Neuer DiPOLE Super-Laser am Start
European XFEL hat einen hochmodernen Laser in Betrieb genommen und für ein erstes Nutzerexperiment eingesetzt. Der neue Laser DiPOLE 100-X ebnet den Weg für neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Er liefert extrem leistungsstarke grüne Lichtblitze, mit denen Materie in extreme Zustände versetzt werden kann, so dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihr Verhalten bei hohen Temperaturen und Drücken untersuchen können. Am ersten Benutzerexperiment waren über 100 internationale Forscher beteiligt.
DiPOLE ist ein diodengepumpter optischer Laser für Experimente. Dieser neue Lasertyp kann sehr effizient hochenergetische grüne Lichtblitze erzeugen. Erstmalig wurde ein solcher hochmoderner Laser Ende 2022 am European XFEL aufgebaut und betrieben. Entwickelt wurde der Laser von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der Central Laser Facility (CLF) des Science and Technology Facilities Council in Großbritannien im Rahmen des HiBEF-Nutzerkonsortiums. Pro Sekunde kann er bis zu zehn Hochenergiepulse abgeben. Die leistungsstarken Pulse sind nur wenige Nanosekunden lang und erzeugen wie ein "Hammer" intensive Schockwellen in verschiedenen Arten von Materie.
"Die Hochenergiepulse von DiPOLE ermöglichen es uns, in sehr kurzer Zeit Bedingungen mit Drücken von bis zu 10 000 Tonnen pro Quadratzentimeter und Temperaturen von über 10 000 Grad zu erzeugen", sagt Erik Brambrink, Hochenergielaser-Wissenschaftler am European XFEL, der den DiPOLE-Laser gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen von European XFEL, dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und DESY in die HED-Experimentierstation integriert hat. 10 000 Tonnen pro Quadratzentimeter entsprechen dem Gewicht eines Flugzeugträgers auf einem Tennisball. "Dies ermöglicht die Untersuchung eines breiten Spektrums von Phänomenen, von der Erforschung des Verhaltens von Materie im Inneren von Planeten bis hin zu Materialversagen in industriellen Anwendungen.“
Die Erforschung extremer Materiezustände eröffnet ein neues wissenschaftliches Forschungsfeld und ermöglicht es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Materiezustände zu erzeugen, die nur auf fernen Exoplaneten oder tief im Inneren der Erde existieren. DiPOLE wird in Kombination mit den ultrakurzen Röntgenpulsen des European XFEL solche Untersuchungen ermöglichen und den Forschenden aufgrund der stark erhöhten Anzahl von Pulsen pro Sekunde effizientere Messungen erlauben.
Die Nutzerinnen und Nutzer des European XFEL profitieren bereits von dem DiPOLE 100-X-Laser. Im vergangenen Monat wurde das erste Nutzerexperiment mit DiPOLE erfolgreich abgeschlossen. Mit dem Gemeinschaftsprojekt von über 100 Forschenden aus aller Welt sollte DiPOLE an seine Grenzen gebracht werden, um zu untersuchen, wie sich verschiedene Materialien unter hohem Druck und hohen Temperaturen verändern. In den kommenden zwölf Monaten werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler DiPOLE für weitere Studien an anderen wichtigen Materialien einsetzen, zum Beispiel an kohlenstoffbasierten Strukturen wie Diamant, und nach Übergängen wie der Umwandlung von einem festen in einen flüssigen Zustand suchen.
"Mit DiPOLE können wir mit Leichtigkeit extreme Zustände erhalten, und in Kombination mit den extrem kurzen, hochenergetischen Röntgenpulsen von European XFEL können wir das Verhalten dieser Zustände verstehen, und wie sie sich innerhalb von wenigen Milliardstel Sekunden verändern", sagt der Leiter der Forschungskollaboration Professor Malcolm McMahon von der Universität Edinburgh. "Die Fähigkeit von DiPOLE, bis zu zehnmal pro Sekunde zu feuern, ermöglicht es uns, viel mehr Aufnahmen zu machen als in anderen Einrichtungen, und das ist ein enormer Vorteil in der Spitzenforschung".
Über European XFEL
European XFEL ist eine internationale Forschungsanlage der Superlative in der Metropolregion Hamburg: 27°000 Röntgenlaserblitze pro Sekunde und eine Leuchtstärke, die milliardenfach höher ist als die besten Röntgenstrahlungsquellen herkömmlicher Art, werden völlig neue Forschungsmöglichkeiten eröffnen. Forschergruppen aus aller Welt können an dem europäischen Röntgenlaser atomare Details von Viren und Zellen entschlüsseln, dreidimensionale Aufnahmen im Nanokosmos machen, chemische Reaktionen filmen und Vorgänge wie die im Inneren von Planeten untersuchen. European XFEL ist eine gemeinnützige Forschungsorganisation, die eng mit dem Forschungszentrum DESY und weiteren internationalen Institutionen zusammenarbeitet. Sie beschäftigt mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, im September 2017 hat die Anlage den Nutzerbetrieb aufgenommen. Derzeit beteiligen sich zwölf Länder: Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Russland, Schweden, die Schweiz, die Slowakei, Spanien, Ungarn und das vereinigte Königreich. Deutschland (Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein) trägt 58 Prozent der Kosten für die neue Einrichtung, Russland 27 Prozent. Die anderen Partnerländer sind mit ein bis drei Prozent beteiligt.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Karen Appel
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E-mail: karen.appel@xfel.eu
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