaktion von Arten und Gemeinschaften auf Umweltveränderungen formen. Wimperntierchen (Ciliaten), das sind einzellige Organismen, dienen dabei als Modell. Weil sie sich schnell vermehren, sind sie ideal, um die heutige Evolution und ihre Auswirkungen auf ökologische Prozesse zu untersuchen.
„Wir werden verschiedene Mikrokosmos-Experimente mit genetisch und artspezifisch unterschiedlichen Ciliaten durchführen, um zufällige Gemeinschaften mit unterschiedlicher genetischer und speziespezifischer Diversität zu erzeugen. Diese Experimente ergänzen wir dann durch theoretische Modelle, um das mechanistische und prädiktive Verständnis zu verbessern. Und schließlich wollen wir durch Feldarbeit verstehen, wie diese ökoevolutionäre Dynamik in natürlichen Gemeinschaften abläuft. Ich bin gespannt, wie reproduzierbar die Dynamik in den experimentellen Gemeinschaften sein wird, die wir aufbauen, und ob die theoretischen Modelle, die diese verschiedenen Prozesse umfassen, mit den Daten übereinstimmen und unser Verständnis der Reaktionen von Arten und Gemeinschaften auf Umweltveränderungen verbessern können. All dies wird helfen, die Frage zu beantworten, ob wir die Reaktionen von Arten und Gemeinschaften auf Umweltveränderungen vorhersagen können, indem wir die Stärke dieser wichtigen interagierenden evolutionären und ökologischen Prozesse berücksichtigen", sagt Lynn Govaert.
Emmy Noether ermöglicht herausragenden Forschenden den Weg zur Professur:
Das Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ermöglicht herausragenden Nachwuchswissenschaftler*innen, über einen Zeitraum von sechs Jahren die Voraussetzungen für eine Berufung als Hochschullehrer*in zu erlangen. Die Qualifizierung erfolgt durch die Leitung einer Nachwuchsgruppe an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung in Deutschland in Verbindung mit Lehraufgaben. So ist die Berufung auf eine Professur auch ohne Habilitation möglich. Mit Hilfe dieses Programms sollen auch herausragende Nachwuchswissenschaftler*innen aus dem Ausland für das deutsche Wissenschaftssystem (wieder) gewonnen werden.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
https://www.igb-berlin.de/profile/lynn-govaert
Weitere Informationen:
https://www.igb-berlin.de/news/lynn-govaert-leitet-neue-emmy-noether-forschungsgruppe