Historische „Kuprejanov-Sammlung“ wird mit Fördermitteln erschlossen
Oldenburg. In etlichen Museumssammlungen des globalen Nordens haben Objekte überdauert, die in den Regionen ihrer Herkunft aufgrund systematischer Entnahme kaum noch zu finden sind. Im Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg wird nun ein solcher Bestand – die sogenannte Sammlung Kuprejanov – im Rahmen eines zweijährigen Forschungsprojekts erschlossen und digitalisiert. Das Museum sucht hierfür auch den Kontakt mit den Herkunftsgesellschaften der Objekte. Die Sammlung kam bereits in den Jahren 1843/44 zu Zeiten des russischen Zarenreichs in das Oldenburger Museum. Sie umfasst rund 140 ethnologische und naturkundliche Objekte aus dem heutigen Alaska und angrenzenden Kanada.
Möglich wird die Bearbeitung der Sammlung durch die Förderung im Programm „Pro*Niedersachsen – Kulturelles Erbe“ des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur.
„Die Sammlung Kuprejanov ist das Herzstück unseres ethnologischen Bestandes. Ist sie digital verfügbar, sind die Objekte endlich breit recherchierbar und nutzbar. Wir wollen, dass die Angehörigen der First Nations von der Existenz ihres kulturellen Erbes in unserem Museum erfahren können. Und auch für die weitere Beforschung dieser besonderen Sammlung ist dieser Schritt essenziell. Mithilfe des Förderprogramms wird das nun möglich“, sagt die projektverantwortliche Wissenschaftlerin, Dr. Ivonne Kaiser.
Das Projekt „Russisch-Amerika in Oldenburg – Provenienzforschung und Digitalisierung der Sammlung Kuprejanov im Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg“ hat im Februar begonnen. Im Förderzeitraum von zwei Jahren wird Dr. Ivonne Kaiser zu jedem Objekt Informationen ermitteln, zusammenführen und in die Museumsdatenbank aufnehmen. Bereits jetzt hat sie Kontakt mit Angehörigen der Herkunftsgesellschaften aufgenommen, damit auch originäres Wissen zu den Objekten in die wissenschaftliche Bearbeitung einfließen kann. Mit Abschluss des Projekts will das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg die Daten zur Kuprejanov-Sammlung digital veröffentlichen.
Die Sammlung Kuprejanov
Bis auf wenige Einzelstücke, die bereits in Sonderausstellungen zu sehen waren, ist die Sammlung kaum erschlossen. Die Objekte stammen aus frühen kolonialen Zusammenhängen und weisen Techniken, Farbmuster und Materialien auf, die es heute in den Herkunftsgebieten so nicht mehr gibt. Das macht die Sammlung umso wichtiger für die Nachkommen der Hersteller:innen der Objekte und für die Wissenschaft.
Die genauen Erwerbsumstände der Sammlung sind ungeklärt. Bekannt ist, dass die ethnologischen und naturkundlichen Exponate von Ivan Antonovich Kuprejanov (1794-1857) erworben wurden. Kuprejanov war in den Jahren 1835 bis 1840 Gouverneur im heutigen Alaska, damals Russisch-Amerika. Erste Station der Objekte nach Verlassen ihrer Herkunftsregionen an der Nordwestküste Amerikas, war St. Petersburg. Der Weg ins Oldenburger Museum wurde aufgrund der dynastischen Beziehungen des Hauses Oldenburg zum russischen Zarenhof möglich. Wegen dieser Verbindung konnte der damalige Museumsvorstand, Alexander von Rennenkampff, die Objekte für das Großherzogliche „Naturalien-Cabinett“ erhalten. Sie kamen 1843/1844 ins Haus und bilden den Grundstock der ethnologischen Sammlung des 1836 gegründeten Museums, dem heutigen Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Ivonne Kaiser
E-Mail: i.kaiser@landesmuseen-ol.de