Teilnehmerrekord beim 4. European Robotics Hackathon
Erstmals gehen beim European Robotics Hackathon (EnRicH) vom 12. bis 16. Juni insgesamt 14 Mannschaften an den Start – mehr als je zuvor. Auf dem Gelände des nie in Betrieb gegangenen Atomkraftwerks (AKW) Zwentendorf bei Wien testen die Teilnehmer, die aus Österreich und Deutschland, aber auch aus Polen, Finnland und sogar Kanada anreisen, den aktuellen Entwicklungsstand ihrer robotischen Systeme. Sie alle stellen sich dabei den anspruchsvollen Szenarios, die die Organisatoren vom Fraunhofer FKIE und des österreichischen Amts für Rüstung und Wehrtechnik (ARWT) entwickelt haben. Mit dabei ist auch ein FKIE-Team.
"Die Aufgaben für die Teams werden im Vergleich zur letzten EnRicH 2021 angepasst und insgesamt schwieriger", sagt Dr. Frank E. Schneider, stellvertretender Leiter der Abteilung "Kognitive Mobile Systeme" am Fraunhofer FKIE. Dunkle Räume, enge Kurven, steile Treppen und meterdicke Beton- und Stahlwände gehören seit der ersten Ausgabe des Hackathons 2017 zu den schwierigen Gegebenheiten, die dem außergewöhnlichen Veranstaltungsort geschuldet sind. Welche zusätzlichen Herausforderungen sich das Organisationsteam um FKIE-Mitarbeiter Dennis Wildermuth für 2023 hat einfallen lassen, erfahren die Teams erst während der jeweiligen Szenarios vor Ort. Wildermuth verrät nur so viel: "Es wird erstmals keine komplette Funkabdeckung geben und eine neue Art von Strahlenquellen."
Das Üben mit diesen echten radioaktiven Proben, die das österreichische Bundesheer zur Verfügung stellt, gehören zum Konzept der EnRicH, bei der Realitätsnähe an erster Stelle steht. Der 1978 fertiggestellte, nach einer Volksbefragung jedoch nie in Betrieb gegangene Atommeiler biete dazu die idealen Voraussetzungen, ist Schneider überzeugt. Der ungewöhnliche Veranstaltungsort ermögliche zudem Aufgabenstellungen mit hochaktuellem Bezug: "Das Risiko eines Störfalls in einem Atomkraftwerk kann niemals vollständig ausgeschlossen werden", sagt der FKIE-Wissenschaftler. Viele der dann erforderlichen Einsätze könnten aufgrund der hohen Strahlenlast nur von Robotern ausgeführt werden. Schneider betont: "EnRicH ist kein Wettkampf, sondern ein Leistungsvergleich, der Fähigkeiten und Defizite der Robotik in einem Störfallszenario aufzeigt."
Externe Jury beurteilt alle gezeigten Leistungen
Die Teams messen sich in den drei Disziplinen "Mapping", "Manipulation" und "Search & Rescue". Zudem wird es nach der Premiere 2021 erneut ein spezielles Szenario für Unmanned Aerial Vehicles (UAVs) bzw. Drohnen geben. Bewertet werden alle gezeigten Leistungen von einer externen Jury, in der mit Dr. Michael Gustmann, Kenneth Pink und Professor Daniel Watzenig ausgewiesene Experten für Robotik und kerntechnische Fragestellungen vertreten sind.
Der Jurybewertung wird sich auch das FKIE-Team mit Dr. Matthias Nieuwenhuisen und Boris Illing stellen, die bei der EnRicH erstmals den Dual-Arm-Roboter "Magni" in den praxisnahen Einsatz bringen. Der Roboter, der auf der Plattform "tEODor" der Firma Telerob basiert, verfügt über zwei Arme mit je 50 Kilogramm Gewicht sowie Kraft-Momenten- und taktile Sensoren zum vorsichtigen Greifen. Entwickelt wird er im Rahmen des mehrjährigen Projekts "Mobile Manipulation für CasEvac" am Fraunhofer FKIE.
"Unser Schwerpunkt bei der EnRicH wird entsprechend dem Projektbezug die Aufgabe der Verwundetenrettung sein", erklärt Illing. "Wir werden aber auch die 3D- und Strahlungs-Kartierung sowie die Manipulationsaufgabe mit radioaktiven Quellen bearbeiten." Neuland ist die EnRicH für beide Wissenschaftler nicht: Bereits 2017 und 2019 ging Illing für das FKIE in Österreich an den Start, sein Kollege Nieuwenhuisen 2021. "Damit waren wir bei jeder Iteration der Veranstaltung dabei und versuchen jedes Mal, uns auf eine Neuheit zu fokussieren." Wie gut sich "Magni" beim Hackathon schlägt, wissen beide spätestens am 16. Juni.
The 4th European Robotics Hackathon
EnRicH 2023
Zwentendorf Nuclear Power Plant NPP
12. – 16. Juni 2023
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Frank E. Schneider
Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE
Stellvertretender Leiter der Abteilung "Kognitive Mobile Systeme"
frank.schneider@fkie.fraunhofer.de Telefon: +49 228 9435481
Weitere Informationen:
https://www.fkie.fraunhofer.de/enrich
https://enrich.european-robotics.eu