Wissenschaftliche Gesprächsräume in Zeiten des Umbruchs: Das Forum Transregionale Studien begrüßt 50 Fellows
Das Forum Transregionale Studien begrüßt im akademischen Jahr 2023/24 50 Fellows aus über 23 Ländern, die in Berlin und anderorts in Europa forschen. Die Fellows des Forums erhalten die Möglichkeit während ihres Stipendiums an ihren eigenen Projekten zu arbeiten und sich im Rahmen der Forschungsprogramme des Forums mit Kolleg:innen in Deutschland und andernorts auszutauschen und zu vernetzen. Sie beschäftigen sich mit Fragen von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, autoritären Regimen und Bewegungen, den gesellschaftlichen und kulturellen Folgen von Struktur- und Technologiewandel, Migration und Flucht sowie mit Narrativen und Strategien politischer Emanzipation in Zeiten von Krise und Krieg.
Die Leitidee des Forschungsprogramms »Europe in the Middle East – the Middle East in Europe« (EUME) ist die Erforschung der Verflechtungen und Grenzziehungen in und zwischen Europa und dem Nahen Osten. EUME bietet Wissenschaftler:innen aus den Ländern des Nahen Ostens einen Freiraum zur Diskussion grundlegender Fragen von Politik, Gesellschaft und Kultur in Zeiten des Umbruchs. Die Historikerin Mina Khanlarzadeh untersucht anhand von Quellen, die über das konventionelle Archiv hinausgehen, wie weibliche iranische Intellektuelle ihre soziale Unzufriedenheit in den zwei Jahrzehnten vor der Revolution von 1979 artikulierten. Der Literaturwissenschaftler Ceyhun Arslan arbeitet an seinem zweiten Buchprojekt, einer literaturhistorischen Neuvermessung des Mittelmeerraumes über verschiedene Aussichtspunkte auf allen Seiten des Mittelmeeres. Die Anthropologin Mariz Kelada erforscht die „extramoralischen“, was so viel bedeutet wie „weder moralisch, noch unmoralisch“, politischen Ökonomien der Medienindustrie in Ägypten, ein Ort der Machtauseinandersetzung zwischen Individuen, Institutionen und neoliberalen Staatsorganen.
Im Rahmen des ERC-Forschungsprojektes »Beyond Restitution: Heritage, (Dis)Possession and the Politics of Knowledge (BEYONDREST)«, untersucht Çiçek İlengiz Fragen um Restitution und Kulturerbe im Kontext der Debatten um Kulturbesitz und -enteignung in der Türkei.
»re:constitution – Exchange and Analysis on Democracy and the Rule of Law in Europe« ist ein dezentrales, europaweites Programm. Es ermöglicht den Fellows sich an Einrichtungen rechtswissenschaftlicher Forschung oder Praxis in verschiedenen Ländern der Europäischen Union mit Fragen ihrer Verfassung(en) und mit unterschiedlichen Deutungen von Demokratie und Rechtstaatlichkeit auseinanderzusetzen: Grazyna Baranowska, Rechtswissenschaftlerin an der Hertie School of Governance in Berlin und an der Polish Academy of Sciences, befasst sich mit der Rolle der Rückschritte polnischer Rechtsstaatlichkeit bei der humanitären Krise an der Grenze zwischen Belarus und der EU. Der Rechtswissenschaftler Bohdan Bernatskyi, der am European University Institute und an der Kyiv-Mohala Akademie forscht, analysiert die Sanktionsprogramme gegen Russland und Belarus und will praktische Lösungen und Empfehlungen zur Gestaltung von Sanktionen aufzeigen. Claire Debucquois, Juristin und Wirtschaftswissenschaftlerin des belgischen Fonds für wissenschaftliche Forschung, spezialisiert sich auf Entwicklungsökonomie sowie vergleichendes und internationales Recht. Ihr Projekt ermittelt die Wirksamkeit und den Einfluss von EU-Klimaregelungen (insbesondere des European Green Deal) bei Investitionen in nachhaltige Projekte jenseits der EU-Grenzen.
Im Rahmen des Forschungsprogramms »Prisma Ukraïna – Research Network Eastern Europe«, untersucht die 2022 konzipierte Forscher:innengruppe »War, Migration and Memory« die transformativen Auswirkungen von Krieg, Vertreibung und Flucht auf die Erinnerungen, Bindungen, Zugehörigkeiten und Fragen des Zusammenhalts pluraler Gesellschaften, in und außerhalb der Ukraine.
Unter den Fellows des akademischen Jahres 2023/24 sind drei Wissenschaftler:innen aus Län-dern mit eingeschränkten bürgerlichen und wissenschaftlichen Freiheiten die mit Unterstützung der Philipp Schwartz-Initiative der Alexander von Humboldt-Stiftung sowie im Rahmen des Afghanistanprogramms der »Akademie im Exil« dank der Förderung durch die VolkswagenStiftung berufen werden konnten.
Die Fellows des Forums sind – je nach fachlicher Spezialisierung – an Universitäten und Forschungseinrichtungen in Berlin und anderen europäischen Städten assoziiert. Sie präsentieren und diskutieren ihre Arbeiten regelmäßig in Seminaren, Konferenzen und Workshops. Über die Wissenschaftskommunikation des Forums stehen ihnen Formate, Ressourcen und Infrastrukturen der Vernetzung, Zusammenarbeit und Publikation zur Verfügung. Auf dem »TRAFO – Blog for Transregional Research« (https://trafo.hypotheses.org/) werden die Debatten, Ideen und Forschungsergebnisse einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Termine und weitere Informationen entnehmen Sie bitte unserer Homepage (https://www.forum-transregionale-studien.de/startseite.html) sowie der Broschüre »Programm und Fellows 2023/2024«.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Georges Khalil
Koordinator Wissenschaftskommunikation
communication@trafo‐berlin.de
030‐89 001‐430
Originalpublikation:
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Weitere Informationen:
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