Diabetes Kongress 2023: Präzisionsmedizin in der Diabetologie – es gibt mehr als einen „Typ 2“
Menschen mit Diabetes Typ 2 wurden lange Zeit als homogene Gruppe betrachtet. Diese etablierte Klassifizierung reflektiert jedoch nur unzureichend die Heterogenität und die Vielfalt der Verlaufsformen der chronischen Stoffwechselerkrankung. Die Präzisionsmedizin und damit einhergehende individualisierte Therapie sind nun auch in der Diabetologie angekommen und sollen künftig den maßgeschneiderten Einsatz von Therapiekonzepten möglich machen: Menschen mit Diabetes, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von intensivierten Maßnahmen profitieren, benötigen eine andere Therapie als jene, für die in Bezug auf Lebensqualität und Sterblichkeit eine zurückhaltende medikamentöse Behandlung passender ist.
Damit dies präzise gelingt, erforschen Expertinnen und Experten intensiv zugrundeliegende Mechanismen der Pathogenese und Komplikationen des Diabetes Typ 2, um neue therapeutische Zielparameter zu definieren und daraus individualisierte Therapiekonzepte zu entwickeln. Auf dem Diabetes Kongress 2023 diskutieren die Teilnehmenden aktuelle Erkenntnisse dazu. Professor Dr. med. Julia Szendrödi stellt auf der Vorab-Pressekonferenz (online) zum Diabetes Kongress am Mittwoch, den 10. Mai 2023, die neue Klassifizierung des Diabetes in Subtypen vor.
Rund ein Drittel aller Menschen mit Diabetes Typ 2 hat bei der Diagnose der chronischen Stoffwechselerkrankung auch bereits Folgeschäden, sei es an den Augen, Nieren oder dem Herz-Kreislaufsystem. Mitunter wird sogar erst bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall festgestellt, dass auch ein Diabetes Typ 2 vorliegt. Andere Menschen wiederum leben jahrzehntelang ohne weitere gesundheitliche Folgen mit der Erkrankung. Daher vermuten Diabetologinnen und Diabetologen bereits seit längerem, dass es sich beim Typ-2-Diabetes nicht um ein einheitliches Krankheitsbild handelt. Mittlerweile wurden fünf Subtypen identifiziert. „Die Etablierung von Subtypen des Diabetes hat zum Ziel, Menschen mit hohem Risiko für die frühe Entwicklung von Folgeerkrankungen, die besonders von präventiven Maßnahmen profitieren, nach einfachen klinischen Merkmalen zu identifizieren“, erklärt Professor Dr. med. univ. Julia Szendrödi, Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie des Universitätsklinikums Heidelberg.
Um diesen Betroffenen zukünftig passgenaue präventive und therapeutische Strategien vorschlagen zu können, müssten jedoch die verfügbaren Ansätze in Interventionsstudien validiert werden. Klinisch-experimentelle Studien untersuchen, welche Mechanismen für unterschiedliche Krankheitsverläufe und das frühe Auftreten von Folgeerkrankungen verantwortlich sind, um neue molekulare Ansätze zu finden. „Aktuelle Clusterversuche zur Bildung von Subtypen haben noch Schwächen hinsichtlich der Praktikabilität der Kriterien im klinischen Alltag“, erklärt Szendrödi. „Dazu zählen unter anderem die Einteilung von Patientinnen und Patienten mit bereits länger zurückliegender Diabetesdiagnose oder von unterschiedlichen Ethnizitäten, aber am meisten fehlt noch die Evidenz für therapeutische Konsequenzen aus randomisierten, subgruppenspezifischen Interventionsstudien.“ Insgesamt aber sei die Entwicklung neuer Ansätze der Präzisionsmedizin in der Behandlung des Diabetes ein vielversprechender Auftakt für eine evidenzbasierte, maßgeschneiderte medizinische Versorgung von Betroffenen, welche hohe Risiken für Diabetes-assoziierte Folgeerkrankungen aufweisen.
Der diesjährige Diabetes Kongress wird wieder als Hybrid-Veranstaltung stattfinden. Vor Ort können sich Teilnehmende mit Kolleginnen und Kollegen austauschen und vom gesamten Vortragsangebot profitieren. Zeitgleich werden einige Vorträge live gestreamt, die Teilnahme an Workshops ist jedoch ausschließlich vor Ort in Berlin möglich. Im Nachgang der Tagung sind alle Vorträge 6 Monate digital on demand abrufbar. Die 57. Jahrestagung der DDG beginnt offiziell am Mittwoch, den 17. Mai 2023, um 17.00 Uhr mit einer Eröffnungsveranstaltung. Das Kongressprogramm ist im Internet unter Diabetes Kongress 2023 abrufbar: www.diabeteskongress.de
Vorab-Pressekonferenz zum Diabetes Kongress 2023,
57. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
„Diabetes neu denken – Vielfalt & Individualität“
Termin: Mittwoch, 10. Mai 2023, 11.00 bis 12.00 Uhr
Link: https://register.gotowebinar.com/register/382131298245948253
Ihre Themen und Referierenden:
Kongresshighlights – Kongressmotto, neue Kongressformate, Themenschwerpunkte
Professor Dr. med. Matthias Blüher
Präsident Diabetes Kongress 2023, Direktor des Helmholtz-Instituts für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG), Helmholtz Zentrum München an der Universität Leipzig und dem Universitätsklinikum Leipzig AöR
Screening auf Typ-1-Diabetes: Chancen, Nutzen, Risiken und ethische Aspekte
Professor Dr. med. Andreas Neu
Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Kommissarischer Ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen
Diabetes Typ 1, Typ 2 und Subtypen – was bedeutet das für die individuelle Therapie?
Professor Dr. med. univ. Julia Szendrödi
Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie des Universitätsklinikums Heidelberg
Ernährung bei Typ-2-Diabetes: Vergessene Therapiesäule neu entdeckt?
Professor Dr. med. Diana Rubin
Chefärztin am Zentrum für Ernährungsmedizin und Diabetologie am Vivantes Klinikum Spandau und Vivantes Humboldt-Klinikum, Berlin
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Kongress-Pressekonferenz des Diabetes Kongresses 2023,
57. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
„Diabetes neu denken – Vielfalt & Individualität“
Termin: Freitag, 19. Mai 2023, 11.30 bis 12.30 Uhr
Ort: Saal M6, Level 3, CityCube Berlin sowie online unter
https://us06web.zoom.us/webinar/register/WN_sYtWrqEcROC0tTWuLsnnOA
Anschrift: Haupteingang Messedamm, Messedamm 26, 14055 Berlin
Ihre Themen und Referierenden:
Bei Diabetes Typ 2 die Glukosewerte normalisieren: Wie mittels Lebensstilmaßnahmen und Medikamenten eine Remission erreicht werden kann
Professor Dr. med. Matthias Blüher
Präsident Diabetes Kongress 2023, Direktor des Helmholtz-Instituts für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG), Helmholtz Zentrum München an der Universität Leipzig und dem Universitätsklinikum Leipzig AöR
Aktuell angewandte Diabetestechnologien in Deutschland: ein Überblick über Entwicklungen und Trends
Dr. med. Sandra Schlüter
Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft „Diabetes und Technologie“ (AGDT),
Diabetespraxis Northeim
Bewegung ist Medizin: So finden Menschen mit Diabetes die Motivation für körperliche Aktivität
Professor Dr. med. Dr. Sportwiss. Christine Joisten
Leiterin der Abteilung Bewegungs- und Gesundheitsförderung am Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft der Deutschen Sporthochschule Köln, Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, Vorsitzende des Sportärztebundes Nordrhein
Neue Leitlinie verbessert die Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ 1
Dr. med. Martin Holder
Leitender Oberarzt am Klinikum Stuttgart, Olgahospital, Leiter der Schulungs- und Behandlungseinrichtung für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes/Pädiatrie (DDG), Kinder-Endokrinologe und -Diabetologe sowie Kinder-Nephrologe
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Terminhinweise für Journalist*innen sowie alle Interessierten:
Diabetes-Lauf (5 km Lauf oder Walk)
Donnerstag, den 18.5.2023 (Himmelfahrt)
Eröffnung: 17.30 Uhr, Start: 18.15 Uhr
Ort: City Cube, Berlin
Anmeldung: Diabetes Lauf, 18.05.2023: my.race|result (raceresult.com)
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