Förderung „Calls for Transfer“ fördert hochaktuelle Projekte an der HAW Hamburg
Das Programm „Calls for Transfer“ unterstützt Konzepte von Forschenden an staatlichen Hamburger Hochschulen mit einer Initialförderung. Für die jüngste Förderrunde wurden Projekte zu einer innovativen Gesundheitsförderung von geflüchteten Frauen aus der Ukraine und zu einer Analyse der Umrüstung von LNG-Terminals auf Wasserstoff ausgewählt und jetzt mit 30.000 Euro gefördert.
Das im Sommer 2018 gestartete und von der Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB) geförderte Programm „Calls for Transfer“ in Projektträgerschaft der TU Hamburg setzt gezielt hier an und fördert den Wissens- und Technologietransfer an den sechs staatlichen Hamburger Hochschulen. Ausgewählte Projektanträge werden mit bis zu 30.000 Euro für eine Laufzeit von zwölf Monaten unterstützt.
Für die jüngste Förderrunde wurde im Februar bekannt, dass insgesamt vier Anträge aus Fakultäten der HAW Hamburg unter den geförderten Vorhaben sind. Mit der Initialförderung können die Wissenschaftler*innen mit ihrer Arbeit beginnen oder bereits bestehende Projekte fortsetzen.
Projekt I: Innovative Gesundheitsförderung für geflüchtete Frauen aus der Ukraine
Das Projekt „Ukraine Refugee Health – Women“ (URefHe – Women) von Prof. Dr. Johanna Buchcik zielt darauf ab, die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von geflüchteten Frauen aus der Ukraine zu verbessern. Nach einer Bedarfsanalyse in Form von Fokusgruppendiskussionen, die die maßgeblichen Belastungen der Geflüchteten identifizieren sollen, werden diese – in einem nächsten Schritt – in einer muttersprachlichen Podcast-Serie fachlich aufbereitet. Psychische Belastungen sollen in einfacher Sprache erklärt werden.
Grundlage für den Antrag bildete das bis Sommer 2022 durchgeführte Projekt „Ukraine Refugee Health (URefHe)“ am Department Gesundheitswissenschaften der Fakultät Life Sciences. Hier wurden knapp 400 quantitative und standardisierte Interviews mit aus der Ukraine geflüchteten Frauen und Männern geführt. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass das Kriegsgeschehen und die Fluchterfahrungen für die Betroffenen psychisch äußerst belastend waren. Etwas über 60 Prozent der 304 Befragten gaben an, erheblich bis schwer unter psychischen Belastungen zu leiden. Diese drücken sich unter anderem durch Schlafverlust, Sorgen, ständiges Angespanntsein, Verlust des Selbstvertrauens und Selbstwertgefühls sowie depressive Symptome und Ängste aus.
Projektleiterin Prof. Buchcik erklärt: „In der Ukraine sind teilweise noch klassische Rollenvorbilder vorherrschend, die Männer als Familienversorger definieren. Die Frauen, die ihre Männer zurücklassen mussten, weisen häufig eine sogenannte `double jeopardy´ auf, das bedeutet eine intersektionale Diskriminierungserfahrungen zum Beispiel aufgrund des Zusammenwirkens von Geschlecht und Flucht. Diese Frauen sind häufig von generalisierten Ängsten, depressiven Störungen und posttraumatischen Belastungsstörungen betroffen“.
Auf der zu entwickelnden und in ukrainischer Sprache angebotenen Podcast-Plattform werden Themen aus der qualitativen Bedarfsanalyse aufgegriffen. Zudem wird es niedrigschwellige Handlungs- und Verhaltensempfehlungen geben. „Der Zugang zu den geplanten Podcasts soll offen, ohne Sprachbarriere und ohne Schamgefühl sein und wird fachlich durch eine Psychotherapeutin begleitet. Die Aufklärungsreihe soll der Zielgruppe auf einer freiwilligen Basis angeboten werden“, so Prof. Buchcik.
Projekt II: LNG-Terminals für Wasserstoff nutzen
Der Projektantrag mit dem Titel „Flüssig-Wasserstoff Import in LNG-Terminals“ kommt von Prof. Dr.-Ing. Sebastian Timmerberg ebenfalls aus der Fakultät Life Science. Er analysiert Konzepte und deren Machbarkeit, um LNG (Liquid Natural Gas) -Terminals in Deutschland langfristig von Flüssig-Erdgas auf Flüssig-Wasserstoff umstellen zu können. Das Projekt stützt sich dabei auf Studien, die bereits unter anderem in Zusammenarbeit mit der Industrie, wie beispielsweise Errichtern von LNG-Terminals, erarbeitet wurden.
Flüssig-Wasserstoff und LNG weisen deutliche physikalische Unterschiede auf. Insbesondere die um circa 90 Grad Celsius niedrigere Speichertemperatur von Flüssig-Wasserstoff stellt das LNG -Terminal vor Herausforderungen. Als Ausgangspunkt identifiziert das Projekt daher zunächst die technischen Hürden einer Umrüstung und ob sich verbaute LNG Technologien überhaupt für die Nutzung von Flüssig-Wasserstoff eignen. Dabei werden die Unterschiede der Technologien für Flüssig-Gas und Flüssig-Wasserstoff herausgearbeitet. Außerdem werden die Materialien, aus denen die LNG-Terminals gefertigt sind, auf ihre Wasserstoffverträglichkeit hin untersucht.
Ziel der Untersuchung ist es, die Anforderungen an ein Flüssig-Wasserstoff-Terminal aus Sicht eines sich verändernden Energiesystems systematisch und nachvollziehbar darzustellen. Für die Projektumsetzung sollen ebenfalls Partner*innen aus der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik identifiziert und gewonnen werden. Darüber hinaus soll das Projekt in das Netzwerk des Norddeutschen Reallabors (NRL) eingebunden werden. Im Gesamtverbund soll dann in einem nächsten Schritt ein großes Forschungsvorhaben formuliert werden, um weitere Projektmittel für die Realisierung der Energiewende einzuwerben.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Projekt Innovative Gesundheitsförderung für geflüchtete Frauen aus der Ukraine
Fakultät Life Sciences
Department Gesundheitswissenschaften
Prof. Dr. Johanna Buchcik
Professorin für Gesundheitsverhalten und Diversity
johanna.buchcik (at) haw-hamburg (dot) de
Projekt LNG-Terminals für Wasserstoff nutzen
Fakultät Life Sciences
Department Umwelttechnik
Prof. Dr.-Ing. Sebastian Timmerberg
Professor für Umweltverfahrenstechnik, Erneuerbare Kraftstoffe und Energiewirtschaft
sebastian.timmerberg (at) ls-haw-hamburg (dot) de
Weitere Informationen:
https://www.haw-hamburg.de/detail/news/news/show/wissen-fuer-die-praxis/