Gerste: verbesserte Photosynthese und maßgeschneidertes Stroh
Pflanzenforschung: neues EU-finanziertes Forschungsprojekt mit HHU-Beteiligung
Das Projekt BEST-CROP (Boosting photosynthESis To deliver novel CROPs for the circular bioeconomy) wird leistungsfähige Technologien nutzen, um die photosynthetischen Eigenschaften und die Ozonassimilation von Gerste zu verbessern. Ziel ist es, neuartige Nutzpflanzen mit maßgeschneiderten Halmen für die industrielle Nutzung zu entwickeln. Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) ist einer von 18 Partnern eines internationalen Projekts, das im Rahmen des europäischen Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizon Europe“ finanziert wird.
Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, steht die Universität Mailand an der Spitze einer multidisziplinären Allianz aus 18 europäischen Pflanzenzüchtungsunternehmen, strohverarbeitenden Betrieben und akademischen Pflanzenforschungseinrichtungen, die die großen Fortschritte in der Photosyntheseforschung nutzen wollen, um den Ertrag von Gerste zu verbessern und die Variabilität der Qualität und Zusammensetzung von Gerstenstroh zu nutzen.
Gerste ist eine weltweit wichtige Kulturpflanze: In der Europäischen Union wird der größte Anteil (fast 55 Millionen Tonnen Getreide pro Jahr) und eine fast ebenso große Menge an Stroh auf etwa zehn Prozent der vorhandenen Ackerfläche produziert. BEST-CROP zielt auf drei wesentliche Aspekte ab:
- Insbesondere während der Trockenheit steigt der Ozongehalt der Luft stark an. Ozon inhibiert die Photosynthese und ist für Pflanzen nachhaltig schädlich. Durch eine Veränderung der Leitfähigkeit der Spaltöffnungen (der sogenannten Stomata) für Ozon soll die Toleranz der Gerste gegen diesen Stoff verändert werden, ohne dass sich dies negativ auf die Trockentoleranz und den Ertrag auswirkt.
- Indem hochproduktive Gerstenzuchtlinien bereitgestellt werden, soll die globale Ernährungssicherheit gewährleistet werden. Hierzu sollen die Photosyntheseeigenschaften optimiert werden. Darüber hinaus ist die Gerste eine optimale Modellart für andere Getreidearten. An ihr können Verfahren getestet werden, um mittelfristig die Veränderungen auch auf andere Getreide wie Weizen zu übertragen.
- Förderung und Ausbau der kreislauforientierten Bioökonomie, indem das Gerstenstroh für eine effiziente Umwandlung in hochwertige biobasierte Verbindungen und Materialien angepasst wird. Diese sollen Produkte aus heutigen Industriezweigen ersetzen, die die Umwelt stark belasten und von nicht erneuerbaren Energiequellen abhängig sind. Schwerpunkte liegen hierbei auf den Futtermittel- und Bausektoren.
Das Projekt soll auf der Grundlage hochinnovativer Biotechnologie sowie der Wissenschaft, die natürliche und induzierte genetische Variationen nutzt, vorangetrieben werden. BEST-CROP verwendet ebenfalls Geneditierungstechniken, die genetisches Material für Gerste liefern können, die schnell und direkt in Züchtungsprogrammen einfließen oder als Konzeptnachweis für die Genfunktion dienen können.
Projektpartner an der HHU sind Prof. Dr. Andreas Weber vom Institut Biochemie der Pflanzen und Dr. Götz Hensel vom Centre for Plant Genome Engineering. Sie bringen ihre Expertise auf dem Gebiet der Photosynthese, der Erstellung von transgenen Gerstenpflanzen und der gezielten Mutagenese mittels CRISPR/Cas9-Technologie ein.
Für BEST-CROP stehen insgesamt fast sechs Millionen Euro aus der europäischen Forschungsförderung zur Verfügung. Das Projekt soll im Juli 2023 beginnen und im Juni 2028 enden.