Wodurch werden individuelle Rentenscheidungen beeinflusst?
Der Mannheimer Ökonom Dr. Arthur Seibold ist mit dem Schmölders-Preis 2023 des Vereins für Socialpolitik (VfS) ausgezeichnet worden. In der prämierten Studie versucht Seibold zu verstehen, warum sich die Mehrheit der Deutschen bei ihrer Entscheidung hinsichtlich des Renteneintritts am gesetzlichen Rentenalter orientiert.
Der sozialwissenschaftliche Ausschuss des VfS zeichnete Seibold für seine Studie „Reference Points for Retirement Behavior: Evidence from German Pension Discontinuities“ („Referenzpunkte für Rentenentscheidungen: Evidenz aus Renten-Diskontinuitäten in Deutschland“) aus. Seibold, Juniorprofessor für Finanzwissenschaft an der Universität Mannheim, analysiert darin, welche Faktoren die Renteneintrittsentscheidung der Menschen bestimmen und nutzt dabei Daten der Gesetzlichen Rentenversicherung in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in deutlich stärkerem Maße bei Erreichen einer gesetzlichen Altersgrenze in den Ruhestand wechseln, als dies allein auf Grund der mit dieser Altersgrenze verbundenen finanziellen Anreize zu erwarten wäre. Das von Seibold entwickelte Verhaltensmodell belegt, dass die Verschiebung des gesetzlichen Rentenalters durch Rentenreformen eine wirksame Maßnahme zur Beeinflussung von Rentenentscheidungen darstellt.
„Mit der Kombination aus verhaltensökonomischer Theorie, institutioneller Expertise und evidenzbasierter Wirkungsanalyse steht die Arbeit in bester Tradition des Schmölderschen Ansatzes einer verhaltensorientierten Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaft und zeigt überzeugend deren Potenziale für die finanzwissenschaftliche Forschung auf“, so die Begründung der Jury für Seibolds Auszeichnung.
Der mit 3.000 Euro dotierte Preis der Schmölders-Stiftung wird von einer Fachjury für einen in den vergangenen drei Jahren in einem Fachjournal veröffentlichten Aufsatz vergeben. Die Jury wird alternierend aus dem sozialwissenschaftlichen, finanzwissenschaftlichen und wirtschaftshistorischen Ausschuss des VfS konstituiert.
Der Verein für Socialpolitik ist die größte Vereinigung von Wirtschaftsforschenden im deutschsprachigen Raum. Zielsetzung des Vereins ist sowohl die Förderung der Wissenschaft im Bereich der wirtschafts- und sozialpolitischen Problemlösung als auch die internationale Kooperation der Fachwissenschaft.
Kontakt:
Dr. Maartje Koschorreck
Pressesprecherin
Universität Mannheim
Telefon: +49 621 181-1080
E-Mail: koschorreck@uni-mannheim.de
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Arthur Seibold, Ph.D.
Juniorprofessur für Finanzwissenschaft
Abteilung für Volkswirtschaftslehre
Universität Mannheim
Tel. +49 621 181-1781
E-Mail: seibold@uni-mannheim.de
Originalpublikation:
https://www.aeaweb.org/articles?id=10.1257/aer.20191136