„Erkenntnisse zur Katalyse finden internationale Beachtung“
NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes besucht das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr
Woran arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr derzeit? Und was gibt es Neues auf dem Campus? Ina Brandes, Wissenschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, hat dem Institut jetzt einen Besuch abgestattet. Dabei gewann sie spannende Einblicke in den Forschungsalltag der geschichtsträchtigen Einrichtung, die heute rund 400 Menschen aus knapp 40 Ländern beschäftigt.
„Wir befassen uns mit allen Aspekten der Katalyseforschung“, sagte Prof. Ferdi Schüth, Geschäftsführender Direktor des Instituts. Er erklärte der Ministerin, warum die Katalyse eine so wichtige Schlüsseltechnologie ist, auch für den Industriestandort Nordrhein-Westfalen. So sind Forscherinnen und Forscher des Instituts unter anderem involviert, wenn es darum geht, an der chemischen Speicherung von Wasserstoff zu tüfteln oder herauszufinden, wie man Sonnenenergie am besten chemisch binden kann. Elementare Fragen also, wenn es um die Zukunft der Energiewirtschaft geht. Aber auch für die meisten Reaktionen der chemischen Industrie und die Herstellung von Arzneimitteln ist die Katalyse entscheidend.
Optimales Umfeld für wissenschaftliche Arbeit
Ministerin Ina Brandes: „In Nordrhein-Westfalen finden Forscherinnen und Forscher von Weltruf ein optimales Umfeld für ihre wissenschaftliche Arbeit. Die Erkenntnisse zur Katalyse etwa, die hier gewonnen werden, finden international Beachtung. Besonders freut mich, dass Auszeichnungen wie der Chemie-Nobelpreis für den wissenschaftlichen Direktor Benjamin List vor zwei Jahren viele junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anziehen und sie Nordrhein-Westfalen so zur Heimat der Spitzenforschung machen.“
Die Ministerin hatte im Anschluss an den Austausch mit dem Vorstand Gelegenheit, einen Blick in verschiedene Abteilungen des Instituts zu werfen. In der Elektronenmikroskopie beispielsweise werden die Ergebnisse der Experimentalchemikerinnen und –chemiker genauestens unter die Lupe genommen. „Nur in Kooperation mit den analytischen Abteilungen ist es den Kolleginnen und Kollegen möglich, die richtigen Schlüsse aus ihrer Arbeit im Labor zu ziehen“, erklärte Ferdi Schüth.
Ein wichtiges Thema des ministerialen Besuchs war auch die zukünftige Entwicklung des Campus. Das MPI hat sich in seiner knapp 110-jährigen Geschichte stets fortentwickelt, und wird es auch weiterhin tun. Die Digitalisierung von Prozessen und Abläufen sowie eine elegante und effiziente Bündelung der Analytik sind nur zwei Schlagworte, die die Kohlenforscher in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen werden.
Wie alle Institute der Max-Planck-Gesellschaft wird auch das MPI für Kohlenforschung zu einem großen Teil gemeinsam durch den Bund und die Länder finanziert. Das Ministerium ist auch mit einer Vertreterin oder einem Vertreter Mitglied im Verwaltungsrates des Instituts.
Seit mehr als 100 Jahren betreibt das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr chemische Grundlagenforschung und hat seit seiner Eröffnung als Kaiser-Wilhelm-Institut 1914 zahlreiche chemische Entdeckungen von historischer Tragweite gemacht. Es war das erste Kaiser-Wilhelm-Institut außerhalb Berlins und die erste wissenschaftliche Einrichtung im Ruhrgebiet überhaupt. Zu den wichtigsten Errungenschaften gehört die Entdeckung der Fischer-Tropsch-Synthese in den 1920er Jahren, ein Verfahren zur Herstellung synthetischen Benzins, seinerzeit auf der Basis von Kohle, das aber auch andere Kohlenstoffquellen, wie das Kohlendioxid aus Abgasen oder sogar aus der Luft nutzen kann.
Wirtschaftlich und wissenschaftlich sehr bedeutend – und ebenfalls mit dem Chemienobelpreis ausgezeichnet - war das Niederdruckpolyethylenverfahren von Karl Ziegler, das die wirtschaftliche Produktion von hochwertigen Kunststoffen ermöglichte. Aber auch ein Verfahren zur Entkoffeinierung von Kaffeebohnen wurde am MPI für Kohlenforschung entwickelt. Heute besteht das Institut aus fünf wissenschaftlichen Abteilungen, die jeweils von einem Direktor geleitet werden. Rund 400 Beschäftigte aus aller Welt widmen sich der chemischen Grundlagenforschung mit Fokus auf die Katalyse.