Neue Strategie für den Europa-Bereich der Stiftung Mercator
Russlands Krieg gegen die Ukraine, wachsende Spannungen zwischen China und den USA, aufstrebende Regionalmächte – Europa muss seine Rolle in der Welt neu definieren, will es seine Interessen verteidigen und einen effektiven Beitrag zur Bewältigung globaler Krisen leisten. Die Entwicklung eines neuen europäischen Selbstverständnisses wird die Stiftung Mercator deshalb künftig verstärkt unterstützen. Sie wird sich dafür einsetzen, Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas konsequenter in die globale Weltordnung einzubinden, Wissen über und Beziehungen zur Türkei und China zu vertiefen sowie die europäische Integration insbesondere im Osten des Kontinents voranzubringen.
Essen, 12.06.2022 – Bis Ende 2025 wird die gemeinnützige Stiftung Mercator in einem ersten Schritt über 30 Millionen Euro bereitstellen, um die aktualisierte Strategie des Bereichs Europa in der Welt umzusetzen. „Angesichts der vielen miteinander verwobenen Krisen weltweit, seien es kriegerische Konflikte, Erderhitzung oder Hungersnöte, sollte Europa seine Interessen neu bestimmen und konsequent vertreten“, begründet Dr. Wolfgang Rohe, Vorsitzender der Geschäftsführung, warum für den Bereich nach einem mehrmonatigen Prozess ein neuer Handlungsrahmen durch den Beirat der Stiftung verabschiedet worden ist. Die Mittel werden unter anderem in Analysen, Austauschformate und die Förderung von Personen fließen. Dabei sollen Konzepte entstehen, wie Europa beispielsweise mit Staaten des sogenannten Globalen Südens auf Augenhöhe zusammenarbeiten und so eine inklusivere und gerechtere Weltordnung mitgestalten kann.
„Wir werden zudem die Zusammenarbeit mit den anderen Bereichen der Stiftung wie Klimaschutz oder Digitalisierte Gesellschaft vertiefen, weil wir hier über wichtige Kompetenzen in Sachgebieten verfügen, die das Leben von Menschen auf der ganzen Welt verändern“, erklärt Dr. Lars Grotewold, interimistischer Leiter des Bereichs. Er und sein Team haben die aktualisierte Strategie nach Diskussionen mit zahlreichen Expert*innen entwickelt – die auch eine Reaktion auf die Zeitenwende ist, die durch Russlands landesweiten Überfall auf die Ukraine ausgelöst worden ist. Der Bereich will künftig Partnerschaften zwischen der EU und Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens in jenen Themenfeldern unterstützen, in denen die Stiftung Mercator bereits aktiv ist. So ist es beispielsweise nötig, die afrikanische Perspektive bei der Umsetzung des European Green Deal systematisch zu integrieren, da dessen Folgen für unseren Nachbarkontinent bisher weitgehend ausgeblendet wurden.
Geostrategische Konflikte im digitalen Raum
Bereits seit Jahren betreibt die Stiftung Mercator Außenbüros in China und der Türkei. Sie werden auch künftig gemeinsam mit Partner*innen sowohl die Begegnung von Menschen aus Deutschland, China, der Türkei und weiteren Ländern ermöglichen als auch das Verständnis für die jeweiligen Entwicklungen in den beiden Nationen insbesondere innerhalb der Politik fördern. Dazu zählt auch die weitere Unterstützung für die Berliner Partnergesellschaft Mercator Institute for China Studies (Merics) über weitere fünf Jahre ab 2024.
Neu justieren wird die Stiftung ihr Engagement für die Europäische Integration mit einem besonderen Fokus auf die Annäherung zwischen der EU und den Beitrittskandidaten im (Süd-)Osten des Kontinents. Dabei stehen Austausch und Zusammenarbeit bei Themen wie Klimaschutz, Rechtsstaatlichkeit oder Digitalisierung im Vordergrund. Es geht unter anderem darum, sich mit Verstößen gegen die Rechtsstaatlichkeit innerhalb der EU kritisch auseinanderzusetzen, wie auch den Dialog hierüber mit den Nachbarländern zu verstärken. Zudem sei der digitale Raum mittlerweile Austragungsort geostrategischer Konflikte geworden, so Lars Grotewold: „Daher ist es wichtig, demokratische Akteure auch jenseits der EU-Außengrenzen zu unterstützen, damit sie sich besser vor Wahlbeeinflussung und Desinformation schützen können“.
Weitere Informationen zur neuen Strategie des Bereichs Europa in der Welt finden Sie auch auf der Stiftungs-Website.
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