Ergebnis des Architekturwettbewerbs steht fest: Berliner Naturkundemuseum bekommt neue Mitte
Nach dem Abschluss des Architekturwettbewerbs für das Museum für Naturkunde Berlin erhielt GMP mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten den 1. Preis. Der Gewinnerentwurf ermöglicht dem Museum mit der Überdachung der beiden Innenhöfe die Neustrukturierung der Besucherinfrastruktur im Hauptgebäude. Nach der Juryentscheidung folgten Staab Architekten mit Levin Monsigny LA (2. Preis), allmannwappner gmbh (3. Preis) und WXCA Sp. z o.o. / KOPPERROTH (4. Preis).
Alle eingereichten Wettbewerbsarbeiten sind im Museum für Naturkunde Berlin vom 4.- 16. Juli 2023 für Jeden frei zugänglich ausgestellt.
„Wir bauen in den nächsten Jahren weiter an einem nachhaltigen, grünen Museum für Berlin, für Natur und für die globale Gemeinschaft“, so Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin. „Durch die Erweiterung der Ausstellungsfläche und die Überbauung der Höfe haben wir die Möglichkeit, unsere weltweit beachtete wissenschaftliche Arbeit noch erlebbarer für die Besuchenden zu gestalten und einen intensiveren Dialog über die Zukunft der Erde zu führen.“
„Die Vision des Museums, als offenes, integriertes Forschungsmuseum und innovatives Kommunikationszentrum den gesellschaftlichen Dialog zu führen, muss architektonisch umgesetzt werden“, so Stephan Junker, Geschäftsführer des Museums für Naturkunde Berlin. „Transparenz, barrierefreie Zugänge und moderne Gästeinfrastruktur müssen dafür geschaffen werden.“
Der Gewinnerentwurf ermöglicht dem Museum mit der Überdachung der beiden Innenhöfe die Neustrukturierung der Besuchendeninfrastruktur im Hauptgebäude. Der jetzige Sauriersaal wird zur „Welcome Zone“ für Ticketing, Information und Wissenschaftsaustausch. Von dort gelangen die Besuchenden in die überdeckten Höfe mit neuen Ausstellungsflächen und einer barrierefreien Anbindung an den Nordflügel im hinteren Bereich. Die Einblicke der Hofeinbauten repräsentieren Offenheit, Transparenz und bilden die Brücke des Wissenschaftstransfers zwischen Museum und Gesellschaft.
Auch der Vorplatz erhält durch eine leichte Anrampung zur Haupttreppe und den beiderseitig angeordneten Rampen eine barrierefreie Erschließung, die sich im Inneren fortsetzt
Hintergrundinformationen:
Anlass und Ziel des Architekturwettbewerbs
Das Museum für Naturkunde Berlin als integriertes Forschungsmuseum der Leibniz-Gemeinschaft beruht auf drei eng miteinander verbundenen Säulen: einer forschungsgeleiteten Sammlung mit 30 Millionen naturkundlichen Objekten, einer sammlungsbasierten Forschung mit internationaler Ausstrahlung und einem wissenschaftsbasierten Wissenstransfer.
Neben der sammlungsbasierten Forschung sowie der Pflege und Erschließung seiner Sammlung strebt das Museum auch an, die Menschen für Natur zu begeistern, mit ihnen zu lernen und als international sichtbarer, wissenschaftlicher und kultureller Leuchtturm für Natur, die Debatten um die Zukunft des Planeten zu beflügeln – mit den Menschen für die Welt. Hierfür verbindet es in modellhafter Weise wissenschaftliche Exzellenz mit der Partizipation einer breiten Gesellschaft und motiviert Menschen für die essenzielle Auseinandersetzung mit den relevanten Themen der Natur.
Das Museum ist somit nicht nur ein integriertes, sondern auch ein offenes Forschungsmuseum. „Sich Öffnen“ als Forschungsmuseum heißt dabei, authentischen Einblick in die vielfältigen Aufgaben des Museums zu gewähren, wo immer sich die Möglichkeit bietet und Partizipationsangebote zu schaffen. „Sich Öffnen“ heißt auch: Das Berliner Naturkundemuseum geht auf die Gesellschaft zu, nicht umgekehrt. Der Ort Museum für Naturkunde Berlin – mit seinen Gebäuden und Höfen – muss daher, soweit es irgend möglich ist, inklusiv und barrierefrei für sein Publikum sein.
Seit 2018 arbeitet das Museum bereits in verschiedenen Teilprojekten an der Umsetzung des von ihm konzipierten Zukunftsplans. Ermöglicht wird dieser durch die Zuwendungsgeber Bund und Land Berlin, die das Gesamtprojekt mit jeweils 330 Mio. € finanzieren. Um sich in den nächsten Jahren als offenes und integriertes Forschungsmuseum mit den Themen Biodiversität, Evolution, Wissenschaft und Gesellschaft weiter zu entwickeln, bedarf es eines Gebäudes, das wirtschaftlich, funktional und nachhaltig Spitzenforschung, Sammlungsentwicklung und Wissenschaftskommunikation befördert. Wissenstransfer
und offenes Forschungsmuseum werden auf diesem Wege noch stärker zum Kernprofil
des Museums, und zwar in allen erdenklichen Facetten.
Wettbewerbsaufgabe
Mit der Bestätigung eines 1. Projektabschnitts (ca. 20.500 qm Nutzfläche) des Zukunftsplans durch den Bund und das Land Berlin als gemeinsame Fördermittelgeber werden am Standort Invalidenstraße insgesamt rund 294 Mio. Euro zur baulichen und infrastrukturellen Ertüchtigung des Museums bereitgestellt.
Damit ergibt sich nun die Möglichkeit, die betreffenden Gebäude und Außenanlagen der Liegenschaft instand zu setzen, denkmalgerecht zu sanieren und den wachsenden Flächenbedarf des Museums mittels Neubauteilen zu befriedigen. Der vor einem halben Jahr gestartete Architekturwettbewerb konzentrierte sich auf folgende Kernaufgaben:
• Gestaltung des Vorplatzes mit barrierefreiem Haupteingang
• Erschließung des Museums als offenes, integriertes Forschungsmuseum mit moderner Infrastruktur für die Besuchenden
• Neubauten in den Höfen für Ausstellungs-, Sammlungs- und Forschungszwecke
• Gestaltung der Außenanlagen
Mit dem Zukunftsplan sollen die Museumsgebäude nicht konserviert, sondern in die Zukunft entwickelt werden, unter gleichzeitiger Wertschätzung und Achtung als denkmalgeschütztes Ensemble. Es soll ein Wissenschaftscampus mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen werden, an dem sich die Besuchenden und Beschäftigten wohl fühlen.
Wettbewerbsverfahren
Das Verfahren wurde als nichtoffener, einphasiger Realisierungswettbewerb gemäß RPW 2013 §3 und Vergabeverordnung VgV (§§ 78 ff, 69 ff) durchgeführt.
Mittels einem vorgeschalteten, weltweit offenen Bewerbungsverfahren wurden aus 60 internationalen Bewerber:innen 18 Teilnehmer:innen zur Teilnahme am Wettbewerb ausgewählt. Letztlich haben nach 3-monatiger Bearbeitungszeit 15 Architekturbüros je einen Wettbewerbsbeitrag eingereicht. Das Verfahren war anonym.
Der Architekturwettbewerb ist zwar ein ganz wesentlicher Bestandteil eines sog. VgV-Verfahrens (Vergabeverordnung), aber eben nur einer, weshalb nach Abschluss des Wettbewerbs Verhandlungsverfahren mit den drei Preisträger:innen stattfinden und erst danach der Planungsauftrag an das geeignetste Architekturbüro vergeben werden kann.
Jury
Unter Vorsitz von Frau Prof. Ulrike Lauber tagte die Jury am 28. & 29.06.2023.
Fachpreisrichter:innen:
• Stefan Bernhard, Landesarchitekt, Berlin
• Dr. Raoul Bunschoten, Architekt, Berlin/Köln
• Anne Hangebruch, Architektin, Dortmund/Zürich
• Barbara Holzer, Architektin, Zürich
• Ulrike Lauber, Architektin, München
• Hilde Léon, Architektin, Berlin
• Dr. Engelbert Lütke Daldrup, Stadtplaner, Berlin/Leipzig
• Tobias Micke, Landschaftsarchitekt, Berlin
• Ansgar Schulz, Architekt, Leipzig
Sachpreisrichter:innen
• Ephraim Gothe, Stellvertretender. Bezirksbürgermeister, Geschäftsbereichsleitung Stadtentwicklung und Facility Management, BA Mitte
• Dr. Uta Grund, Stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrates des Museums für Naturkunde, Bundesministerium für Bildung und Forschung
• Stephan Junker, Museum für Naturkunde Berlin, Geschäftsführer
• SBD Petra Kahlfeldt, Senatsbaudirektorin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Berlin
• Dr. Henry Marx, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, Berlin
• Dr. Christoph Rauhut, Landeskonservator, Landesdenkmalamt Berlin
• Johannes Vogel, Ph.D., Museum für Naturkunde Berlin, Generaldirektor
Preisträger:innen
1. Preis: Berlin GMP mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten
2. Preis: Staab Architekten mit Levin Monsigny LA
3. Preis: allmannwappner gmbh
4. Preis: WXCA Sp. z o.o. / KOPPERROTH
Ausstellung
Die 15 Wettbewerbsarbeiten sind im Museum für Naturkunde Berlin zu den ausgestellt:
Ort: Museum für Naturkunde, Invalidenstraße 43, 10115 Berlin
ehemaliger Käfersaal 1. OG, Treppe links
Zeit: Di, 04.07. – So, 16.07.2023 zu Öffnungszeiten des Museums
Di – Fr 09:30 – 18:00 Uhr, Sa/So 10:00 – 18:00 Uhr