IAQ erforscht Schulsozialarbeit: Kompass für Schüler:innen
Schulsozialarbeit kann vieles leisten, sie trägt entscheidend dazu bei, junge Menschen in ihrer beruflichen Orientierung auf eine digitalisierte Arbeitswelt vorzubereiten. Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) diskutiert im aktuellen Report, inwiefern die Rahmenbedingungen von Schulsozialarbeit in der beruflichen Qualifizierung 4.0 an Berufskollegs in NRW ihre Wirksamkeit und ihren Erfolg beeinflussen.
Starke Schnittstelle: Die Schulsozialarbeit zielt darauf ab, bedarfsgerechte Hilfen anzubieten und Schüler:innen für die Anforderungen der modernen Arbeitswelt fit zu machen. „Die Schulsozialarbeit verknüpft arbeitsmarkt-, bildungs- und sozialpolitische Instrumente miteinander. Dabei geht es neben der Vermittlung von beruflichen auch um die Förderung von sozialen Kompetenzen und die Stärkung der individuellen Potenziale“, erläutert Dr. Monique Ratermann-Busse, Co-Autorin des aktuellen IAQ-Reports zu den Rahmenbedingungen von Schulsozialarbeit. Als zentraler Schnittstellenakteur arbeitet die Schulsozialarbeit eng mit Lehrkräften und außerschulischen Partnern zusammen, u.a. mit der Bundesagentur für Arbeit, kooperierenden Betrieben, Kammern und sozialen Diensten in Kommunen.
Der Report zeigt: die Rahmenbedingungen für Schulsozialarbeit unterscheiden sich in den Kommunen und Berufskollegs zum Teil erheblich. Komplexe Zuständigkeiten und Weisungsbefugnisse auf Landes- und kommunaler Ebene führen dazu, dass klare Definitionen von Aufgaben- und Funktionsbereichen im Rahmen einer multiprofessionellen Begleitung fehlen. Eine zweite zentrale Erkenntnis ist, dass vorhandene Digitalisierungspotenziale zur Erleichterung der Arbeit und Organisation in der Schulsozialarbeit bislang nur wenig genutzt werden. Die Schulsozialarbeit wirkt für Schüler:innen als eine Art Kompass, der sie im Übergangsprozess z. B. bei Antragsstellungen für Leistungen, im individuellen Berufsorientierungsprozess und beim Bewerbungsmanagement unterstützt. „Um den unterschiedlichen Bedürfnissen einer heterogenen Schülerschaft gerecht zu werden, sind klare Zuständigkeiten und abgestimmte Arbeitsabläufe Erfolgsfaktoren“, so die Expertin. Eine feste Verankerung der Schulsozialarbeit in die schulische Organisationsstruktur trägt zur Transparenz über ihre vielfältigen Funktionen in der Übergangsbegleitung für Eltern, Schüler:innen und Lehrkräfte bei.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Entwicklungsbedarf bei dem Einsatz von digitalen Medien für die Arbeitsorganisation innerhalb der Schulsozialarbeit, beispielsweise durch eine umfassende Einbindung der Schulsozialarbeit in die digitalen Systeme wie digitale Klassenbücher, Lernmanagement-systeme, Datenbanken und Clouds. Eine stärkere Beteiligung der Fachkräfte am Informations-geschehen würde die bedarfsgerechte Übergangsbegleitung einer heterogenen Schülerschaft in Schulen erleichtern. „Eine Vereinheitlichung der digitalen Ausstattung und umfassende (Weiter)-Qualifizierung der Fachkräfte ist erforderlich, um die Chancen digitaler Medien optimal zu nutzen und junge Menschen bestmöglich zu begleiten“, so Ratermann-Busse abschließend. Im weiterhin stark vom Strukturwandel geprägten Ruhrgebiet mit einem hohen Diversitätsgrad bieten diese Forschungsergebnisse der aktuellen IAQ-Studie eine sehr praxisnahe politische Umsetzungsorientierung.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Monique Ratermann-Busse, monique.ratermann@uni-due.de
Originalpublikation:
Ratermann-Busse, Monique/Cook, Jeremy/ Mose, Chantal/ Wimmers, Cora, 2023: Schulsozialarbeit 4.0 – Zur Rolle eines Schnittstellenakteurs. Duisburg: Institut Arbeit und Qualifikation.
https://www.uni-due.de/iaq/iaq-report-info.php?nr=2023-05