Stellungnahme der unterzeichnenden Fachgesellschaften zur geplanten Novelle des WissZeitVG
Verschiedene Fachgesellschaften, die zusammen mehr als 45.000 Mitglieder in den Natur- und Lebenswissenschaften sowie in der Biomedizin vertreten, äußern sich mit einer Stellungnahme zur geplanten Novelle des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes.
Derzeit wird eine Novelle des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) diskutiert. Grundsätzlich ist eine Diskussion der Karrierewege junger Wissenschaftler:innen innerhalb und außerhalb akademischer Einrichtungen sehr zu begrüßen. Aus Sicht der unterzeichnenden wissenschaftlichen Fachgesellschaften sind in der Debatte um die Novellierung des WissZeitVG für die natur- und lebenswissenschaftlichen Disziplinen jedoch wesentliche Aspekte bislang nicht ausreichend beschrieben worden.
Die wissenschaftliche Arbeit in den Natur- und Lebenswissenschaften sowie in der Biomedizin erfordert in der Regel die Erhebung komplexer Datensätze sowie aufwändige quantitative Analysen von Prozessen, die inhärent auf langfristigen Zeitskalen stattfinden. Die Anerkennung der damit verbundenen Beiträge durch die wissenschaftliche Gemeinschaft erfolgt durch wissenschaftliche Fachpublikationen in führenden internationalen Zeitschriften, die international kompetitive Arbeitsmöglichkeiten deutlich jenseits der anvisierten 3-jährigen Postdoc-Phase erfordern. Sichtbare Publikationen ermöglichen Wissenschaftler:innen dann die unabhängige Leitung eigener Forschungsprojekte und bilden damit die Basis für die Berufung auf eine unbefristete Professur oder vergleichbare Leitungspositionen.
Eine Begrenzung der Postdoc-Phase auf nur noch 3 Jahre ist daher gerade im internationalen Vergleich deutlich zu kurz und würde die individuellen Arbeitsmöglichkeiten von Wissenschaftler:innen, insbesondere im Hinblick auf eine weitere akademische Laufbahn, massiv einschränken. Eine Abwanderung von Wissenschaftler:innen ins Ausland und ein erheblicher Verlust der Qualität der Forschung in den Natur- und Lebenswissenschaften wie auch in der Biomedizin wären die zwingenden negativen Folgen. Ferner würde eine solch enge zeitliche Einschränkung der Postdoc-Phase zu einer erheblichen Benachteiligung von Frauen in der Wissenschaft führen.
Darüber hinaus weisen wir darauf hin, dass die angestrebte Novellierung des WissZeitVG, die derzeit von allen Beteiligten engagiert diskutiert wird, nicht mehr unbefristete Stellen schaffen wird. Dies ist nur durch eine deutliche Aufstockung der dauerhaften Mittel zur Grundfinanzierung der Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen zu erreichen.
Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM)
Anatomische Gesellschaft
Deutsche Gesellschaft für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie (DGPT)
Deutsche Gesellschaft für Extrazelluläre Vesikel (GSEV)
Deutsche Gesellschaft für Zellbiologie (DGZ)
Deutsche Physiologische Gesellschaft (DPG)
Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)
Gesellschaft für Entwicklungsbiologie (GfE)
Gesellschaft für Genetik (GfG)
Neurowissenschaftliche Gesellschaft (NWG)
Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM)
Die unterzeichnenden Fachgesellschaften vertreten mehr als 45.000 Mitglieder in den Natur- und Lebenswissenschaften sowie in der Biomedizin.
Medienkontakt:
Prof. Dr. Volker Haucke
Präsident der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e.V.
https://gbm-online.de/die-gbm.html
haucke@fmp-berlin.de
Tel. +49 (0) 30 947 93 100
Information zur GBM
Die Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM) ist die größte biowissenschaftliche Fachgesellschaft Deutschlands. Sie bietet ihren rund 5.000 Mitgliedern aus Hochschulen, Forschungsinstituten und Industrie nach außen eine starke Interessenvertretung gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit, sowie Gelegenheiten zu internationaler Kooperation. Nach innen eröffnet die GBM zahlreiche Möglichkeiten der Vernetzung und der Förderung der wissenschaftlichen Karriere.
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