Griechische Landwirtschaft giftfrei vor Schadinsekten schützen
Im EU-Forschungsprojekt REACT werden innovative Strategien zur Bekämpfung invasiver asiatischer Fruchtfliegen mit ökologischen Methoden entwickelt – Feldversuche geplant
Können sterilisierte Fruchtfliegen in naher Zukunft dazu beitragen, Schädlingspopulationen invasiver Fliegenarten in Griechenland zu kontrollieren? Diese Frage haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des von der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) koordinierten EU-Verbundforschungsprojekts REACT jüngst mit griechischen Vertreterinnen und Vertretern von Behörden und Landwirtschaft diskutiert. Im Projekt REACT (Rapid elimination of invasive agricultural insect pest outbreaks by tackling them with Sterile Insect Technique programs) entwickeln die Forschenden Methoden und Strategien zur Schädlingsbekämpfung mittels der sterilen Insektentechnik (SIT), deren Möglichkeiten sie nun in Nafplio (Griechenland) präsentiert haben. In Griechenland möchten sie die SIT-Technik künftig im Freiland testen.
Das hat gute Gründe, denn die Obstproduktion in Griechenland ist perspektivisch insbesondere durch zwei Arten von invasiven Fruchtfliegen bedroht: die Orientalische Fruchtfliege (Bactrocera dorsalis) und die Pfirsichfruchtfliege (Bactrocera zonata). Begünstigt durch den Klimawandel dringen beide Arten zunehmend aus subtropischen Regionen nach Europa ein – in diesem Jahr wurden sie sogar im relativ weit nördlich gelegenen Brüssel in Belgien gesichtet. Es sind daher neue Strategien wie die SIT nötig, um die Schädlinge mit ökologischen und kostengünstigen Methoden effizient zu bekämpfen.
Bei der SIT werden männliche Fliegen durch Gammastrahlung sterilisiert. Nach der Auswilderung in Gebieten, die unter Fliegenbefall leiden, paaren sie sich mit weiblichen Wildtyp-Fliegen, ohne Nachkommen zu produzieren. So gehen die Schädlingspopulationen zurück und es werden weniger Früchte durch die abgelegten Insekteneier geschädigt.
Die Präsentation des Forschungsprogramms in Nafplio stieß auf großes Interesse. Das ist wichtig, denn die Unterstützung der griechischen Landwirtinnen und Landwirte, Behörden und der regionalen Politik ist entscheidend für das Projekt. „Die SIT kann insbesondere dann erfolgreich im Kampf gegen Schadinsekten eingesetzt werden, wenn möglichst viele Landwirtinnen und Landwirte mitmachen“, betont der Insektenforscher Prof. Dr. Marc F. Schetelig von der Abteilung für Insektenbiotechnologie im Pflanzenschutz an der JLU. „Das hängt natürlich auch davon ab, ob sich die Methode am Ende rechnet.“ Ab 2025 sind Feldversuche in der griechischen Region Naoussa geplant, bei denen sterilisierte Exemplare der heimischen Fruchtfliegenart Ceratitis capitata freigesetzt werden, um die neue Strategie zu testen. Diese Experimente sollen das Fundament für den zukünftigen Einsatz gegen die invasiven Arten legen. Parallel dazu wird eine sozioökonomische Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt, um den wirtschaftlichen Wert der Methode zu bewerten.
Bis zum Abschluss des REACT-Projekts im Jahr 2026 könnten die Orientalische Fruchtfliege und die Pfirsichfruchtfliege bereits eine akute Bedrohung für die Landwirtschaft im Mittelmeerraum darstellen. „Wir setzen alles daran, dass Europa bis dahin bereits mit einer effektiven und ökologischen Methode zur Abwehr dieser Schädlinge ausgestattet ist“, so Prof. Schetelig. An der Erforschung der SIT-Technologie und ihrer Umsetzung in die Praxis sind Forschende aus 15 Institutionen, zwölf Ländern und drei Kontinenten beteiligt.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Marc F. Schetelig
Abteilung für Insektenbiotechnologie im Pflanzenschutz
Telefon: 0641 99-35900
E-Mail: Marc.Schetelig@agrar.uni-giessen.de
Weitere Informationen:
http://www.react-insect.eu
https://www.youtube.com/@react_insect
https://www.instagram.com/react_insect/
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