EPSILON erforscht präzise VR-Diagnostik für Post-COVID-Symptome
Das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) übernimmt die Verbundkoordination des neu angelaufenen EPSILON Projekts. Ziel ist es mittels interaktiver Virtual Reality (VR) und am Körper getragenen Sensoren die Symptome von Post-Covid besser zu erfassen. Auf dieser Basis soll die fundierte Auswahl zielgerichteter Therapien erfolgen. EPSILON verfügt über ein Budget von 1,21 Millionen Euro, bereitgestellt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Das Fraunhofer HHI erhält anteilig 458.000 Euro. Das Projekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren (September 2023 bis August 2025).
Kognitive Defizite und Fatigue (Erschöpfungssyndrom) gehören zu den häufigsten Symptomen einer Post-COVID-19-Erkrankung. Sie belasten nicht nur die Patient*innen, sondern haben auch erhebliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen. Um mit zielgerichteten Therapien diesem Umstand gerecht zu werden, ist eine genaue Diagnostik der Symptome erforderlich. Deren Abgrenzung zu anderen unspezifischen Ursachen (z.B. beruflicher Überlastung, Depressivität) bindet jedoch maßgeblich Ressourcen.
In diesem Kontext setzt das Förderprojekt EPSILON den Fokus auf die effiziente, objektive und präzise Unterscheidung von kognitiven Defiziten und Fatigue als Spätfolgen von COVID-19. Aktuelle Vorarbeiten des Konsortiums zeigen, dass beide Beschwerdebilder häufig auftreten, aber im Wesentlichen getrennte Spätfolgen von COVID-19 darstellen.
Die zentrale Aufgabe von EPSILON ist der Aufbau eines multimodalen und individualisierten Datenprofils von Post-COVID-Patient*innen zur objektiven und präzisen Unterscheidung der kognitiven und Fatigue-assoziierten Spätfolgen. Dieses Datenprofil wird im Projekt mit Hilfe interaktiver VR-Technologien erstellt. Es umfasst kognitive, vegetative und Verhaltensparameter und untersucht, welche Faktoren die beste Unterscheidung zwischen den Gruppen ermöglichen. Dieses Vorgehen soll Post-COVID-Anlaufstellen entlasten und eine wertvolle Datenbasis für zukünftige COVID-Forschung und Anwendungen schaffen.
Das Fraunhofer HHI ist mit der Gruppe „Interaktive und kognitive Systeme“ aus der Abteilung „Vision and Imaging Technologies“ am Projekt beteiligt. Paul Chojecki, Senior F&E Manager am Fraunhofer HHI und Koordinator von EPSILON, definiert eine klare Perspektive für die zweijährige Projektlaufzeit: „Wir freuen uns darauf, die erfolgreiche Zusammenarbeit des VReha-Konsortiums fortzusetzen und die bisherigen Ergebnisse für die Post-Covid-Diagnostik weiterzuentwickeln. In EPSILON wollen wir unsere perzeptuellen Mensch-Technik-Interaktionstechnologien weiterentwickeln und eine Echtzeitanalyse von Post-Covid-Gesundheitsdaten ermöglichen. Damit leisten wir einen weiteren Baustein zu effektiven und effizienten digitalen Gesundheitsanwendungen."
Der Arbeitsschwerpunkt des Fraunhofer HHI besteht darin, VR-Tools weiterzuentwickeln, insbesondere die hybriden und multimodalen Erfassungs- und Interaktionstechnologien. Diese konzentrieren sich auf Blick, Geste, Körper, Sprache und eine Echtzeit-Middleware-Software. Im Detail werden Daten von verschiedenen Sensoren erfasst, interpretiert und über die Fraunhofer HHI Middleware zur Umsetzung natürlicher und nutzerfreundlicher Interaktionskonzepte, und zur Messung der Verhaltensparameter eingesetzt.
Der zweite Schwerpunkt des Fraunhofer HHI Teams besteht in der Entwicklung des interaktiven Datenraums. Darin werden die unterschiedlichen, im Projekt erhobenen Daten gesammelt, fusioniert und verarbeitet. Diese webbasierte Auswerteplattform beherbergt die psychologischen, behavioralen und vegetativen Daten, auf deren Grundlage die Verbundpartner das multimodale Charakterisierungsmodell zur Differenzierung der Post-Covid-Subtypen erarbeiten. Dieses Modell ist die Grundlage für das echtzeit-fähige Analyseverfahren, welches im Interaktiven Datenraum implementiert wird um die Patientendaten auszuwerten. Des gesamte EPSILON Datenerhebungs- und Analyse System soll auch der Post-Covid Forschung und den Post-Covid Anlaufstellen bereitgestellt werden, um deren Arbeite zu unterstützen.
Neben dem Fraunhofer HHI sind weitere hochkarätige Projektpartner an EPSILON beteiligt: Die Universität Leipzig - Tagesklinik für kognitive Neurologie, die Charité - Universitätsmedizin Berlin - Campus Virchow-Klinikum - Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie, und das Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Paul Chojecki
Telefon +49 30 31002-281
E-Mail paul.chojecki@hhi.fraunhofer.de
Weitere Informationen:
https://www.hhi.fraunhofer.de/abteilungen/vit/projekte/epsilon
https://www.hhi.fraunhofer.de/abteilungen/vit/projekte/vreha.html
http://www.epsilon-projekt.de/