Treuhändermentalität: Schlüsselrolle für die Langlebigkeit von Familienunternehmen
Neuveröffentlichung des an der UW/H ansässigen WIFU beschäftigt sich mit dem Phänomen der „Treuhändermentalität“ in großzahligen und mehrgenerationalen Unternehmerfamilien
Unternehmerfamilien sind von dem Wunsch geprägt, „ihr“ Unternehmen über Generationen hinweg zu erhalten. Ob dies gelingt, hängt entscheidend davon ab, ob im Gesellschafterkreis die Perspektive eines Treuhänders eingenommen wird. Damit ist das Bestreben gemeint, das Vermögen bestenfalls zu vermehren und an die nächste Generation weiterzugeben. Wie sich eine solche „Treuhändermentalität“ konkret herstellen lässt, zeigt das Buch „Treuhändermentalität in dynastischen Unternehmerfamilien“ auf. Es ist jetzt als Band 33 in der Schriftenreihe des Wittener Instituts für Familienunternehmen (WIFU) an der Universität Witten/Herdecke erschienen.
Im Mittelpunkt stehen in vier Kategorien zusammengefasste Praxen zur Herstellung von Treuhändermentalität, die Autor Dr. Fabian Simons im Rahmen einer qualitativen Untersuchung mit sieben großzahligen Mehrgenerationen-Familienunternehmen gewinnen konnte: familiäre, emotionale, personelle und finanzielle Herstellungspraxen. Zu den familiären Praxen gehört beispielsweise das Mitspracherecht aller Mitglieder des Gesellschafterkreises in Gesellschafter- und Familiendiskussionen, und zwar unabhängig von der Höhe der jeweiligen Anteile. Beispiele für emotionale und personelle Praxen sind der Aufbau von „Emotional Ownership“, die sich in einer starken Identifikation mit dem Unternehmen und der Familie ausdrückt, sowie die Besetzung von Gremien mit Personen, die als Galionsfiguren die Gesellschafterinnen und Gesellschafter der Familie personell an das Familienunternehmen binden. In finanzieller Hinsicht lässt sich die Treuhändermentalität etwa durch Ausschüttungen herstellen, da diese den Liquiditätsbedürfnissen im Gesellschafterkreis entgegenkommen.
„Das Buch von Fabian Simons stellt einen weiteren wichtigen Meilenstein in unserer sozialwissenschaftlichen Beschäftigung mit Unternehmerfamilien dar“, erläutert Prof. Dr. Heiko Kleve, Inhaber des WIFU-Stiftungslehrstuhls für Organisation und Entwicklung von Familienunternehmen und Erstgutachter der themengleichen Dissertation von Simons. „Denn es präsentiert äußerst praxisrelevante Forschungsergebnisse, die quasi das schlagende Herz des Familienunternehmertums zeigen, nämlich die Ausrichtung auf die nachhaltige Fortsetzung des Unternehmertums von Generation zu Generation.“
Der 33. Band der Schriftenreihe ist im Verlag V&R unipress als Open Access Publikation erschienen und über die Verlags-Homepage kostenfrei erhältlich.
Weitere Informationen erhalten Interessierte bei Dr. Ruth Orenstrat (Tel.: +49 2302 926-506 | E-Mail: ruth.orenstrat@wifu-stiftung.de).
Über uns:
Das Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) an der Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft der Universität Witten/Herdecke ist in Deutschland Pionier und Wegweiser akademischer Forschung und Lehre zu Besonderheiten von Familienunternehmen. Drei Forschungs- und Lehrbereiche – Betriebswirtschaftslehre, Psychologie/Soziologie und Rechtswissenschaften – bilden das wissenschaftliche Spiegelbild der Gestalt von Familienunternehmen. Dadurch hat sich das WIFU eine einzigartige Expertise im Bereich Familienunternehmen erarbeitet. Ein exklusiver Kreis von über 80 Familienunternehmen macht dies möglich. So kann das WIFU auf Augenhöhe als Institut von Familienunternehmen für Familienunternehmen agieren. Mit derzeit 16 Professorinnen und Professoren leistet das WIFU seit 25 Jahren einen signifikanten Beitrag zur generationenübergreifenden Zukunftsfähigkeit von Familienunternehmen.
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 3.000 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
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