Atmosphären als Ressource von Partizipation und Quartiersentwicklung
Studie im Auftrag des vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. untersucht die Bedeutung von Atmosphären für das Engagement der Menschen im Quartier.
Das kürzlich abgeschlossene Forschungsprojekt untersucht, in welcher Weise Atmosphären die Dynamik von bürgerschaftlichem Engagement im Quartier beeinflussen können. Die zugrundeliegende These ist, dass eine geeignete Atmosphäre individuelles und gemeinsames Handeln erleichtern oder sogar beflügeln kann. Jedes Engagement vor Ort und jedes Quartier ist eingebettet in einen städtischen Kontext, der nicht nur aus Plänen, Expertisen und funktionalen Orten besteht. Vielmehr spielen subtile Atmosphären eine wesentliche Rolle z. B. dabei, inwieweit sich soziale Kohäsion in Nachbarschaften entwickelt, inwieweit Engagement oder Initiativen entstehen, wie sehr ein Quartier durch Offenheit und Interaktion geprägt ist, welche Startbedingungen Beteiligung oder koproduktive Prozesse haben und wie sie verlaufen.
Die Studie ist kürzlich in der vhw-Schriftenreihe veröffentlicht worden und stellt die empirischen Forschungsergebnisse aus sechs Fallstudiengebieten in Deutschland und Frankreich vor. Die Fallstudien in Tübingen, Potsdam, Mainz, Berlin und Grenoble haben geholfen unterschiedliche Situationen herauszustellen, die mit ihren atmosphärischen Qualitäten die Dynamik von Partizipation in Quartieren unterstützen können. Orte wie Stadtteiltreffs oder Bürgerhäuser ermöglichen und fördern grundsätzlich mit ihrem Angebot von Besprechungsräumen, Beratung und Aktivitäten für Bewohnerinnen und Bewohner im Viertel in jeweils spezifischer Weise Partizipation. Die Atmosphären in den Einrichtungen und deren Umfeld unterstützen oder hemmen die Funktion dieser Orte als „Förderer“ von Partizipation im Quartier. Die Atmosphären von Quartiersfesten und von Orten ungeplanter Begegnung und Kommunikation haben das Potenzial, Quartiere von einem rein funktionalen Wohnort zu einem von einem Gemeinschaftsempfinden belebten Lebensraum zu transformieren. Sie können mit ihren Atmosphären zu einer Stimmung beitragen, die Partizipation erleichtert.
PD Dr. Olaf Schnur (Bereichsleiter vhw-Forschung), der das Projekt begleitet hat, ordnet die Forschungsergebnisse ein: "Ein Zwischenfazit aus vhw-Sicht: Wenn die Transformation unserer Städte in eine nachhaltigere Zukunft gelingen soll, sind wir gut beraten, auch über die „subkutanen“ Dimensionen städtischer Gesellschaften nachzudenken. Die Große Transformation kann nur dann gelingen, wenn Zusammenhalt, Engagement, Konfliktfähigkeit, Kommunikation, Teilhabe in einem stabilen lokaldemokratischen Kontext organisiert und gewährleistet sind."
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
PD Dr. Olaf Schnur, Bereichsleiter vhw-Forschung, Mail: oschnur@vhw.de
Originalpublikation:
Kazig, Rainer (2023): Atmosphären als Ressource von Partizipation und Quartiersentwicklung. vhw-Schriftenreihe Nr. 38. Berlin.
Weitere Informationen:
https://www.vhw.de/forschung/urbaner-wandel-gesellschaftl-zusammenhalt/quartier-und-nachbarschaft/projekte/atmosphaeren-als-ressource-von-partizipation-und-quartiersentwicklung-arpeq/ Weitere Informationen zum Forschungsprojekt