KMU und Hochschulen im Austausch bei der 5. TRIOKON - Arbeit, die man wirklich, wirklich will.
Am 26. September fand an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) zum insgesamt fünften Mal die ostbayerische Transferkonferenz TRIOKON statt. Im Mittelpunkt der früher von TRIO und nun vom Netzwerk INDIGO organisierten Tagung: »New Work« - ein Begriff, unter dem sich wohl jeder etwas anderes vorstellt, dem man sich aber gemeinsam nähern wollte. Namentlich die sechs ostbayerischen Hochschulen und Universitäten aus Amberg/Weiden, Deggendorf, Landshut, Passau und Regensburg sowie rund 130 Teilnehmende aus Wissenschaft und Wirtschaft. Und immer mit im Boot, die gute, alte Digitalisierung mit ihren aktuellen Hype-Thema, der Künstlichen Intelligenz.
Prof. Dr. Hubertus Tuczek von der Hochschule Landshut, der in seinem Impulsvortrag über Leadership in Zeiten der digitalen Transformation sprach, verwies auf eine andere prominente Veranstaltung: die Gründermesse »bits&pretzels«, die ebenfalls diese Woche in München stattgefunden hatte. „Wenn ganz Deutschland diesen Spirit, diese Kreativität und diese Aufbruchstimmung zeigen würde, wie die junge Gründerszene bei der »bits&pretzels«, dann müssten wir uns um die Zukunft in Deutschland keine Sorgen machen“, stellte Tuczek fest. Tatsächlich, so der Professor, sei New Work nämlich keinesfalls gleichbedeutend mit Work-Life-Balance im Sinne einer 4-Tage-Woche, sondern bedeute eine Work-Life-Integration, für die es ein passendes Digitales Mindset brauche. Denn die Digitalisierung ermögliche neue, effizientere Arbeitsformen, die es erlauben, zeit- und ortsunabhängig zu arbeiten. Exemplarisch wurde auf Apples ersten räumlichen Computer, Vision Pro, verwiesen, der 2024 auf den Markt kommen soll.
Der zweite Impulsgeber, Prof. Dr. Wolfgang Nagl versicherte, dass uns die Arbeit nie ausgehen werde. Was da auch kommen mag, von Robotik bis zur Künstlichen Intelligenz (KI). Bei all der Technik stelle sich eher die provokante Frage: „Warum gibt es überhaupt noch Jobs?“ Eine Antwort sei einfach, so Nagl: „Weil wir einfach nicht genug bekommen. Weil wir Konsum wollen und immer mehr Wohlstand.“ Aber natürlich: „Alte Jobs werden wegbrechen bzw. sich verändern, aber neue werden kommen“. Deshalb sei lebenslanges Lernen und große Flexibilität unumgänglich. Die Digitalisierung könnte vor allem Berufe in der Mitte zerstören oder stark verändern, prognostizierte Nagl. Zum Beispiel gibt es den klassischen Einzelhandelsverkäufer wegen des Online-Handels schon weniger. Eine Bankangestellte trifft seltener Finanzierungsentscheidungen, die durch Algorithmen beschrieben sind und konzentriert sich dafür mehr auf Beratung und Verkauf. Staatsminister Christian Bernreiter merkte dazu optimistisch an, dass die Welt nicht nur aus schwarz und weiß bestehe. Ersetze man beispielsweise eine Verwaltung mit einer künstlichen Intelligenz, dann gebe es als Antwort wohl nur noch ja oder nein. Das wolle niemand, schließlich gehe es immer um Lösungen.
In fünf Workshops unter anderem zu den Themen digitales Lernen, nationale und internationale Fachkräftesicherung oder Storytelling bei der Pflege der Arbeitgebermarke konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer viele Anregungen aus der Praxis, aber auch aus der begleitenden Forschung mitnehmen. Die anschließende Podiumsdiskussion drehte sich dann abermals um die Frage, ob und wie KI und Robotik die Arbeitswelt verändert. Einigkeit herrschte über die Meinung von Werner Hampel, CEO der ROBTEC GmbH: „Roboter werden zukünftig eintönige und langweilige Routinearbeiten übernehmen“. Ja, übernehmen müssen, man denke nur an den Arbeitskräftemangel. Prof. Dr. Karsten Weber von der OTH Regensburg ergänzte, dass es wohl netto keine Verluste bei der Zahl der Arbeitsplätze geben werde. Für individuell Betroffene, deren Job wegfalle, sei das aber natürlich kein Trost und immer ein gravierender Lebenseinschnitt. Die gesellschaftliche Dimension des Themas dürfe also nicht unterschätzt werden. Resilienz durch Bildung und fortwährende Weiterbildung sei der Schlüssel. Auch hier ein Konsens: „Bei der Bildung ist vieles im Argen und eine Menge zu tun!“ Wie die Digitalisierung in eben diese Bildung derzeit eingreife, das verdeutlichte Prof. Dr. Annette Hautli-Janisz von der Universität Passau. Sie berichtet von einer Studie, in welcher Aufsätze von Schülern mit denen von Chat GPT3 sowie Chat GPT4 verglichen wurden. Die Schülerinnen und Schüler landeten abgeschlagen auf dem dritten Rang. Was dieses Ergebnis und vor allem solche, sich rasant weiterentwickelnden und einfach von jedermann nutzbaren Innovationen für die Schule und die Hochschullehre nun bedeute, das sei Gegenstand weiterer Forschungen.
Bernard Zeidler von der BayWa AG beschloss die Konferenz mit einem erfrischenden Vortrag, ob New Work nun Pflicht, Kür oder Utopie sei. Grob zusammengefasst könnte man sagen: Pflicht für Management und Bürokräfte, (noch) eine Utopie für alle, die in der Region anpacken müssen. Dieser Polarität sei man sich beim Konzern mit einer Zentrale in München und mit über 500 im Land verstreuten Liegenschaften wohl bewusst. Die vier großen Megatrends: Digitalisierung, Demografie, Dekarbonisierung und Deglobalisierung verändern unsere Arbeitswelt massiv und nachhaltig. Ob man dabei jemals an den bekanntesten der drei, von Frithjof Bergmann definierten Bereiche von New Work, nämlich "Arbeit, die man wirklich, wirklich will" gelangt, das bleibe – nicht nur bei der BayWa – eine große Herausforderung. Mit dem neuen Arbeitgeber-Claim „Tun, was wirklich wichtig ist“ wolle man jedenfalls zeigen, dass die BayWa auf dem richtigen Weg ist - schließlich kümmere man sich bereits seit 100 Jahren um nachhaltige Lösungen für die gesellschaftlichen Grundbedürfnisse Ernährung, Energie, Wärme und Mobilität, sowie Bauen und Wohnen.