World Sepsis Congress – Sepsis, Pandemien und AMR als globale Bedrohung bekämpfen
Am 25. und 26. April 2023 findet der World Sepsis Congress statt. Sepsis ist die schwerste lebensbedrohliche Komplikation von alltäglichen und pandemiebedingten Infektionskrankheiten. In seinem Grußwort bezeichnet WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus es als Tragödie, dass die Mehrzahl der jährlich mehr als 11 Millionen Toten durch Sepsis vermeidbar sind.
Ein Themenschwerpunkt des Kongresses ist der Austausch zwischen Gesundheitsexpert/innen aus Ländern, in denen es bereits gelungen ist, durch Struktur- und Qualitätssicherungs- und Aufklärungsmaßnahmen die Zahl der vermeidbaren Sepsistoten erheblich zu reduzieren. Präsentiert und diskutiert werden auch Sprunginnovationen bei der Prävention, Früherkennung, Erregerdiagnose, Akuttherapie und Behandlung der Langzeitfolgen, die Überlebenschancen weiter zu steigern und die Langzeitfolgen zu begrenzen.
Sepsis wird durch eine Überreaktion des Immunsystems des Körpers gegen Infektionserreger verursacht, wenn diese in die Blutbahn eindringen und deshalb auch „Blutvergiftung“ genannt. Un- bzw. zu spät behandelt führt Sepsis zum Tod durch Versagen der Organe und zum Kreislaufschock. Deshalb muss Sepsis wie Herzinfarkt als Notfall behandelt werden. Allein durch die Verbesserung der Früherkennung und Behandlung als Notfall im Gesundheitssystem hat sich in Australien die Sepsissterblichkeit innerhalb von 10 Jahren halbiert.
Es wird international sehr begrüßt, dass Bundesgesundheitsminister Lauterbach nicht nur zusammen mit WHO-Generaldirektor Tedros die Schirmherrschaft für diesen Weltkongress übernommen hat, sondern unter seiner Ägide die G7-Gesundheitsminister in ihrem Kommuniqué von 2022 betonen, dass sie der Umsetzung der WHO-Resolution Sepsis von 2017 global einen deutlichen Schub geben wollen. In dieser von der damaligen Bundesregierung initiierten Resolution wird zur Verbesserung der Prävention, Diagnose und Behandlung von Sepsis gefordert, dass alle WHO-Mitgliedsstaaten Sepsis zu einer Priorität für ihre Gesundheitssysteme machen sollen.
„Deutschland gehört mit der Förderung der bundesweiten Aufklärungskampagne Deutschland Erkennt Sepsis endlich zu den bis jetzt weltweit 20 Staaten, die einen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben“ betont Joachim Greuner. Er hat in einem Universitätsklinikum aufgrund einer als „Frühjahrsgrippe“ verkannten Sepsis, innerhalb von 36 Stunden nach Aufnahme nicht nur seine hochschwangere Frau, sondern auch seinen ungeborenen Sohn verloren. „Ich kann nicht verstehen, dass dies in einem so wohlhabenden Land kein tragischer Einzelfall ist“ und fährt fort: „Es ist schwer zu ertragen, dass es in Europa und weltweit vergleichbare Industrienationen gibt, in denen die Sepsissterblichkeit nur halb so hoch ist wie in Deutschland. Die dringend notwendige Strukturreform des Gesundheitswesens, muss deshalb unbedingt von Qualitätssicherungsmaßnahmen begleitet werden, die in vielen anderen Ländern Standard sind".
Der Vorstandsvorsitzende der Sepsis Stiftung Konrad Reinhart begrüßt es sehr, dass sich der Patientenbeauftragte der Bundesregierung und MdB Stefan Schwartze zur sehr für die Aufklärung über Sepsis im Deutschen Bundestag, in der Öffentlichkeit und im Gesundheitswesen einsetzt und und deshalb auch die Schirmherrschaft für die bundesweite Verbreitung der Sepsis-Checkliste übernommen hat. „Nun muss endlich, in Analogie zu der sehr erfolgreichen Aufklärungskampagne sexuell übertragbarer Krankheiten, die seit Jahren von Betroffenen und der Sepsis Stiftung geforderte bundesweite Aufklärungskampagne zu Prävention und Früherkennung von Sepsis vom Bundestag bewilligt werden“, so Reinhart weiter.
Themen des World Sepsis Congress, werden auch die im Rahmen der COVID-19 Pandemie gewonnen Erkenntnisse zur Infektionsprävention durch Impfungen und zur Effektivität der Blockierung der Immunantwort bei schweren COVID-19 Infektionen und Sepsis sein. Deutschland hatte bei der Entwicklung innovativer Ansätze bei der Impfstoffentwicklung mittels mRNA-Technologien eine Vorreiterrolle. Aktuell hat die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) eine Notfallzulassung für einen Antikörper ausgesprochen, der durch die Hemmung des überschießenden Immunsystems bei viraler Sepsis infolge von COVID-19, dazu geführt hat, dass einer von vier Patienten zusätzlich überlebt hat. „Der in Deutschland durch das Biotech-Unternehmen InflaRx aus Jena entwickelte Antikörper ist ein weiterer Beleg für die Leistungsfähigkeit des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Deutschland“, sagt Professor Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover, der an der Studie beteiligt war.
Der World Sepsis Congress findet virtuell statt und die Teilnahme ist kostenlos. Registrierungsmöglichkeit, Programm und die Grußworte finden Sie hier: https://www.worldsepsiscongress.org/
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Konrad Reinhart
presse@sepsis-stiftung.de