Fachtagung: Wissen durch Digitalisate? – Objekte, Bilder, Perspektiven
Gemeinsam mit dem Center for Materials and Processes (MAPEX) sowie dem Institut für Wissensmedien (IWM) veranstaltet das Deutsche Schifffahrtsmuseums (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte am 15. und 16. Juni 2023 im Forschungsdepot des DSM in Bremerhaven und im Haus der Wissenschaft in Bremen die Tagung „Wissen durch Digitalisate? – Objekte, Bilder, Perspektiven“. Die Beteiligten des SAW-Transferforschungsprojektes „Digital Materialities“ diskutieren mit Gästen aus Wissenschaft und Kultur zur ästhetischen Dimension von Digitalisaten, ihrer Evidenzfunktion und ihren Barrieren.
Digitalisate von Objekten sollen die eigentlichen Exponate durch eine ‚Sichtbarmachung‘ vorher verborgener Spuren besser als je zuvor ‚zum Sprechen‘ bringen und durch ihre unbeschränkte Verfügbarkeit im Netz einen weltweiten Wissensaustausch fördern. In der zweitägigen Tagung am 15. und 16. Juni beleuchten wir, färben ein, vergrößern, schauen uns Details an und kommentieren.
Welche Materialitäten werden im Digitalisat produziert? Ist das Digitalisat nicht ein eigenständiges Artefakt und daher vom Digitalisierten losgelöst? Könnte es ohne Abstand – sei es im Sinne einer Abstraktion oder einer Konkretion –einen epistemischen Wert erlangen? Welche intrinsischen Störungen und Fehler treten in Digitalisierungsprozessen auf – Störungen, deren Analyse wiederum große Erkenntnispotenziale erschließen kann.
Digitalen Bildern kommt heute eine grundlegende heuristische Funktion zu – in der Industrie, der Medizin, in den Naturwissenschaften und in Museen und Ausstellungen: Aus ihnen werden Informationen abgeleitet, die in zunehmendem Maße nicht mehr empirisch mit dem originären Objekt abgeglichen werden (können).
Noch zu selten wird dabei reflektiert, wie sich Medientechniken in die virtuellen Objekte einschreiben. Denn unterschiedliche Digitalisierungsmethoden sind nicht einfach Verlängerungen unserer Sinne, sondern operieren mit medientechnischen Eigenlogiken, welche teils ganz ‚unmenschliche‘ sensorische Daten erzeugen und somit erst wieder für uns ‚übersetzt‘ werden müssen. Sie implizieren (in zweifachem Sinne) ‚programmatische‘ Entscheidungen, welche die Repräsentation von Artefakten beeinflussen und unsere Perspektiven darauf nahe-, wenn nicht gar festlegen. Damit lenken sie auch die Art und Weise der Wissensproduktion.
Nicht zuletzt ist sowohl in musealen wie auch in wissenschaftlichen oder industriellen Kontexten zu fragen, wie Digitalisate und analoge Gegenstände miteinander funktionieren, interagieren und welche Konflikte auftreten können? Wie beeinflussen dabei Räume, Situationen und Alltagspraktiken die Wahrnehmung der Digitalisate?
Die Fachtagung, die sich an Expert:innen aus Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft richtet, widmet sich diesen Themen sowohl in übergreifender Perspektive als auch anhand spezifischer Fallbeispiele aus musealen und industriellen Anwendungsbereichen. Dabei bringt sie Theorie und Praxis unterschiedlicher disziplinärer Fachrichtungen in einen engen Austausch.
Fachtagung am Donnerstag und Freitag, 15. und 16. Juni, im Forschungsdepot des DSM und im Haus der Wissenschaft Bremen. Anmeldung für Teilnahme in Präsenz ist bis zum 30. April 2023 möglich. Anmeldung für virtuelle Teilnahme ist bis zum 31.Mai 2023 möglich. Konferenzsprache ist Englisch. Anmeldung unter: https://www.uni-bremen.de/mapex/aktuelles/anmeldung-zu-veranstaltungen/digitized-material?no_cache=1#c497463
Weitere Informationen:
https://www.dsm.museum/fileadmin/user_upload/redaktion/ueberuns/downloads/DigiMatSymposium_Evidenz_durch_Digitalisate_Kurzankuendigung_deutsch_final.pdf