Wissenschaftler*innen stellen Entwicklungshilfeprojekte zu Gesundheits- und Energieversorgung für Namibia vor
Wie können technische Lösungen benachteiligten Menschen in Namibia zu besserer Energie- und Gesundheitsversorgung verhelfen – und dabei den Grundstein für deren unternehmerische Selbständigkeit legen? Darum ging es am 22. September 2023 beim Symposium „Ulmer / Neu-Ulmer Hilfsprojekte für Namibia“ des Vereins Support e.V. und des id-eee-Instituts, ein An-Institut der THU. Wissenschaftler*innen und Einrichtungen aus Ulm, Neu-Ulm und Windhoek stellten ihre Ideen dazu vor. Als Ehrengäste dabei waren der namibische Botschafter Seine Exzellenz Martin Andjaba sowie der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch.
Namibia ist doppelt so groß wie Deutschland, hat aber mit seinen 2,5 Millionen Einwohnern eine deutlich geringere Bevölkerungsdichte. Die ländlichen Gebiete sind im Vergleich zu den Städten dünn besiedelt. Zudem kämpft das Entwicklungsland in Südwestafrika mit Herausforderungen wie hoher Arbeitslosigkeit und Landflucht. Die meisten Einwohner auf dem Land und den städtischen Randsiedlungen haben keinen Zugang zu elektrischer Energie und medizinischer Infrastruktur.
Um diese und weitere Probleme zu diskutieren und Wege der (Selbst-)Hilfe aufzuzeigen, fand am 22. September 2023 das Symposium „Ulmer / Neu-Ulmer Hilfsprojekte für Namibia“ des Vereins Support e.V. und des Institute for Decentral Electrification, Entrepreneurship and Education GmbH & Co. KG (id-eee) an der Technischen Hochschule Ulm (THU) statt.
Neben Grußworten von Professor Volker Reuter, Rektor der THU, und dem Ulmer Bürgermeister Gunter Czisch kam auch der Botschafter der Republik Namibia in Deutschland, Seine Exzellenz Martin Andjaba, zu Wort. In seiner Rede nannte er Beispiele für die Herausforderungen des Landes in Bereichen wie Energie- und Gesundheitsversorgung und begrüßte die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Namibia University of Science and Technology und der THU.
Im weiteren Verlauf des Symposiums wurden verschiedene Maßnahmen und Projekte von Ulmer / Neu-Ulmer Organisationen vorgestellt, die sich mit Themen wie Krankenpflege, solaren Wasserheizern und Entrepreneurship als Faktor für nachhaltigen Fortschritt beschäftigten. Darunter waren auch zwei Projekte von Wissenschaftlern der Technischen Hochschule Ulm:
Prof. Dipl.-Ing. Peter Adelmann, Leiter des An-Instituts id-eee der THU, stellte ein Konzept vor, mit dem Häuser über Solarenergie und die Nutzung von Warmwasseranlagen zur Energiespeicherung günstig und unabhängig mit Strom versorgt werden können.
Parallel stellte Prof. Dr. Felix Capanni, Professor für Medizintechnik und Leiter der Forschungsgruppe Biomechatronics, sein nachhaltiges Versorgungskonzept im Bereich Orthopädietechnik in Namibia vor. Seine Idee ist es, einen solarbetriebenen Versorgungsstützpunkt in Kombination mit einem Versorgungsmobil im ländlichen Raum aufzubauen. Stützpunkt und orthopädietechnisches Werkstattmobil können somit entlegene Gebiete abdecken bzw. abfahren, um die orthopädietechnische Versorgung immobiler Patienten zu sichern. Gemeinsam mit der Firma Häussler baut Prof. Capanni zudem ein Ausbildungsprogramm auf, um junge, namibische Techniker innerhalb von drei Monaten im Bereich der digitalen Patientenversorgung (Scannen, Modellieren, 3D-Druck) in Ulm auszubilden. Die Firma stiftet Anreise und Unterbringung, die THU-Forschenden tragen ihre Expertise bei.
THU baut Kooperationen mit Namibia aus
Die beim Symposium vorgestellten Projekte sind nur der Anfang einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen der THU und der Namibia University of Science and Technology (NUST). Mitte September 2023 unterzeichneten die beiden Hochschulen eine Kooperationsvereinbarung.
THU-Rektor Prof. Dr. Reuter erklärte die geplante Zusammenarbeit: „Unter anderem erstellen unsere Energieingenieur*innen Studieninhalte zum Thema Solartechnik für die Studierenden der NUST. Außerdem haben unsere Studierenden die Gelegenheit, für Auslandssemester oder studentische Projekte nach Namibia zu gehen.“
Entstanden ist die Partnerschaft zwischen den Hochschulen aus einer Initiative von Prof. Adelmann innerhalb eines Hilfsprojekts der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ). In diesem Projekt hatte Prof. Adelmann ein Curriculum für die Ausbildung von Ingenieur*innen im Bereich der Photovoltaik geschrieben.