Einstein Stiftung Berlin bewilligt neue Forschungsförderungen in Höhe von über 8 Millionen Euro
Der Vorstand der Einstein Stiftung Berlin hat die Förderung eines Einstein Centers for Population Diversity und eines Vormoduls für ein Einstein Center for Early Disease Interception bewilligt. Zudem wurden zwei neue Einstein-Zirkel und die Unterstützung einer herausragenden Graduate School beschlossen. Grünes Licht gab es im Bereich der Personenförderung für einen International Postdoctoral Fellow, zwei Anträge aus dem Wissenschaftsfreiheitsprogramm sowie einen weiteren Fellow des zusammen mit der Berlin University Alliance und Oxford in Berlin realisierten Programms Einstein BUA/Oxford Visiting Fellowship. Das Gesamtvolumen der Bewilligungen beträgt rund 8,2 Millionen Euro.
Einstein-Zentrum
Einstein Center for Population Diversity
Die europäischen Gesellschaften werden aufgrund des demographischen Wandels, zunehmender Migration und neuer und sich wandelnder Arbeits-, Betreuungs- und Beziehungsarrangements immer heterogener und vielfältiger. Dies birgt Chancen für gesellschaftlichen Fortschritt – aber auch erhebliche Risiken für wachsende Ungleichheiten bei der Lebenserwartung, bei Gesundheit, Bildung oder wirtschaftlichem Status. Das bewilligte „Einstein Center for Population Diversity” von der Charité – Universitätsmedizin Berlin (Charité), der Freien Universität Berlin (FU Berlin) und der Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin) wird diese Chancen und Herausforderungen bis Ende 2029 untersuchen. Dabei wird die Expertise von Sozial- und Gesundheitswissenschaften in einem interdisziplinären Konsortium mit weiteren Institutionen, so der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, dem Wissenschaftszentrum Berlin, dem Netzwerk Population Europe und der University of Oxford, verbunden. Im Fokus des Zentrums steht die Familie, die einerseits als diesen Wandlungsprozessen unterworfener Reproduktions- und Aushandlungsort zwischen den Generationen und als Bindeglied zur Gesundheits-, Sozial-, Arbeitsmarkt- oder Bildungspolitik gesehen wird. Andererseits erfährt sie als Konzept selbst Ausdifferenzierung und treibt damit Vielfalt voran.
Vormodul Einstein-Zentrum
Einstein Center for Early Disease Interception
Während der zweijährigen Vormodulphase wird das innovative Forschungsfeld der zellbasierten interzeptiven Medizin gefördert. Neue und vielversprechende Forschungsansätze zielen darauf ab, Krankheiten in einem sehr frühen Stadium, in dem nur einzelne kranke Zellen in den Patient:innen vorhanden sind und sich noch keine Symptome und Folgeschäden manifestiert haben, zu diagnostizieren und zu bekämpfen. Der Schwerpunkt des geplanten institutionenübergreifenden Zentrums soll dabei auf der beschleunigten Entwicklung, Integration und Anwendung neuer Schlüsseltechnologien der Einzelzell-Multiomik und der räumlichen Biologie, hochentwickelten präklinischen Patient:innenmodellen und neuartigen Lösungen mithilfe von Künstlicher Intelligenz liegen. Das Konsortium verbindet Forscher:innen und Kliniker:innen von zehn führenden Berliner Institutionen miteinander – u.a. die Charité einschließlich des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), das Max Delbrück Center, die Technische Universität Berlin (TU Berlin), FU Berlin und HU Berlin sowie das Museum für Naturkunde und das Max-Planck-Institut für molekulare Genetik.
Einstein-Zirkel
Improving (Mental) Health Care in Homelessness
Der inter- und transdisziplinär arbeitende Einstein-Zirkel „Improving (Mental) Health Care in Homelessness” von Charité, HU Berlin, TU Berlin, FU Berlin und Robert-Koch-Institut nimmt die mentale und gesundheitliche Situation wohnungsloser Menschen in den Blick. Psychische Erkrankungen können eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Wohnungslosigkeit spielen und können umgekehrt durch die sozialen Schwierigkeiten, mit denen wohnungslose Menschen konfrontiert sind, negativ beeinflusst werden. Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit, der sozialen Integration und der Lebensqualität sind nach wie vor kaum vorhanden. Ziel des Zirkels ist die Entwicklung von Strategien und Interventionen, um die komplexen, zugrunde liegenden Systematiken in der Metropolregion Berlin zu verstehen und zu verbessern. Neben den Sozial- und Datenwissenschaften, der Stadtplanung und verschiedenen medizinischen Fachrichtungen wie Psychiatrie oder der Notfall- und Allgemeinmedizin will der Zirkel explizit auch die Perspektive der von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen, von Akteur:innen im Praxisfeld als auch internationalen Wissenschaftler:innen einbeziehen.
Liminality and Transfer
Das Konzept und die Praktiken des Erbes sind voller Widersprüche. Der Einstein-Zirkel „Liminality and Transfer“ von HU Berlin, FU Berlin, Universität Leipzig, Aarhus University, Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin und Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung Köln zielt auf ein besseres Verständnis aktueller Probleme des Erbes ab. Dies umfasst Debatten über den Transfer von Privatvermögen, über soziale Ungleichheit und über kulturelle Weitergabe unter globalen und postkolonialen Bedingungen („Welterbe"). Aus der Perspektive von Recht und Philosophie, Soziologie und Ethnologie, Geschichts-, Kultur- und Literaturwissenschaft wird der Zirkel mit dem Stichwort der Liminalität besonders die zeitlichen Dimensionen des Erbes reflektieren und die Dauerhaftigkeit des Eigentums hinterfragen. Geplant sind hierfür Workshops, öffentliche Gesprächsreihen und Veranstaltungen.
Einstein Foundation Doctoral Program
Berlin Graduate School of Ancient Studies (BerGSAS)
Die Berlin Graduate School of Ancient Studies erhält nach 2017 ein weiteres Mal die Förderung für exzellente Doktorandenprogramme. Sie wird seit 2011 von der FU Berlin und der HU Berlin betrieben, bietet mit verschiedenen Kooperationspartnern insgesamt fünf Doktorandenprogramme in den Altertumswissenschaften und angrenzenden Fachgebieten an und ist Teil des Berliner Antike-Kollegs. Die Fördermittel wird die BerGSAS nutzen, um in Zusammenarbeit mit den außeruniversitären Partnereinrichtungen Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und Deutsches Archäologisches Institut den Bereich der Digital Humanities innerhalb der Ausbildung der Promovierenden zu stärken. Dabei werden digitale Forschungsmethoden und -instrumente, das Forschungsdatenmanagement sowie digitales Publizieren im Vordergrund stehen. Mit der Förderung sind zudem drei Promotionsstipendien verbunden.
Einstein BUA/Oxford Visiting Fellow
Andrew Sharott
Das Board of Directors der Berlin University Alliance hat im Juli die Förderung von Andrew Sharott als Einstein BUA/Oxford Visiting Fellow beschlossen. Sharott ist außerordentlicher Professor an der MRC Brain Network Dynamics Unit der University of Oxford und forscht unter anderem zu neuronalen und hormonellen Hirnleistungsstörungen, Tiefenhirnstimulationen und Behandlungsmöglichkeiten von Parkinson. Das Programm der BUA/Oxford Visiting Fellows zielt darauf ab, Forschende der University of Oxford längerfristig in die Berliner Forschungs- und Wissenschaftslandschaft einzubinden und auf diese Weise die Oxford-Berlin-Wissenschaftskooperation weiter zu stärken. Im Projekt von Andrew Sharott sollen Ressourcen und Fachwissen kombiniert werden, sodass künftig die Messung von Hirnfrequenzen für eine störungsfreie Ausrichtung der Therapie mit Tiefenhirnstimulation genutzt werden kann. In Berlin wird er in die Forschungskontexte des Einstein Zentrums Neurowissenschaft und des Exzellenclusters NeuroCure eingebunden.
Einstein Guest Researcher
Tamara Fastovska
Im Programm der Wissenschaftsfreiheit hat der Vorstand die Förderung von Professorin Tamara Fastovska beschlossen. Fastovska ist Wissenschaftlerin am Institut für Mathematik der HU Berlin und wird elastische Körper verschiedener Materialien in ihren Eigenschaften und in ihren Interaktionen mathematik-theoretisch beschreiben. Der Name zur zweiten bewilligten Förderung wird aus Sicherheitsgründen und auf Wunsch des/der Geförderten nicht bekannt gegeben.
Einstein International Postdoctoral Fellow
Pietro Marabotti
Pietro Marabotti hat seine Doktorarbeit an der Politecnico Milano in Energie- und Nuklearwissenschaften vorgelegt und wird im Rahmen eines International Postdoctoral Fellowship zusammen mit Sebastian Heeg am Institut für Physik der HU Berlin im Bereich der Materialwissenschaften über Carbine forschen. Diese eindimensionalen linearen Ketten von Kohlenstoffatomen haben je nach Krümmung und Biegung unterschiedliche Eigenschaften und können unter anderem zur Wärme- oder Lichtleitung eingesetzt werden. Im Verlauf des Projekts soll ein neuartiges Nahfeldspektrometer entwickelt werden, das Carbine mit Infrarottechnologie abtastet, um optische und strukturelle Nichtlinearitäten (bspw. Defekte) zu identifizieren und Einblicke in deren atomare Struktur zu geben. Marabotti und Heeg wollen erforschen, wie sich die Eigenschaften von Carbinen gezielt für einen Einsatz in optoelektronischen Geräten nutzen lassen.
Die Einstein Stiftung Berlin ist eine gemeinnützige, unabhängige und wissenschaftsgeleitete Einrichtung, die 2009 als Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet wurde. Sie fördert Wissenschaft und Forschung fächer- und institutionenübergreifend in und für Berlin auf internationalem Spitzenniveau. Rund 200 Wissenschaftler:innen – unter ihnen drei Nobelpreisträger –, über 70 Projekte und sieben Einstein-Zentren wurden bislang gefördert.
Für die Wissenschaft. Für Berlin.