WR evaluiert Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr (dtec.bw)
Nicht erst seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist klar, Deutschland muss seine digitale Souveränität stärken. Zu diesem Zweck wurde im August 2020 an den Universitäten der Bundeswehr in Hamburg und München ein wissenschaftliches Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung gegründet. Unter dem Dach des dtec.bw sollen beide Bundeswehruniversitäten nun Forschungsprojekte durchführen, die dazu beitragen die nationale Verfügbarkeit digitaler und technologischer Innovationen zu erhöhen, und somit die Abhängigkeit von außereuropäischen Technologien reduzieren.
Hierfür stehen dem dtec.bw bis Ende 2024 insgesamt 500 Mio. Euro aus dem Konjunkturförderungsprogramm der Bundesregierung zur Bewältigung der COVID-19-Krise zur Verfügung. Der Wissenschaftsrat begrüßt, dass das Verteidigungsministerium vermehrt Forschung in diesem relevanten Themenfeld finanzieren will. „Eine systematische Finanzierung von Forschung zu sicherheits- und verteidigungsrelevanten Aspekten digitaler Souveränität in Deutschland könnte die deutsche Wissenschaftslandschaft wesentlich ergänzen“, so der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Wolfgang Wick.
Der Wissenschaftsrat bescheinigt den Bundeswehruniversitäten, dass die Aufnahme der dtec.bw-Forschungsprojekte mit außerordentlich großem Engagement aller Beteiligten in kürzester Zeit gelungen ist. Einige dieser Projekte sind an den Zielsetzungen des dtec.bw ausgerichtet und von hoher wissenschaftlicher Qualität. Andere weisen jedoch nur einen geringen Bezug zu sicherheits- oder verteidigungsrelevanten Themen auf. „Die Bundeswehruniversitäten sind besonders sichere Forschungsstandorte und verfügen über direkten Zugang zur Bundeswehr“, erklärt Wick. „Bislang bleibt jedoch zu unbestimmt, wie sich die Zielsetzungen des dtec.bw in Verbindung mit diesen günstigen Rahmenbedingungen in den Projekten sowie in der strategischen Positionierung des Zentrums niederschlagen“.
Dem Verteidigungsministerium und den Bundeswehruniversitäten empfiehlt der Wissenschaftsrat daher einen umfassenden Strategieprozess. In diesem sollten zunächst klar operationalisierte Ziele für die Finanzierung von Forschung zu sicherheits- und verteidigungsrelevanten Aspekten digitaler Souveränität in Deutschland ausgearbeitet werden. Dabei sollten unbedingt auch Wissenschaftsorganisationen mit Erfahrung in der Ausgestaltung von Förderformaten einbezogen werden. Anschließend sollte das zur Finanzierung von Forschung in diesem Themenbereich am besten geeignete Format gefunden werden. Das könnte ein strategisch weiterentwickeltes und thematisch fokussiertes dtec.bw sein. Für denkbar hält der Wissenschaftsrat allerdings auch eine für Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Deutschland offene Ausschreibung von Mitteln zu konkreten Themen, um in diesen Bereichen herausragende Forschung zu ermöglichen.
Originalpublikation:
Zur Stellungnahne - https://doi.org/10.57674/newj-mn77