Johanna-Mestorf-Akademie zeichnet Meilenstein der Umweltarchäologie aus
Iris Nießen (Jena) erhält zum Auftakt der Kiel Conference 2023 „Scales of Social, Environmental, and Cultural Change in Past Societies“ den renommierten Johanna-Mestorf-Preis für ihre Dissertation
Der Anteil der Menschen, die in Städten leben, nimmt weltweit immer weiter zu. Angesichts dieses Trends und der damit verbundenen Herausforderungen beschäftigen sich auch die archäologischen und historischen Wissenschaften intensiv mit Urbanisierungsprozessen und ihren Beziehungen zur jeweiligen Umwelt. Wo liegen die Wurzeln von Stadtbildungsprozessen in der Vergangenheit, wie haben sie sich früher vollzogen?
Heute (13.3.) zeichnete die Johanna-Mestorf-Akademie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) die Archäologin Iris Nießen für eine herausragende Doktorarbeit in genau diesem Arbeitsgebiet mit dem renommierten Johanna-Mestorf-Preis aus. Die Preisträgerin hatte ihre Dissertation mit dem Titel „Donau – Ufer – Regensburg““ über die Entwicklung einer am Ufer der Donau gelegenen Siedlung zu einem Quartier der mittelalterlichen Großstadt Regensburg an der Friedrich-Schiller-Universität Jena verfasst.
„Die interdisziplinäre Arbeit von Iris Nießen zeigt vorbildhaft die Verflechtung von sozialem und ökologischem Wandel anhand des untersuchten Beispiels. Mit der Verbindung von historischer und archäologischer Analyse kann die Arbeit als Meilenstein der Umweltarchäologie bezeichnet werden“, betont Prof. Dr. Lutz Käppel, Sprecher des CAU-Forschungsschwerpunktes „Gesellschaft, Umwelt und Kultur der Vergangenheit im Wandel“ (Societal, Environmental and Cultural Change, SECC) und Vorsitzender des Preiskomitees der Johanna-Mestorf-Akademie in seiner Laudatio.
Die Dissertation von Iris Nießen beruht auf umfangreichen Ausgrabungen am Regensburger Donauufer in den Jahren 2009 bis 2015. Ihre Auswertung dieser Grabungen zeichnen ein detailliertes soziales und wirtschaftliches Bild der Entwicklung einer Hafensiedlung zu einem vollwertigen Stadtviertel um 1300 n.Chr.
Extra für die Auswertung des umfangreichen Daten- und Fundmaterials hatte die Preisträgerin archäologische und historische Methoden entwickelt, um Umweltperspektiven in ihre Arbeit zu integrieren. So konnte sie die historische Entwicklung der Flusslandschaft in der Geschichte Regensburgs umfassend darstellen.
Guido Wendt, Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, gratulierte Iris Nießen herzlich. „Mit dem Johanna-Mestorf-Preis wird eine Preisträgerin geehrt, die mit der Dissertation nicht nur eine besondere wissenschaftliche Leistung vorgelegt hat, sondern zugleich noch am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere steht. Ich finde es besonders wichtig, herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler auszuzeichnen und ihre Arbeit sichtbar zu machen. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden wir ihre Kreativität, ihren Innovationsgeist und ihre Ideen brauchen“, betonte Wendt per Videobotschaft.
CAU-Präsidentin Professorin Simone Fulda gratulierte ebenfalls herzlich, als sie den Preis überreichte. „Die wissenschaftliche Leistung, die Iris Nießen für ihre Dissertation erbracht hat, ist wirklich außergewöhnlich. Der Johanna-Mestorf-Preis ist dafür die verdiente Anerkennung. Er soll gleichzeitig in die Zukunft wirken und eine talentierte junge Wissenschaftlerin auf dem weiteren Karriereweg unterstützen.“
Die Preisverleihung war gleichzeitig der Auftakt zur internationalen Kiel Conference 2023: Scales of Social, Environmental, and Cultural Change in Past Societies (Kiel-Konferenz 2023: Skalen des sozialen, ökologischen und kulturellen Wandels in vergangenen Gesellschaften) an der CAU. Bis kommenden Samstag präsentieren und diskutieren mehr als 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 30 Ländern neueste Erkenntnisse zu den Verknüpfungen von Umwelt, sozialen Beziehungen, materieller Kultur, Bevölkerungsdynamik und menschlicher Wahrnehmung in der Vergangenheit.
Organisiert wurde die Konferenz vom Sonderforschungsbereich (SFB) 1266 „TransformationsDimensionen – Mensch-Umwelt Wechselwirkungen in Prähistorischen und Archaischen Gesellschaften“ und dem Exzellenzcluster ROOTS im Rahmen der Johanna-Mestorf-Akademie.
Der mit 3000 Euro dotierte Johanna-Mestorf-Preis wird bereits zum sechsten Mal im Rahmen der Konferenzreihe verliehen. Er zeichnet jeweils junge Forscherinnen oder Forscher aus, die eine exzellente Dissertation im Bereich sozial-ökologischer Forschung oder Landschaftsarchäologie verfasst habe.
„Bei allen Aktivitäten in unserem Forschungsschwerpunkt ist die Förderung von exzellentem Nachwuchs ein wichtiges Anliegen. Der Johanna-Mestorf-Preis setzt dabei ein Zeichen, das weit über Kiel hinaus wahrgenommen wird“, sagt Johannes Müller, Sprecher des SFB1266 und des Exzellenzclusters ROOTS.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Lutz Käppel
Sprecher Johanna-Mestorf-Akademie
Tel.: +49 (0)431 880-2237
E-Mail: luka@email.uni-kiel.de
Prof. Dr. Johannes Müller
Sprecher SFB1266 und Exzellenzcluster ROOTS
Tel.: +49 (0)431 880-3391
E-Mail: Johannes.mueller@ufg.uni-kiel.de
Weitere Informationen:
http://www.cluster-roots.org Der Exzellenzcluster ROOTS
https://www.sfb1266.uni-kiel.de Der Sonderforschungsbereich 1266 TransformationsDimensionen
https://www.jma.uni-kiel.de/en Die Johanna-Mestorf-Akademie
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