Müssen Studierende von morgen noch programmieren können?
Künstliche Intelligenz (KI) ist schon jetzt nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Wie verändert KI das Studieren und Arbeiten an der Hochschule? Und welche künftigen Kompetenzen brauchen Absolventen angesichts geänderter Arbeitsanforderungen? Diese Themen standen am 10. Mai beim Tag der digitalen Lehre an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) im Fokus.
THI-Präsident Prof. Dr. Walter Schober führte in seiner Begrüßung die über 50 Gäste an die Kernthemen der Veranstaltung heran. „KI und Programme wie ChatGPT werden die Lehre in den nächsten Jahren sehr stark verändern; und auch die Future Skills, die am Arbeitsmarkt nachgefragt werden, sind im Wandel. Ziel unserer Lehre ist es, den Studierenden bestmöglich diese Future Skills zu vermitteln, um Zukunft zu gestalten.“, so Schober.
Was genau das bedeutet, zeigten anschließend Prof. Dr. Hans-Joachim Hof, THI-Vizepräsident für Digitalisierung, und Prof. Dr. Munir Georges, Forschungsprofessor für Sprach- und Textverstehen an der THI, mit einer Keynote zum Einsatz des KI-Chatbots ChatGPT im Hochschulumfeld. Hof erläuterte, wie ChatGPT das Studieren und Arbeiten an der Hochschule verändern könnte. Dabei stellte er eine Reihe von Thesen auf, wie etwa, dass Sprach- und Textassistenten wie ChatGPT in fünf Jahren ähnlich selbstverständlich sein werden wie heute Taschenrechner, ein Navigationsgerät oder eine Rechtschreibkorrektur. „Es gibt gewisse Techniken, ohne die konnte man sich die Arbeit früher nicht vorstellen. Diese sind aber heutzutage durch bestimmte neue Techniken obsolet geworden.“, so Hof. Als Beispiel nannte er den Rechenschieber oder auch den Duden.
Eine positive Einstellung zu der Technik und der Anwendung von KI sei aus seiner Sicht wichtig, da die Interaktion damit unumgänglich sei. Hof empfahl: „Wir sollten Studierende zum kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit Sprachassistenten ausbilden und sie auch für ihre Arbeitsergebnisse in die Pflicht nehmen.“
Was müssen Studierende für den Arbeitsmarkt der Zukunft denn dann überhaupt noch lernen und was erledigt künftig die KI? Hof sieht es als Aufgabe der Hochschulen, curricular verankert Fähigkeiten zu vermitteln, die zukünftig wichtig sein werden, wie z.B. Kreativität und kritisches Denken. Diese Skills lassen sich von KI nicht so einfach erledigen, hier ist deshalb verstärkt menschliche Intelligenz gefragt. Was KI-gestützte Sprach- und Textmodelle aktuell bereits können und wo die Grenzen liegen, zeigte Munir Georges den Gästen der Veranstaltung anschaulich in der Praxis an einem an der THI entwickelten Programm.
Neben der Vermittlung von Fähigkeiten im Umgang mit KI an Studierende beschäftigen sich THI-Mitarbeitende in verschiedenen Projekten auch mit dem Einsatz von Digitalisierung und KI in der Lehre. Ihre Arbeit präsentierten sie im Anschluss an die Vorträge. Mit „THI-SuccessAI“ wurde ein Projekt vorgestellt, das die Hochschullehre revolutionieren könnte: Das Projektteam arbeitet an der Realisierung von individualisierten Lernpfaden, um Studierenden KI-basierte Hilfestellungen anbieten zu können, die auf ihre Lernbedürfnisse zugeschnitten sind. Dafür wird eine KI-gestützte Lernplattform geschaffen, die - ergänzend zu Präsenzveranstaltungen - den individuellen Studienerfolg der Studierenden erhöhen und die Abbruchquoten senken soll. Aktuell kommt das Tool nur in ausgewählten Pilotmodulen zum Einsatz. Langfristig soll durch dieses individualisierte Lernen der Studienerfolg aber in allen Fachrichtungen an der Hochschule erhöht werden.
Das Projekt „THI-Learning LabVR“ gewährte ebenfalls Einblicke in die bisherige Arbeit. Hier ensteht ein innovativer Erprobungs- und Erlebnisraum für Lernen und Kollaboration mit Virtual Reality (VR)-Unterstützung an der THI. Das Projektteam evaluiert dabei Lernen und Arbeiten in VR im Vergleich zu realen Lernumgebungen, insbesondere auch hinsichtlich Aspekten wie Lernängsten, Stress oder Spaß am Lernen.
Der Nachmittag bot für Studierende und Dozierende die Gelegenheit, eigene Ideen und Wünsche zur Hochschule der Zukunft einzubringen und zu diskutieren.
Der Tag der digitalen Lehre fand bereits zum siebten Mal an der Hochschule statt und gibt einen Überblick über das Lehren und Lernen der Zukunft. Darüber hinaus zeichneten die Studierenden im Rahmen der Veranstaltung Professorinnen und Professoren für ihre hervorragende Lehre aus.
Originalpublikation:
https://www.thi.de/hochschule/aktuelles/news/muessen-studierende-von-morgen-noch-programmieren-koennen/
Weitere Informationen:
https://www.thi.de/service/digitalisierung-der-lehre/thisuccessai/ Informationen zum Projekt THISuccessAI (Studienerfolg durch KI-gestützte Lernpfade)
https://www.thi.de/service/digitalisierung-der-lehre/thisuccessai/thi-learninglabvr/ Informationen zum Projekt THI-Learning LabVR (Multi-Person-VR für das innovative Lernen und Arbeiten von morgen)