"Dazugehören BaWü" | Erfolgreicher Abschluss des Projekts "Dazugehören BaWü" zur Stärkung der inklusiven Jugendhilfe
Aufgrund der Einschränkungen während der Corona-Pandemie hatten Jugendliche mit seelischen Beeinträchtigungen oder Suchterkrankungen erheblich weniger Möglichkeiten, ihre Herausforderungen beim Übergang ins Erwachsenenalter zu meistern. Um die Teilhabechancen dieser hilfsbedürftigen jungen Menschen zu verbessern, startete im März 2021 das Projekt „Dazugehören BaWü: Individuelle Unterstützung für benachteiligte Jugendliche im Corona-bedingt erschwerten Übergang zum Erwachsenenalter“. Am Mittwoch, 14. Juni, fand nun die Abschlussveranstaltung im Stadthaus Ulm statt, bei der die Ergebnisse des Projekts vorgestellt wurden.
Das Projekt „Dazugehören BaWü“ ist ein vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg im Rahmen des Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg/ BioPro initiative gefördertes Verbundprojekt. Es wurde gemeinsam von den seit vielen Jahren eng kooperierenden Kliniken, der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Fegert, und der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, ZfP Südwürttemberg unter der Leitung von Prof. Dr. Isabel Böge, durchgeführt. Das zweieinhalb Jahre lang andauernde Projekt zeichnete sich dadurch aus, dass es in enger Kooperation mit vier Modellstandorten – dem Ostalbkreis und der Landkreise Esslingen, Sigmaringen/Standort Mariaberg sowie Biberach – realisiert wurde und sich so sehr an dem Bedarf in der Praxis orientiert hat.
Auf der Abschlussveranstaltung des Projektes, die von Manfred Lucha, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration, eröffnet wurde, wurden nun unter dem Motto „Junge Menschen im Übergang zum Erwachsenenalter – Mit digitaler Unterstützung auf dem Weg zur inklusiven Jugendhilfe“ verschiedene Impulsvorträge zu den Herausforderungen, Themen und Erfahrungen während der Projektlaufzeit gehalten. Hierbei wurden unterschiedliche Perspektiven und deren Beiträge zur Hilfeplanung in Bezug auf die gültigen und kommenden gesetzlichen Änderungen bei der Umsetzung von Hilfeplanungen für Jugendliche und junge Erwachsene mit Anbindung an die Jugendhilfe bzw. Eingliederungshilfe beleuchtet. Am Nachmittag stellten die Projektmitarbeitenden ausführlich die Ergebnisse der beiden Teilprojekte „TiDA“ und „grown“ vor.
Teilprojekt „TiDA“
Im ersten Teilprojekt entstand ein digitales Teilhabeinstrument („Teilhabeinstrument Dazugehören Adoleszenz“, kurz TiDA). Dieses unterstützt Fachkräfte im Bereich der Jugendhilfe darin, eine umfangreiche Einschätzung der Teilhabe junger Menschen vorzunehmen. Zudem kann in Folge über TiDA der Übergang in die Eingliederungshilfe systematisch begleitet werden. TiDA wurde gemeinsam mit den Modellstandorten entwickelt und erprobt und steht nun auf einer digitalen Plattform zur Verfügung. Die beteiligten Standortvertreter*innen sahen durchweg einen großen Mehrwert in der Plattform, vor allem im Hinblick auf die moderne, digitale Bedarfsermittlung unter Einbezug der betroffenen Menschen.
Teilprojekt „grown“
Das zweite Teilprojekt beinhaltete die Gruppenintervention „grown“. Diese Kurzintervention, die in verschiedensten Settings durchgeführt werden kann, z.B. im Rahmen einer Anbindung an Beratungsstellen, Kinder- und Jugendpsychiatrie, (teil-) stationären Wohngruppen o.ä., zielt darauf ab, junge Menschen in ihrer Selbstlenkungsfähigkeit zu stärken. Dies geschieht über einen ressourcenorientierten Ansatz, zum Beispiel durch Übungen im Erkennen und Nutzen der eigenen Stärken oder durch Förderung der eigenen Problemlösefähigkeiten. Die Intervention wurde nach der Entwicklung im Projektzeitraum zur Erprobung mehrfach durchgeführt und für gut handhabbar befunden. Auch die Jugendlichen selbst nahmen das Angebot gut an. Die Teilnehmenden nutzten vor allem den geschaffenen Raum, sich über Themen rund um den Übergang in das Erwachsenenleben auszutauschen und profitierten vom Zusammenhalt der Gruppe und den vielen Informationen, die sie auch im Alltag weiter nutzen möchten.
„Unsere Abschlussveranstaltung hat uns heute noch einmal verdeutlicht, dass junge Menschen im Übergang zum Erwachsenenalter großen Herausforderungen gegenüberstehen“, resümiert Prof. Dr. Jörg Fegert. „Für sie ist es daher hilfreich, wenn die Politik, das Jugendhilfesystem sowie die Teilhabeplanung und der therapeutisch-medizinische Bereich beeinflussbare Bedingungen so gestalten, dass dieser Übergang gelingen kann. Die Ergebnisse des Projekts Dazugehören BaWü sind hier ein wichtiger innovativer und partizipativer Baustein, der auf moderne digitale Technologie aufbaut, um die Situation für diese besonders gefährdete Gruppe zu verbessern.“