Morgige DDG Pressekonferenz - Pläne zum Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung dürfen nicht scheitern
15 Mal täglich – so oft bekommen Kinder unter 14 Jahren im Durchschnitt Werbung für Süßigkeiten, Softdrinks oder andere ungesunde Lebensmittel dargeboten. Dieser Dauerverführung in Radio, Fernsehen oder im Netz können sich die jungen Menschen kaum entziehen. Auch wenn ein direkter Zusammenhang zwischen Werbung für Ungesundes und kindlichem Übergewicht nicht immer leicht nachzuweisen ist, gilt er in der Forschung mittlerweile als gut belegt. Daher tritt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) für mehr Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung ein und sprechen dazu auf der morgigen Online-Pressekonferenz im Vorfeld der diesjährigen Diabetes Herbsttagung diskutieren.
Eine hochkalorische, fett-, salz- und zuckerreiche Ernährung gilt als Hauptursache dafür, dass immer mehr Menschen in immer jüngeren Jahren stark übergewichtig oder adipös werden. „Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen sind hiervon und von den damit einhergehenden Folgeerkrankungen besonders betroffen“, sagt Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der DDG und Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK). Hier ist die Politik gefragt, ein Umfeld zu schaffen, dass es Kindern leichter macht, sich gesund zu ernähren und Anreize für Ungesundes einzudämmen. Denn in der Kindheit eingeprägte Ernährungsgewohnheiten seien später nur schwer zu ändern, so Bitzer. Und das kann gravierende Folgen haben: Übergewicht und Adipositas sind große Risikofaktoren für die Entstehung weiterer Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes. Die veränderte Stoffwechsellage führt auch zu einer Schädigung der Blutgefäße und steigert das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. „Mit 1,3 Millionen Todesfällen pro Jahr zählen Übergewicht und starkes Übergewicht bereits heute zu den häufigsten Todesursachen in Europa“, so Bitzer.
In der bunten Welt der Werbung werden diese Folgen naturgemäß ausgeklammert. Hier scheinen sich Spaß, Geselligkeit und ungebremste Lebensfreude fast zwangsläufig einzustellen, wenn man nur genug Schokoriegel, Fertigpizzas, Chips und süße Getränke zu sich nimmt. Gerade Kinder sind besonders anfällig für diese – durchweg von schlanken Menschen und prominenten Influencern präsentierten – Botschaften. „Es ist daher nicht hinzunehmen, dass die Zahl der Werbespots für ungesunde Snacks ausgerechnet im Umfeld von Kinder- oder Familiensendungen besonders hoch ist“, sagt Bitzer, die das Thema auf der Pressekonferenz vorstellen wird. 92 Prozent der Lebensmittelwerbung, die Kinder sehen, werben für ungesunde Lebensmittel.
Nachdem alle Appelle an die Hersteller von Süßwaren und Snacks, die Werbung für ihre Produkte freiwillig zu begrenzen, ergebnislos geblieben sind, hat Bundesernährungsminister Cem Özdemir bereits vor Monaten Pläne für ein Gesetz vorgestellt, das Beschränkungen für an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung verbindlich vorschreiben soll. Demnach sollte Werbung für Lebensmittel, die nicht dem Nährwertprofil der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entsprechen, unter anderem wochentags zwischen 17 und 22 Uhr nicht gezeigt werden dürfen. „Auch wenn der ursprüngliche Entwurf bereits abgemildert wurde, haben die vorgeschlagenen Maßnahmen das Potenzial, Kinder vor schädlichen Werbeeinflüssen zu schützen“, sagt Bitzer. „Ganz wichtig ist, dass die Beschränkungen auch die Abendstunden einschließen, denn Kinder sehen nicht nur Kindersendungen, sondern insbesondere Familienfilme, Castingshows oder Sportübertragungen, die zumeist am Abend ausgestrahlt werden.“ Influencer auf YouTube, Instagram oder Facebook sollten dagegen nur noch für Gesundes werben dürfen.
„Dass solche Werbeschranken funktionieren, machen andere Länder seit Jahren vor“, sagt DANK Sprecherin Bitzer. Leider tue sich die deutsche Regierungskoalition jedoch schwer damit, den von Özdemir vorgelegten Vorschlag zu unterstützen – es gibt noch immer keinen Gesetzentwurf und die vom BMEL vorgestellten Eckpunkte drohen, vor allem durch den Einfluss der FDP, stark verwässert zu werden. „Hier macht man sich die Argumente der Industrie zu eigen, die den Zusammenhang zwischen Werbung und Ernährungsverhalten gegen alle wissenschaftliche Evidenz leugnet“, so Bitzer. Umso wichtiger sei es, das Thema von Expertenseite immer wieder in die Politik zu tragen. Auch auf der bevorstehenden Diabetes Herbsttagung werde es reichlich Gelegenheit geben, wissenschaftlich fundiert über eine sinnvolle Ausgestaltung von Werbeschranken zu diskutieren. Zum DANK-Symposium „Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung: Wird Deutschland vom Schlusslicht zum Vorreiter“ am Samstag, 18.11.2023, hat sich auch Bundesernährungsminister Özdemir angekündigt.
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17. Diabetes Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM)
Diabetologie und Ernährungsmedizin: „Appetit auf Gesundheit!“
Termin: 17. und 18. November 2023
Ort: Congress Center Leipzig (ausschließlich in Präsenz)
Anmeldung unter: https://events.mcon-mannheim.de/frontend/index.php?sub=380
Vorab-Pressekonferenz
Termin: Dienstag, 14. November 2023, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Congress Center Leipzig
Anmeldung: https://attendee.gotowebinar.com/register/3670699112384122206
Kongress-Pressekonferenz
Termin: Freitag, 17. November 2023, 12.30 bis 13.30 Uhr
Ort: Seminarraum 6/7, Ebene +2 im Congress Center Leipzig oder online unter
Anmeldung: https://us06web.zoom.us/webinar/register/WN_AKrNs9apQyi7OHOPsafuTA
Weitere Informationen finden Sie im Pressebereich auf der DDG Website.