Grüner Wasserstoff – Orientierung im aktuellen Dschungel
Wirtschaftsführer und Experten diskutieren bei Nachhaltigkeits-Workshop am Düsseldorfer Campus der WHU - Otto Beisheim School of Management über die geplante „Wasserstoffwirtschaft“.
Die Klima-Uhr tickt. Wer sie stoppen will, könnte mit nachhaltig erzeigtem Wasserstoff erfolgreich sein – so lautet zumindest die Meinung der Experten, die kürzlich am Düsseldorfer Campus der WHU – Otto Beisheim School of Management zusammengekommen sind. Zahlreiche Fachleute aus Wirtschaft und Wissenschaft trafen sich am 6. Juli zu einem Workshop unter dem Titel „Wasserstoff - Orientierung im aktuellen Dschungel“, den die WHU gemeinsam mit ihren beiden Alumni Dr. Klaus Dirk Herwig (DR, 1993) und Erik Schäfer (D, 1988) veranstaltet hatte. Die Veranstaltung bot Wirtschaftsführern die Möglichkeit, Einblicke zu gewinnen in das Potenzial, das grüner Wasserstoff für die Umwelt und alle Bereiche der Wirtschaft bietet – angefangen von der Stahlproduktion über den Verkehr bis hin zum Thema Heizen.
Nach einer kurzen Einführung von Prof. Dr. Jürgen Weigand, Inhaber des Lehrstuhls für Industrieökonomik an der WHU, analysierten die Experten das Thema aus verschiedenen Perspektiven. Da sich der Diskurs über die Energieerzeugung in den vergangenen zehn Jahren stark verändert hat und der Energiebedarf der Gesellschaft in den kommenden Jahren voraussichtlich exponentiell steigen wird, sind sie überzeugt, dass grüner Wasserstoff der Weg in eine umweltfreundliche Zukunft ist. Bis es so weit ist, müssen jedoch noch zahlreiche Hindernisse überwunden werden, ein mangelndes Bewusstsein in den Unternehmen und im öffentlichen Sektor beispielsweise.
Gehe es um erneuerbare Energien und Klimawandel, heißt es laut Erik Schäfer oft: Wenn die Menschheit nicht aufgibt und verzichtet, kann es keine Hoffnung auf eine nachhaltige Zukunft geben. Schäfer, Vorstand der Green Investors AG und Industry Partner bei SENCO Capital, hält diese Sichtweise und die damit suggerierten Schuldgefühle für wenig hilfreich. Er setzt stattdessen auf grünen Wasserstoff. Die Einführung sei ein Gewinn für die Gesellschaft, so Schäfer, da sie es der Menschheit ermögliche, ihr bisher gekanntes Leben weiterhin zu genießen, ohne dem Planeten Schaden zuzufügen. Laut Schäfer verfügt Deutschland, das für seine technologischen Fähigkeiten bekannt ist, über alle notwendigen Ressourcen, um die vorgeschlagene „Wasserstoffwirtschaft“ in die Tat umzusetzen.
Tatsächlich gewinnt die Idee einer Wasserstoffwirtschaft auch in politischen Kreisen immer mehr an Akzeptanz. Ministerin Mona Neubaur (Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen) versicherte den Workshop-Teilnehmern in einer Videobotschaft ihre Unterstützung. Zudem stellte Dr. Klaus Dirk Herwig, der auch Geschäftsführer von Hydrogy ist, sein kürzlich erschienenes Buch „WASSERSTOFF – Perspektiven, Potenziale und Lösungen für KMU-Unternehmen“ vor, das Unternehmern, Mut machen und ihnen helfen will, sich mit grünem Wasserstoff auseinanderzusetzen.
Dr. Heribert Wiedenhues, ehemaliges Vorstandsmitglied von thyssenkrupp und derzeit CEO von Brainfleet, steht seit zwei Jahrzehnten an der Spitze der Wasserstoffwirtschaft. Er argumentierte, dass eine Investition in grünen Wasserstoff nicht nur dem Planeten zugutekomme, sondern auch ein profitables Unterfangen für kluge Unternehmer sei. Dr. Jens Reichel, Manager bei thyssenkrupp Steel Europe AG, gab ein anschauliches Beispiel aus seinem Stahlwerk in Duisburg: Bei den hohen Energiemengen, die für die Stahlproduktion benötigt würden, scheine die Dekarbonisierung eine unlösbare Aufgabe zu sein, so Reichel. Grüner Wasserstoff ist deshalb unabdingbar, wofür derzeit Investitionen in Milliardenhöhe getätigt werden.
Als eine der bekanntesten deutschen Wirtschaftshochschulen teilt die WHU nachhaltige Umweltanliegen und ermutigt vorausschauende Unternehmer:innen, für eine ökologische und ökonomisch erfolgreiche Zukunft selbst aktiv zu werden. Workshops wie diese, in denen neue Ideen im Bereich der Nachhaltigkeit vorgestellt werden, sind eine Möglichkeit, wie Wirtschaftswissenschaftler und Wirtschaftsexperten zu dieser Diskussion beitragen können.