Das Künstlerinnenkollektiv FORT übernimmt die Professur für Bildhauerei an der Muthesius Kunsthochschule
Zum Wintersemester 2023/2024 erhält das Künstlerinnenkollektiv FORT die Professur für Bildhauerei im Studiengang Freie Kunst der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Das 2008 gegründete Künstlerinnenkollektiv besteht aus Jenny Kropp und Alberta Niemann. Sie folgen auf Elisabeth Wagner, die seit 1996 als Professorin im Studiengang Freie Kunst tätig war. Doch wie sieht es eigentlich aus, wenn ein Künstlerinnenkollektiv eine Professur übernimmt? https://muthesius-kunsthochschule.de/2023/11/03/kuenstlerinnenkollektiv-fort-uebernimmt-die-professur-fuer-bildhauerei/
Zum Wintersemester 2023/2024 erhält das Künstlerinnenkollektiv FORT die Professur für Bildhauerei (Skulptur/ Installation/ Raumkonzeption) im Studiengang Freie Kunst der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Das 2008 gegründete Künstlerinnenkollektiv besteht aus Jenny Kropp und Alberta Niemann. Sie folgen auf Elisabeth Wagner, die seit 1996 als Professorin im Studiengang Freie Kunst tätig war.
Kropp, 1978 in Frankfurt/Main geboren, studierte Kunst an der Hochschule für Künste Bremen bei Jean-Francois Guiton. Niemann, geboren 1982 in Bremen, studierte an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg bei Andreas Slominski.
Die Arbeit von FORT wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, so erhielten sie 2012 das Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendium, 2016 den Cremer-Preis und waren von 2022 bis 2023 Preisträgerinnen von Artist in Residence Siegen, einem Künstlerinnenprogramm der Universität Siegen mit dem Museum für Gegenwartskunst Siegen. In ihren Arbeiten inszenieren FORT alltägliche Objekte des privaten und öffentlichen Raums, die sie nachbauen oder subtil verfremden. Ihre Werke wurden in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt, darunter in der Kunsthalle Bremen, der Kestnergesellschaft Hannover, den KW Institute for Contemporary Art, Berlin und dem Museum of Contemporary Art, Taipeh.
DREI FRAGEN AN DAS KOLLEKTIV FORT
Frau Niemann, Frau Kropp: Sie beide übernehmen zum Wintersemester die Professur für Bildhauerei an der Muthesius Kunsthochschule – als Künstlerinnenkollektiv. Eine Konstellation, die nicht ganz alltäglich ist – wie wird die praktische Aufteilung dieser Doppelspitze aussehen?
Jenny Kropp: "Wir arbeiten seit über 16 Jahren zusammen und haben uns gemeinsam als Künstlerinnenduo auf die Professur für Bildhauerei beworben. Wir werden also vor allem gemeinsam, aber auch allein an der Hochschule präsent sein. Die Tendenz, sich zu vernetzen, hat sich in den letzten Jahren verstärkt, immer mehr Künstler*innen aber auch Menschen aus anderen Bereichen finden sich zu kollektiven und kollaborativen Arbeitsprozessen zusammen. Da ist es nur eine logische Konsequenz, dass sich diese Entwicklung auch an den Kunsthochschulen abbildet und zum Beispiel in der Besetzung der Professuren widerspiegelt, aber auch im Austausch der Klassen und Kolleg*innen untereinander. Die Fachklassen sollen natürlich ihre Kernkompetenzen behalten und auch eine bestimmte Intimität muss sich entfalten können, dennoch sollten die Türen im übertragenen Sinn offenstehen. Das muss aber nicht bedeuten, dass jeder in unserer Klasse sich zukünftig mit anderen zusammentun muss."
Was ist Ihnen Beiden in der Professur für Bildhauerei wichtig?
Alberta Niemann: "Kunst ist vor allem eine Kommunikationsform, um mit sich selber und der Welt in Kontakt zu treten. Uns ist wichtig, eine gewisse Lebendigkeit in der Klasse zu schaffen, ein gutes Klima, das einen Austausch ermöglicht, der die Studierenden weiterbringt. Es geht darum, dass sie ihr eigenes Tun begreifen, den eigenen Kunstbegriff ausloten und sich auf ihren individuellen Weg begeben. Die Hochschule ist eine Forschungsstätte und es ist wichtig, sich permanent auszuprobieren, nur dadurch kann man etwas über sich und seine Kunst rausfinden. Man muss sich immer wieder auf die Suche begeben, das ist ein Zustand, der nie endet, auch nach dem Studium nicht. Nur hat man dafür nie mehr so intensiv Zeit und das sollte man ausnutzen.
Jenny Kropp: "Es ist uns aber auch wichtig, über den Tellerrand zu schauen, politische, soziale und kulturelle Phänomene zu betrachten und zu reflektieren. Wir werden also neben Kunst noch viele andere Dinge mit den Studierenden betrachten, Filme schauen, Konzerte besuchen, uns auf Reisen begeben und abwegiges unternehmen."
Wie definieren Sie Bildhauerei heute?
Jenny Kropp: "Bildhauerei ist in der zeitgenössischen Kunst mittlerweile ein sehr offener Begriff, die Grenzen zu anderen Disziplinen so durchlässig, dass die traditionelle Bezeichnung geradezu anachronistisch wirkt. Der Untertitel „Skulptur / Installation / Raumkonzeption“ der Bildhauereiklasse an der Muthesius Kunsthochschule ist da schon präziser. Es geht in der Bildhauerei um eine raumbezogene Praxis, in der sowohl skulpturale als auch konzeptionelle oder performative Ansätze verfolgt werden können. Dazu hat sich durch Virtual Reality auch das Verständnis von Raum und damit der Bildhauerbegriff erweitert. In meinem Studium hat das noch keine so große Rolle gespielt, aber schon damals waren die Übergänge in anderen Medien fließend."
Neben der Neuberufung von FORT gibt es zum Wintersemester zwei weitere personelle Veränderungen in den Kunst- und Designstudiengängen der Muthesius Kunsthochschule: Aleen Solari vertritt die Professur für Malerei, die zuvor Antje Majewski innehatte. Frauke Gerstenberg ist neu als Professorin im Studiengang Raumstrategien berufen worden.
An der 2005 gegründeten Muthesius Kunsthochschule – der einzigen Kunsthochschule in Schleswig-Holstein – können Studierende Freie Kunst, Kunst auf Lehramt für Gymnasien, Raumstrategien, Industriedesign und Kommunikationsdesign studieren. Seit 2007 verfügt die Kunsthochschule über das Promotionsrecht. Heute sind rund 650 Studierende in den Bereichen Kunst und Design eingeschrieben; sie kommen aus mehr als 30 Ländern.
Weitere Informationen:
https://muthesius-kunsthochschule.de/2023/11/03/kuenstlerinnenkollektiv-fort-uebernimmt-die-professur-fuer-bildhauerei/ Im Interview sprechen Jenny Kropp und Alberta Niemann über die Besonderheit, als Künstlerinnenkollektiv die Professur für Bildhauerei zu übernehmen.