Evonik zeichnet Benjamin List mit Bergius Lecture aus
Spezialchemiekonzern Evonik zeichnet Nobelpreisträger aus Mülheim mit einer besonderen Ehrung aus
Prof. Benjamin List, Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr und Nobelpreisträger für Chemie 2021, ist vom Spezialchemieunternehmen Evonik mit der renommierten Bergius Lecture ausgezeichnet worden. Sie wurde am 12. September anlässlich des regelmäßig stattfindenden Wissenschaftsforums „Evonik meets Science“ in Dresden vergeben.
„In Anerkennung seiner fundamentalen Beiträge im Bereich der asymmetrischen organischen Katalyse ehren wir Benjamin List mit der Friedrich-Bergius-Lecture 2023“, sagt Harald Schwager, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Evonik und im Vorstand für das Thema Innovation zuständig. „Die Arbeiten von Benjamin List haben zur Entdeckung vieler hocheffizienter Katalysatoren geführt, die in der chemischen Industrie weit verbreitet sind. Sie sind wichtige Bausteine für eine ressourcenschonende Chemie.“
Benjamin List und Evonik kooperierten erstmals vor mehr als 20 Jahren in einem gemeinsamen Forschungsprojekt. Bereits 2004 erhielt List den Degussa Prize for Chirality in Chemistry. Seitdem hat sich die Synthese komplexer Moleküle mit Hilfe organischer Katalysatoren zu einem modernen Werkzeug für die Synthese von Arzneimitteln und anderen Materialien entwickelt.
„Mit seiner Forschung hat Professor List wesentliche Fortschritte auf dem Gebiet der nachhaltigen Rohstoffgewinnung und Synthese erzielt und damit die Innovationskraft der chemischen Industrie gestärkt, betont Ralph Marquardt, der Chief Innovation Officer von Evonik.
Mit der Friedrich-Bergius-Lecture ehrt das Spezialchemie-Unternehmen Evonik herausragende Forscher, die einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Wissenschaft der Chemie geleistet haben und gibt ihnen die Möglichkeit, zu wissenschaftlich relevanten Fragestellungen zu referieren. Die diesjährige Friedrich-Bergius-Lecture wurde am 12. September anlässlich des regelmäßig stattfindenden Wissenschaftsforums „Evonik meets Science“ vergeben. Dort stellen Professoren führender wissenschaftlicher Einrichtungen und Forscher von Evonik aktuelle Ergebnisse interessanter Kooperationsprojekte vor. Unter dem Titel „Renewable Carbon Chemistry“ konzentriert sich die diesjährige Tagung auf nachhaltige Produkte und Technologien. Schwerpunkte liegen dabei unter anderem auf den Themen Defossilierung, Biotenside und dem Recycling von Polymermaterialien.
„Das ist für mich eine große Ehre“, erklärt Benjamin List. Zwischen Friedrich Bergius und dem Max-Planck-Institut für Kohlenforschung gibt es eine enge Verbindung. Bergius war für die Th. Goldschmidt AG tätig, einem Vorgängerunternehmen von Evonik. Er wurde 1931 gemeinsam mit Carl Bosch für seine „Verdienste um die Entwicklung der chemischen Hochdruckverfahren“ mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet, genau 90 Jahre vor Benjamin List. Aufgrund seiner richtungsweisenden Grundlagenforschung gilt Friedrich Bergius heute als einer der größten deutschen Chemiker des 20. Jahrhunderts.
Auch das Konzept von „Evonik meets Science“, bei dem künftige Innovationserfolge durch die Vernetzung mit der akademischen Welt abgesichert werden sollen, sagt dem Chemiker Benjamin List zu. Zwar gehe es bei der Grundlagenforschung primär um den Erkenntnisgewinn, betont List, „doch wollen wir mit unserer Arbeit natürlich auch dazu beitragen, konkrete Probleme zu bewältigen, vor denen die Menschheit steht.“ Und so hat Benjamin List in seinem Vortrag folgerichtig darüber gesprochen, wie die Katalyse dazu beiträgt – und auch künftig dazu beitragen wird – die Herausforderungen der menschlichen Gesellschaft zu meistern.
Bergius‘ Nobelpreis-Urkunde lag als wichtiges Zeitdokument lange Zeit im Historischen Archiv des Max-Planck-Instituts. Der ehemalige Institutsdirektor Günter Wilke hatte in den 1980er Jahren einen Teil des Bergius-Nachlasses erworben, um diesen Teil chemischer Forschungsgeschichte für die Nachwelt zu erhalten. Ähnlich wie Franz Fischer, Gründungsdirektor der Kohlenforschung, arbeitete Bergius am Thema Kohleverflüssigung. Das von Bergius entwickelte Verfahren steht thematisch dem am Institut entwickelten Fischer-Tropsch-Verfahren nahe. Da es aber keine weiteren wissenschaftlichen Verbindungen zwischen Bergius und den Mülheimer Wissenschaftlern gab, fiel die Entscheidung, das einmalige Archivgut mit einem Deposital-Vertrag an Evonik zu übergeben.