Vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beim Dortmunder Biomedizin-Förderpreis 2022 ausgezeichnet
Gestern hat der Verein zur Förderung der biomedizinischen und klinischen Forschung e. V. vier Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in drei Kategorien ausgezeichnet. Geehrt wurden wissenschaftlich hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der biomedizinischen Forschung, die in Dortmund oder in Kooperation mit einer Dortmunder Institution entstanden sind.
In der Kategorie Grundlagenforschung ging der Preis an Wout Oosterheert (MPI für molekulare Physiologie). Ákos Bicsák (Klinikum Dortmund) wurde in der Kategorie Klinische Forschung ausgezeichnet. In der Kategorie Nachwuchsforschung bekamen Lena Quambusch (TU Dortmund) und Patrick Nell (Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund – IfADo) den Preis.
Grundlagenforschung
Aktinfilamente sind Proteinfasern, die das innere Skelett der Zelle bilden. Als aktive Elemente unserer Zellen unterstützen Aktinfilamente die Zellfusion und -bewegung und sind an vielen anderen zellulären Prozessen beteiligt. Mit Hilfe der Elektronen-Kryo-Mikroskopie haben Wout Oosterheert und seine Gruppe die Strukturen der Aktinfilamente in noch nie dagewesenem Detail sichtbar gemacht. Die Strukturen zeigen, wie sich einzelne Wassermoleküle, die an das Aktinfilament gebunden sind, positionieren und mit ATP – der Energiequelle der Zelle – reagieren.
Klinische Forschung
Ákos Bicsák erstellte Konzept und Arbeitsabläufe im Kiefertrauma Zentrum der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Klinikum Dortmund. Derart detaillierte und langfristige Analysen zur Versorgung maxillofazialer Traumata sind selten. Sie liefern Ansatzpunkte zur weiteren Optimierung der klinischen Versorgung.
Nachwuchspreis
Lena Quambusch gelang es in ihrer Arbeit, selektive Liganden für die Entschlüsselung von krebsrelevanten Proteinen herzustellen. Anhand von strukturbasiertem Design konnten kovalent-allosterische Inhibitoren entwickelt werden, welche selektiv die Isoformen der Proteinkinase Akt ausschalten. Diese chemischen Werkzeuge ermöglichen es, in Folgeexperimenten die Biologie und Rolle der Proteine im Krankheitsgeschehen besser zu verstehen und so neue therapeutische Ansätze aufzudecken.
Aus Stammzellen gewonnene Hepatozyten gelten weithin als vielversprechendes Mittel zur Überwindung des Mangels an Spendermaterial für Forschung und Therapie, doch die großen Unterschiede zu menschlichen Spenderhepatozyten stellen derzeit eine Herausforderung dar. Patrick Nell und sein Team fanden heraus, dass aus Stammzellen gewonnene „Hepatozyten“ Hybridzellen sind, die Merkmale von Leber- und Darmzellen aufweisen. Die Forschenden identifizierten Gennetzwerke, die an diesem Hybridzustand beteiligt sind, und haben gezeigt, dass eine gezielte Manipulation des FXR-regulierten Gennetzwerks die aus Stammzellen gewonnenen Hepatozyten verbessern kann.
Verein zur Förderung der biomedizinischen und klinischen Forschung e. V.
Unterstützung und Förderung der Verbindung von Grundlagenforschung und klinisch-praktischer Anwendung – darum kümmert sich seit vielen Jahren der Verein zur Förderung der biomedizinischen und klinischen Forschung e.V. aus Dortmund. „Wir wollen eine Brücke vom Labor zu den Patienten in der Klinik schlagen und so den Transfer von Forschungsergebnissen in die klinische Anwendung fördern“, erklären die Vorsitzenden Prof. Dr. Hermann Kalhoff (Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Dortmund) und Prof. Dr. Jan Hengstler (Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund – IfADo). „Die Anzahl und die Qualität der Arbeiten zeigen, dass viele Institutionen in Dortmund und Umgebung Forschung und medizinische Versorgung auf höchstem Niveau leisten – zum Wohle der Allgemeinheit.“ Auch 2023 wird der Biomedizinpreis wieder für exzellente Forschungsarbeiten mit Brückenfunktion ausgeschrieben.