Absolventin der HBC erhält BUND-Forschungspreis 2023
Die Versiegelung von städtischen Flächen beeinträchtigt den natürlichen Niederschlagsablauf und führt zu verstärktem Oberflächenabfluss sowie reduzierter Verdunstung. Dadurch entsteht das Risiko von Überflutungen bei starken Regenfällen. Gezieltes Regenwassermanagement gewinnt daher zunehmend an Bedeutung. Selma Weduwen, Absolventin des Studiengangs Projektmanagement (Bau) an der Hochschule Biberach, hat sich in ihrer Bachelorthesis mit diesem Thema auseinandergesetzt und Möglichkeiten sowie Grenzen eines nachhaltigen Regenwassermanagements am Beispiel der HBC erforscht. Ihre Leistung wurde nun mit dem Forschungspreis 2023 des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gewürdigt.
Biberach, 22.08.2023
Absolventin der HBC erhält BUND-Forschungspreis 2023
Mit dem unaufhaltsamen Vormarsch der Versiegelung von Flächen in städtischen Gebieten verliert der Boden seine Fähigkeit, Niederschlag aufzunehmen und die natürlichen Abläufe zu bewahren. Diese Versiegelung führt zu verstärktem Direktabfluss und verringerter Verdunstung, wodurch sich die urbane Umgebung aufheizt und lokale Hitzeinseln entstehen. Gleichzeitig steigt das Risiko von Überschwemmungen während starker Regenfälle aufgrund der eingeschränkten Bodendurchlässigkeit. Das effiziente Ableiten von Regenwasser wird angesichts der wachsenden Bebauung zu einer immer größeren Herausforderung. Besonders bei starken Regenfällen sind die bestehenden Kanalsysteme überfordert. In diesem Kontext gewinnt ein gezieltes Regenwassermanagement zunehmend an Bedeutung.
Selma Weduwen, Absolventin des Bachelorstudiengangs Projektmanagement (Bau) an der Hochschule Biberach (HBC), hat sich in ihrer wegweisenden Bachelorthesis diesem komplexen Thema gewidmet. Sie hat Möglichkeiten und Grenzen eines klimafreundlichen Regenwassermanagements am Beispiel des Campus Stadt der HBC untersucht. Für diese Arbeit hat sie nun eine herausragende Anerkennung erhalten: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Selma Weduwen mit dem Nachhaltigkeitspreis 2023 ausgezeichnet.
Betreut wurde sie bei ihrer Abschlussarbeit von Prof. Dr. Ulrike Zettl, die Siedlungswasserwirtschaft in der Fakultät Bauingenieurwesen und Projektmanagement lehrt, sowie von Tobias Götz und Nicole Ottmann, die als wissenschaftliche Mitarbeiter*innen im Projektbüro „Campus Zukunft“ arbeiten. Dank Herrn Götz habe sich Weduwen überhaupt für den Preis beworben. „Ich war mir unsicher, ob meine Bachelorarbeit thematisch zum Preis passt, da sie wenig Forschung dafür mehr Anwendung beinhaltet“, so die Preisträgerin. Gerade aber der Praxis- und Aktualitätsbezug habe den BUND und dessen Jury überzeugt.
Die Absolventin hat in ihrer Thesis am Beispiel der Hochschule Biberach untersucht, wie die Umsetzung eines modernen Regenwassermanagements im Bestand gelingen kann. Maßnahmen wie Versickerungselemente, Fassadenbegrünung, Regenwassernutzung- und speicherung können dazu beitragen, den städtischen Wasserhaushalt dem des unbebauten Zustands wieder anzunähern, um die negativen Auswirkungen der Versiegelung durch Infrastruktur zu mindern.
Die Bestandsanalyse zeigt, dass im Fall der HBC eine Erhöhung der Verdunstung und gleichzeitig die Reduktion des Direktabflusses anzustreben ist. Eine Verbesserung der Grundwasserneubildung sei laut Weduwen aus wasserhaushaltstechnischer Sicht nicht sinnvoll. Die aus der Bedarfsanalyse entwickelten Lösungsansätze hat die Projektmanagerin in drei aufeinander aufbauende Varianten konzipiert, die sich in Aufwand, Kosten und Wirkung unterscheiden. Durch Entsiegelungsmaßnahmen wird der Direktabfluss reduziert (Variante 1). Begrünungsmaßnahmen und Biotopbildung erhöhen die Verdunstung (Variante 2). Diese Maßnahmen verändern den lokalen Wasserhaushalt positiv. Darüber hinaus tragen sie zur Starkregenvorsorge und der Verbesserung der Aufenthaltsqualität bei (Schwerpunkt Variante 3). „Frau Weduwen hat sehr schnell erkannt, dass durch ein stufenweises Konzept die Akzeptanz erhöht und die Umsetzung der Maßnahmen besser erreicht werden kann. Großen Wert legte sie auch auf die Gestaltung der Außenanlagen, um diese für die Studierenden als Aufenthaltsraum und Lernort nutzbar zu machen“, lobt Prof. Zettl ihre ehemalige Studentin.
Die Ergebnisse und Ideen der Preisträgerin sollen im besten Falle auch in die Umsetzung kommen, denn die HBC soll bis 2030 netto-treibhausgasneutral gestaltet werden. Bestandsgebäude werden saniert, die Wärmeversorgung soll auf erneuerbare Energien umgestellt und der Ausbau von Photovoltaikanlagen vorangetrieben werden. „Damit bieten sich beste Voraussetzungen, dass die Ideen aufgegriffen und in ein nachhaltiges, klimazukunftsfähiges Gesamtkonzept eingebunden werden, indem die Puzzleteile des modernen Regenwassermanagements wie Regenwassernutzung und Kühlung durch Verdunstung mit der Schaffung von Grünzonen als attraktive Aufenthalts- und Lernorte für Studierende sowie als Lebensraum für Pflanzen, Insekten und Tiere verknüpft werden“, so die Betreuerin.
Inzwischen studiert Selma Weduwen an der Hochschule Bielefeld im Master „Integrales Bauen“. Über den Preis vom BUND hat sie sich sehr gefreut: „Der Preis ist eine großartige Wertschätzung meiner Arbeit und gibt dem wichtigen Thema eine Plattform.“ Auch die Hochschule Biberach ist über die bundesweite Auszeichnung von Frau Weduwen begeistert. Nachhaltiges Bauen, Gestalten und Handeln sind Schwerpunkte an der HBC, die nicht nur einen Bestandteil der Lehrinhalte darstellen, sondern auch in den (Methoden-)Kompetenzen vermittelt werden. „Unsere Absolvent*innen sollen befähigt werden, zukunftsweisende nachhaltige Entscheidungen treffen zu können“, so Zettl. Die Auszeichnung bestärke die Hochschule in ihrem Lehrangebot, aber auch in der Zielsetzung, die vorgeschlagenen Maßnahmen zum modernen Regenwassermanagement und zur Vermeidung urbaner Hitzeinseln in die Entwicklung des Hochschulcampus einfließen zu lassen.
Der BUND lobte 2023 zum siebten Mal einen Forschungspreis aus, der für Forschung zur nachhaltigen Entwicklung vergeben wird. Damit soll dieses Thema gestärkt werden und die öffentliche Aufmerksamkeit für wissenschaftliche Leistungen in diesem Bereich erhöht werden.
Mit diesem Preis will der BUND herausragende Leistungen anerkennen und insgesamt zu einer stärkeren Ausrichtung des Wissenschaftssystems an den großen gesellschaftlichen Herausforderungen beitragen. Damit sollen auch wertvolle Grundlagen für praktische Natur- und Umweltschutzaktivitäten unseres Verbandes gelegt und gefördert werden.
Über die Preisvergabe entschied eine Jury aus Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats des BUND. Die Jury entschied insbesondere aufgrund der Bedeutung für die Arbeit des BUND. Die Entscheidung der Jury ist endgültig; der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die Preise werden im Rahmen einer BUND-Veranstaltung Ende des Jahres verliehen.