Ambivalente Nachbarschaften
Die Goethe-Universität Frankfurt am Main lädt zu einer internationalen Konferenz über das konkrete Zusammenleben von Jüdinnen und Juden, Nichtjüdinnen und Nichtjuden vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert.
„Jüdisch-christliche Nachbarschaften: Dimensionen sozialer, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Interaktion“ – unter diesem Titel findet an der Goethe-Universität
von Sonntag, 12. November,
bis Dienstag, 14. November 2023
im Casino-Gebäude auf dem Campus Westend der Goethe-Universität
eine internationale Konferenz statt, organisiert vom Buber-Rosenzweig-Institut für jüdische Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne und Gegenwart und mehreren Partnern.
Die Forschung zur jüdisch-christlichen und jüdisch-nichtjüdischen Beziehungsgeschichte hat sich lange Zeit auf die gegenseitigen Wahrnehmungen von Juden und Christen bzw. Nichtjuden konzentriert. Erst in den vergangenen Jahren sind die vielfältigen Formen direkter Interaktion stärker in den Fokus gerückt. Die Konferenz widmet sich diesen Interaktionen und fragt danach, wie das Zusammenleben konkret ausgesehen hat, wie Fremdheit und Nähe hergestellt und erlebt wurden, wo und wie Grenzen errichtet worden sind und unter welchen Bedingungen diese Grenzen überschritten werden konnten. Sie diskutiert die Ambivalenz von jüdisch-nichtjüdischer Nachbarschaft, in der lange Phasen der friedlichen und produktiven Interaktion fast unvermittelt in Ausgrenzung, Hass und Gewalt gegenüber Jüdinnen und Juden umschlagen konnten.
Die Konferenz untersucht dafür Fälle vom Mittelalter über die Frühe Neuzeit bis zum 19. und 20. Jahrhundert, und sie vergleicht regionale hessische mit überregionalen und europäischen Perspektiven. Wie entwickelten sich in den verschiedenen historischen Kontexten wirtschaftliche Verbindungen, politische Interaktionen, Alltagsbeziehungen oder auch Freundschaften zwischen Jüdinnen und Juden und Nichtjüdinnen und Nichtjuden, wann und wie wurde dieses Miteinander von der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft aufgekündigt? An welchen Orten und unter welchen Bedingungen entstand jüdisch-christliche Nachbarschaft, und was bedeutete es für Jüdinnen und Juden, wenn diese verweigert oder zerstört wurde?
Die Konferenz bringt dafür international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen und präsentiert die neuesten Erkenntnisse der Forschung zur jüdischen-nichtjüdischen Beziehungsgeschichte. Den Auftakt bildet am Sonntag, 12. November, um 18 Uhr ein Keynote-Vortrag von Israel Yuval, emeritierter Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem, zum Thema „Jüdisch-christliche Nachbarschaft in der Gestaltung der heiligen Zeit“. Am Montag, 13. November, um 19 Uhr, hält Professorin Marion Kaplan von der New York University einen zweiten Keynote-Vortrag in englischer Sprache zum Thema „The Complexities of Friendship: Jews and non-Jews in the Kaiserreich“.
Die Konferenz ist Teil des von der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität, der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in Deutschland und dem Institut für Christlich-Jüdische Studien an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau durchgeführten Projekts „Synagogen-Gedenkbuch Hessen“, das sich eine umfassende Erforschung und Dokumentation der Geschichte der hessischen jüdischen Gemeinden und ihrer Synagogen zum Ziel gesetzt hat.
Flyer zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/144701470
Zum Programm der Tagung siehe:
https://www.uni-frankfurt.de/144497259/buber_Ju_disch_christliche_Nachbarschaften_Programm.pdf
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Stefan Vogt
Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie
Fachbereich Evangelische Theologie
Campus Westend
Telefon 0179 5281106
E-Mail s.vogt@em.uni-frankfurt.de
https://www.uni-frankfurt.de/40998908/Profil