Ebertplatz als Reallabor: Fakultät für Architektur der TH Köln gibt Impulse für die Umgestaltung
Eine hölzerne Freitreppe verbindet ab sofort den Eigelstein und den Ebertplatz, zudem wurden Sitzpodeste in der Kunstpassage auf der Westseite errichtet. Mit diesen temporären Bauwerken wollen Studierende und Lehrende der Fakultät für Architektur der TH Köln – in Kooperation mit dem Brunnen e.V. und Baukultur NRW e.V. sowie mit Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Köln – einen Beitrag zur langfristigen Umgestaltung des Platzes leisten. Das Vorhaben ist Teil des Zwischennutzungsprojektes „Unser Ebertplatz“.
„Mit unserem Projekt ‚Ebertplatz 0?‘ wollen wir Möglichkeiten der Gestaltung rund um die Ebertplatzpassage aufzeigen. Die Stadtgesellschaft ist eingeladen, die neue Freitreppe zum Eigelstein und die neuen Sitzgelegenheiten zu nutzen und zu erproben. Wir sind sicher, dass dadurch eine neue Aufenthaltsqualität entstehen wird“, sagt Susanne Kohte, die das Projekt gemeinsam mit Prof. Yasemin Utku und Chris Schroeer-Heiermann von der Fakultät für Architektur der TH Köln geleitet hat. Die Architekturstudierenden haben eine rund fünf Meter hohe Freitreppe sowie Sitzpodeste aus Holz errichtet und dabei mit dem Zimmermann Sascha Nitsche und dem Kölner Kollektiv „Werkstatt Global“, einer Gruppe selbstständiger Handwerker*innen, zusammengearbeitet.
„Die Freitreppe bindet den Ebertplatz enger an den Eigelstein an und greift damit einen alten Wunsch der Bürgerschaft wieder auf. Der Platz ist weitaus sichtbarer und ohne eine Unterführung erreichbar. Die Freitreppe mit Plateauflächen eröffnet neue Perspektiven auf den Platz, zudem initiiert sie weitere Aufenthalts- und Veranstaltungsmöglichkeiten, die durch die Sitzpodeste in der Passage erweitert werden. Die Platzierung eines Eiswagens ist darüber hinaus vorgesehen, er soll das Angebot ergänzen“, berichtet Utku.
Mehrsemestrige Arbeiten
Die Holzbauten sind das Ergebnis eines studentischen Projekts an der TH Köln. Es startete im Oktober 2021 in Kooperation mit Brunnen e.V. und Baukultur Nordrhein-Westfalen e.V. sowie mit Unterstützung des Kulturamtes der Stadt Köln. Die Entwürfe und Planungen wurden mit der Stadt Köln, den Zwischennutzenden und weiteren Partner*innen im gesamten Prozess eng abgestimmt.
Das Projekt „Ebertplatz 0?“ der TH Köln ist damit in ein Reallabor der Stadt Köln eingebettet – dem Zwischennutzungsprojekt „Unser Ebertplatz“. Dieses hat zum Ziel, in offenen Prozessen neue Gestaltungs- und Nutzungsideen zu entwickeln und vor Ort zu erproben. Es soll dazu beitragen, den Platz attraktiver zu gestalten und Möglichkeiten zur Mitgestaltung des öffentlichen Raums bieten.
Die Holzelemente bleiben für drei Monate stehen. Sollte es nicht zu einer Verlängerung der Genehmigung kommen, werden die Materialien und die Sitzpodeste an interessierte Abnehmer*innen zur weiteren Nutzung abgegeben. Anschließend wird das Projekt von den Studierenden ausgewertet. Die Ergebnisse werden an die Stadt übergeben und sollen als Impuls in den weiteren Planungs- und Gestaltungsprozess der Stadt Köln für die langfristige Umgestaltung und Nutzung des Ebertplatzes einfließen.
Neben der Treppe und den Sitzpodesten hatten die Studierenden ursprünglich noch eine Installation über dem Lichthof geplant. Dieses Teilprojekt kann aber aktuell nicht realisiert werden.
Über das Projekt
Das Projekt „Ebertplatz 0?“ wurde von Lehrenden und Architekturstudierenden der TH Köln durchgeführt. Die Leitung der Planungs- und Realisierungsphase hatten Susanne Kohte und Christopher Schroeer-Heiermann von der Fakultät für Architektur der TH Köln. Gestartet wurde das Projekt von Susanne Kohte, Prof. Yasemin Utku und Prof. Dr. Daniel Lohmann im Oktober 2021.
Kooperationspartner sind der Brunnen e.V. – ein Zusammenschluss der Kunsträume auf dem Ebertplatz – und der Baukultur Nordrhein-Westfalen e.V., der einen Fokus auf eine offen gestaltete Planungsphase 0 in Kommunen legt. Das Projekt erfolgte in Abstimmung mit dem Kulturamt der Stadt Köln, dem Bürgerverein Kölner Eigelstein e.V., den Zwischennutzenden und Nutzenden, der Alten Feuerwache Köln und weiteren Akteur*innen sowie Ämtern und der Polizei der Stadt Köln.
Die Realisierung wurde möglich durch eine Förderung des Kulturamts der Stadt Köln, durch finanzielle Zuwendung von Baukultur NRW, dem Bürgerverein Kölner Eigelstein e.V. und der RheinEnergieStiftung Kultur sowie die Unterstützung der Zimmerei Sascha Nitsche, Pirlet & Partner, imagine structure, Step, Janssen und vielen Weiteren.
Pressestatements zum Projekt „Ebertplatz 0?“
Prof. Dr. Stefan Herzig, Präsident der TH Köln
„Der Ebertplatz soll ein Ort sein, an dem sich die Kölner*innen gerne aufhalten. Unsere Studierenden und Lehrenden zeigen eindrucksvoll, dass eine Aufwertung dieses Areals in Zusammenarbeit mit Anwohnerschaft, Vereinen und der Stadt Köln möglich ist. Jetzt gilt es, gemeinsam diesen Schwung für eine langfristige Umgestaltung des Ebertplatzes mitzunehmen. Hierfür werden wir aus der Hochschule heraus gerne Ideen und Impulse liefern.“
Barbara Foerster, Leiterin des Kulturamts der Stadt Köln
„Die gestalterischen Interventionen durch die Studierenden der Technischen Hochschule Köln für ‚Unser Ebertplatz ‘ sind ein perfektes Beispiel dafür, wie groß die Bereitschaft in der Kölner Zivilgesellschaft ist, sich für die Gestaltung des öffentlichen Raums zu engagieren. Auf dieses Engagement und Interesse sollte Köln auch in Zukunft setzen, im Sinne einer Stadtentwicklung für die Bürger*innen. Am Ende ist natürlich zentral, dass die Erfahrungen aus den temporären Interventionen in den Umgestaltungsprozess integriert werden. Das ist von der Stadt geplant und wird von den Akteur*innen des Platzes auch erwartet, damit der Partizipationsprozess glaubwürdig ist.“
Ruth Wennemar, Vorstand beim Bürgerverein Kölner Eigelstein e.V.
„Die Planungen und Umsetzungen der Studierenden mit der intensiven Einbindung der Menschen aus dem Veedel sind ein besonders gelungenes Beispiel für städtebauliche Architektur, die sich nach den Bedürfnissen der Menschen richtet und den öffentlichen Raum neu erlebbar macht. Die Freitreppe und die Sitzblöcke werden sicher ein ganz neuer Ort der Begegnung und werten den Ebertplatz deutlich auf.“
Meryem Erkus, Vorsitz Brunnen e.V.
„In der letzten Dekade hat der Brunnen e.V. viele künstlerische Gesamtkonzepte für den Ebertplatz umgesetzt. Wir freuen uns, dass mit dieser Kooperation nun auch erstmalig ein groß angelegtes architektonisches Experiment, trotz seiner Komplexität, in die Umsetzung gehen konnte. Wir sind gespannt darauf, wie die Freitreppe mit ihren Aussichtsplattformen und Ferngläsern die Perspektive auf die Passage – auch im übertragenen Sinne – verändern wird und wünschen uns, dass nach künstlerischen und architektonischen Langzeitprojekten in Zukunft auch die soziale Komponente ihren längst überfälligen Fokus erhält.“
Peter Köddermann, Geschäftsführer Programm von Baukultur Nordrhein-Westfalen e.V.
„Das Projekt „Ebertplatz 0?“ zeigt vorbildlich, wie durch Dialog und Engagement aus einer sogenannten Problemfläche ein städtischer Chancenraum kreiert werden kann. Wie die Analyse des Raumes und gemeinschaftliches Denken und Handeln unterschiedliche Interessen und Gedanken zusammenfassen hilft, um den Wert und die Potenziale des Ebertplatzes nutzen zu können. Der Erhalt der Architektur und die Sichtbarmachung von Raumpotenzialen durch temporäre Interventionen sind wichtige Bausteine aktueller Stadtgestaltungsprozesse. Das Projekt „Ebertplatz 0?“ ist nicht nur als baukultureller Lernprozess wichtig für die Stadt Köln, sondern steht als Vorbild für Stadtideenprozesse in vielen Innenstädten.“
Die TH Köln zählt zu den innovativsten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Sie bietet Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland ein inspirierendes Lern-, Arbeits- und Forschungsumfeld in den Sozial-, Kultur-, Gesellschafts-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Zurzeit sind rund 25.000 Studierende in etwa 100 Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Die TH Köln gestaltet Soziale Innovation – mit diesem Anspruch begegnen wir den Herausforderungen der Gesellschaft. Unser interdisziplinäres Denken und Handeln, unsere regionalen, nationalen und internationalen Aktivitäten machen uns in vielen Bereichen zur geschätzten Kooperationspartnerin und Wegbereiterin.
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