Pressekonferenz und Ausstellungseröffnung: Projekt zeigt Hamburger Erinnerungsorte von Geflüchteten aus der DDR
Die Geschichten von Menschen, die aus der DDR geflüchtet sind, waren in Hamburg bisher kaum sichtbar. Es fehlte das Wissen um Orte, die etwa an das Ankommen in der Hansestadt erinnern. Das ändert sich nun: Im Rahmen eines Forschungsprojektes haben Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ihre persönlichen Erlebnisse geschildert. Sie werden in fünf Audiotouren und einer Ausstellung erlebbar. Am 2. Oktober 2023 wird die Eröffnung gefeiert.
Insgesamt 80 Menschen hatten sich auf den Aufruf gemeldet, mit dem die Verantwortlichen des Projektes „Orte der (Un-)Sichtbarkeit“ sich im vergangenen Jahr an die Öffentlichkeit gewandt hatten. Sie suchten ehemalige DDR-Bürgerinnen und -Bürger, die nach Hamburg geflüchtet oder ausgereist waren und die die Orte zeigen würden, die sie mit Flucht, Ankommen und Leben in der Hansestadt verbinden.
Auf Basis von Gesprächen sowie zusätzlichen ausführlichen Interviews mit 18 der Zeitzeuginnen und -zeugen sind nun fünf multimediale Touren zu 16 Stationen im Hamburger Stadtgebiet entstanden. Anhand individueller Schicksale, spezieller Orte oder spezifischer Jahre von 1953 bis zum Fall der Mauer wird so die Erinnerung an die DDR und das Ankommen in der Hansestadt erlebbar. Eine Ausstellung im Universitätsmuseum gibt Einblick in die Touren und stellt das Projekt vor.
Medienvertreterinnen und -vertreter sind herzlich eingeladen zur Pressekonferenz zur Vorstellung der „Orte der (Un-)Sichtbarkeit“
am 2. Oktober 2023, 11 Uhr,
im Universitätsmuseum der Universität Hamburg
(Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg).
Die Projektverantwortlichen Prof. Dr. Torsten Logge, Theresa Hertrich und Jan Krawczyk (Arbeitsfeld Public History der Universität Hamburg) sowie Dr. Sabine Bamberger-Stemmann (Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg) werden über die Ausstellung sowie die multimedialen Touren informieren und stehen für Rückfragen zur Verfügung. Ein Kontakt zu einer Zeitzeugin / einem Zeitzeugen kann bei Interesse hergestellt werden.
Ab dem 02.10. sind die Touren zu den „Orten der (Un-)Sichtbarkeit“ online verfügbar. Sie führen unter anderem nach Finkenwerder, an den Jungfernstieg und in den Hamburger Osten nach Wandsbek. Neben der audio-geführten Tour gibt es jeweils auch eine detaillierte Beschreibung mit ergänzenden historischen und aktuellen Fotos und Dokumenten.
Am 02.10. wird zudem um 17 Uhr im Agathe-Lasch-Hörsaal des Hauptgebäudes der Universität die korrespondierende Ausstellung „Orte der (Un-)Sichtbarkeit“ eröffnet. Eingeladen sind unter anderem die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die sich für das Projekt gemeldet haben, sowie ihre Familien. Grußworte sprechen Sabine Bamberger-Stemmann sowie Prof. Dr. Thorsten Logge, Theresa Hertrich und Jan Krawczyk und Prof. Dr. Silke Segler-Meßner, die Dekanin der Fakultät für Geisteswissenschaften.
Universitätspräsident Prof. Dr. Hauke Heekeren: „Dieses Kooperationsprojekt zeigt, wie nah Wissenschaft an den Menschen und ihrem Leben sein kann. Sie reicht im wahrsten Sinne des Wortes in die Hansestadt hinein und die Forschungsergebnisse werden insbesondere in den multimedialen Touren für alle Interessierten direkt erlebbar. Es wird eine bedeutende Zeit der deutschen Geschichte neu beleuchtet, lokal verbunden und auf neue Art erfahrbar gemacht. Das Projekt ist ein hervorragendes Beispiel für Wissenstransfer, das hoffentlich viele Nachahmerinnen und Nachahmer findet.“
Dr. Sabine Bamberger-Stemmann, Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung: „Das Projekt bietet die große Chance, aktuelle Forschung direkt in die politische Bildung für die Menschen in unserer Stadt fließen zu lassen. Wir alle können damit wichtige Orte und Ereignisse der deutschen Teilung direkt in unserer Stadt finden und damit neu kennenlernen. Gerade im Themenbereich deutsche Teilung und DDR ist das eine seltene Möglichkeit. Umso dankbarer bin ich unseren Partnern und den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.“
Prof. Dr. Torsten Logge, Leiter des Forschungsprojektes: „Die multimedialen Touren laden dazu ein, bisher eher unbekannte Orte der DDR-Migrationsgeschichte in Hamburg kennenzulernen. Sie machen es aber auch möglich, vermeintlich bekannte Orte durch die Geschichten der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen noch einmal ganz neu zu entdecken.“
Die Ausstellung läuft bis März 2024 und kann ab dem 04.10. im Unimuseum zu den Öffnungszeiten (Di 10–14 Uhr, Do 15–19 Uhr, Sa 14–18 Uhr) besucht werden. Der Eintritt ist frei. Am Tag der Deutschen Einheit (03.10.) ist die Ausstellung von 11–18 Uhr zugänglich, um 15.30 Uhr gibt es zudem eine Führung mit den Kuratorinnen und Kuratoren. Weitere Termine für Führungen dieser Art: 05.10., 02.11., 07.12., 04.01.24 und 01.02.24, jeweils um 15 Uhr. Bei den Führungen wird es auch die Möglichkeit geben, mit Zeitzeuginnen und -zeugen ins Gespräch zu kommen.
Darüber hinaus sind zahlreiche Workshops und Lesungen in der Ausstellung geplant, etwa mit Nicole Weis („Elbe 511“, 17.10.) und Aron Boks („Nackt in die DDR“, 31.10.). Alle Termine und Informationen, etwa für Schulen und Bildungseinrichtungen, gibt es online unter: www.orte-der-unsichtbarkeit.de
Das Forschungsprojekt „Orte der (Un-)Sichtbarkeit“ ist eine Kooperation des Arbeitsfeldes Public History der Universität Hamburg und der Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg. Es wird ermöglicht und finanziert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Bundesprogramm „Jugend erinnert“ und unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Theresa Hertrich
Universität Hamburg
Fachbereich Geschichte
Arbeitsfeld „Public History“
Tel.: +49 176 51842033
E-Mail: theresa.hertrich@uni-hamburg.de
Weitere Informationen:
http://www.orte-der-unsichtbarkeit.de Projektwebseite, inklusive der kostenlosen multimedialen Touren zu den „Orten der (Un-)Sichtbarkeit“ (ab 02.10. abrufbar)