Leibniz-Einrichtungen in Mainz, Düsseldorf, Mannheim und Rostock evaluiert
Die gemeinsame Förderung von vier Leibniz-Einrichtungen durch Bund und Länder soll fortgeführt werden. Das empfiehlt der Senat der Leibniz-Gemeinschaft nach Abschluss der regelmäßigen wissenschaftlichen Evaluierung. Eine erneute Überprüfung der Fördervoraussetzungen soll bei allen vier Einrichtungen nach dem Regelturnus von sieben Jahren erfolgen.
Folgende Leibniz-Einrichtungen wurden evaluiert:
• Leibniz-Zentrum für Archäologie, Mainz (LEIZA)
• Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung GmbH, Düsseldorf (IUF)
• Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH, Mannheim (ZEW)
• Leibniz-Institut für Katalyse e. V. (LIKAT Rostock)
Zu den Stellungnahmen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft im Einzelnen:
1) Leibniz-Zentrum für Archäologie, Mainz (LEIZA)
Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) untersucht anhand von Funden und weiteren materiellen Hinterlassenschaften von Menschen, wie sich Gesellschaften in Auseinandersetzung und Wechselwirkung mit ihrer natürlichen Umwelt seit den frühesten Anfängen entwickelten. Das Forschungsmuseum präsentiert an seinen derzeit drei Standorten Mainz, Neuwied und Mayen seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in Ausstellungen und über andere Formate auch einer breiten Öffentlichkeit.
Der Leibniz-Senat hebt in seiner Stellungnahme hervor, dass das frühere Römisch-Germanische Zentralmuseum den 2013 begonnenen Erneuerungsprozess seit der vergangenen Evaluierung mit hoher Dynamik vorangetrieben habe. Ein vor kurzem bezogenes neues Hauptgebäude in Mainz ermögliche es, im kommenden Jahr zwei innovative Dauerausstellungen zu eröffnen. Außerdem werde das LEIZA ab 2024 um das Zentrum für Baltische und Skandinavische Studien in Schleswig erweitert. Die damit abgeschlossenen, umfassenden Veränderungen und Erweiterungen böten nun hervorragende Entfaltungsmöglichkeiten.
Den drei Kernaufgaben eines Leibniz-Forschungsmuseums komme das LEIZA auch jetzt schon sehr gut nach. Der Senat würdigt den professionellen Umgang mit den musealen Sammlungen, die intensive Forschung und die vielfältigen Ideen zur Vermittlung neuer Erkenntnisse in die breite Öffentlichkeit. Die neuen standortübergreifenden Strukturen böten beste Voraussetzungen dafür, sich aus einer archäologischen Perspektive übergreifenden Fragen zur Entwicklung menschlicher Gesellschaften zu widmen.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des LEIZA fortzusetzen.
2) Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung GmbH, Düsseldorf (IUF)
Das Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung (IUF) untersucht den Einfluss von Umweltfaktoren auf den menschlichen Körper. Es konzentriert sich dabei auf die Wirkung bestimmter Umweltstressoren wie Strahlung, Staubpartikel oder Giftstoffe auf Lunge, Haut und zentrales Nervensystem. Dabei arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit immunologischer, toxikologischer und epidemiologischer sowie bioinformatischer Expertise eng zusammen.
Der Leibniz-Senat hält in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme fest, dass das Institut sein Gesamtkonzept seit der vergangenen Evaluierung vor sieben Jahren wie empfohlen geschärft habe. Am IUF werde innovativ geforscht. Mit der Entwicklung von Alternativmethoden zu Tierversuchen habe das Institut wichtige Erfolge erzielt und auf dieser Grundlage auch die Ausgründung eines Unternehmens erreicht. Wichtig sei auch die Durchführung bzw. Mitwirkung an epidemiologischen Kohorten, nicht zuletzt an der großen NAKO-Gesundheitsstudie.
Seit seiner Gründung arbeite das IUF eng mit der Universität Düsseldorf zusammen. Seine Hochschulkooperationen habe das Institut in den vergangenen Jahren auf weitere nordrhein-westfälische Universitäten ausgeweitet. Bei anstehenden gemeinsamen Berufung von Leitungspositionen müsse das strategische Zusammenspiel der Partner gut in den Blick genommen werden. Neu zu besetzen sei in einiger Zeit vor allem die Position des Wissenschaftlichen Geschäftsführers. Der Amtsinhaber habe das Institut über zwanzig Jahre hinweg erfolgreich geleitet und in die gemeinsame Bund-Länder-Förderung als Leibniz-Institut geführt.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des IUF fortzusetzen.
3) Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH, Mannheim (ZEW)
Das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung untersucht die Bedingungen funktionstüchtiger Märkte und Institutionen, mit einem besonderen Fokus auf Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in Europa.
Das ZEW erziele hervorragende Leistungen, so der Leibniz-Senat in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Die Forschungsergebnisse fänden internationale Beachtung und würden sehr erfolgreich mit Aktivitäten in der Politikberatung verbunden. Dabei greife das Institut auf umfangreiche eigene Datensätze zurück, die etwa für die Messung von Industrieaktivitäten äußerst wertvoll seien.
Damit wird dem ZEW wie auch schon bei der vergangenen Evaluierung vor sieben Jahren erneut eine ausgezeichnete Weiterentwicklung bescheinigt. Der Senat hebt die gelungene Implementierung des Marktdesign-Ansatzes hervor, mit dem optimale Verteilungsmechanismen oder Spielregeln für neue Märkte untersucht werden. Daran schlössen auch die aktuellen Planungen zum gesellschaftspolitisch wichtigen Themenfeld „Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik“ sehr gut an.
Das ZEW fördere die wissenschaftliche Karriereentwicklung hervorragend. Der Senat würdigt, dass inzwischen mehr Wissenschaftlerinnen am Institut arbeiten als zur Zeit der letzten Beurteilung des Instituts. Diese positive Entwicklung solle fortgeführt werden, um ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis zu erreichen.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des ZEW fortzuführen.
4) Leibniz-Institut für Katalyse e. V. (LIKAT Rostock)
Das Leibniz-Institut für Katalyse e. V. (LIKAT) in Rostock betreibe sehr erfolgreich grundlagenorientierte und angewandte Forschung auf dem Gebiet der Katalyse, so der Leibniz-Senat in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme.
Das LIKAT erarbeite weltweit herausragende und international stark wahrgenommene Forschungsergebnisse. Auf dieser Grundlage betreibe das Institut zudem einen äußerst erfolgreichen Technologietransfer. So überführe das Institut regelmäßig Prozesse aus dem Labormaßstab in die industrielle Produktion und sei ein geschätzter Kooperationspartner von Unternehmen aus dem In- und Ausland.
Die Entwicklung des Instituts seit der letzten Evaluierung sei hervorragend. Mit dem 2022 eröffneten Catalysis2Scale-Transfertechnikum habe es die Möglichkeiten zur Überführung von Forschungsergebnissen in die Anwendung noch einmal erweitert. Zudem seien international ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für Leitungspositionen gewonnen und die internationale Vernetzung erfolgreich ausgeweitet worden. Das Institut biete auch dem wissenschaftlichen Nachwuchs ausgezeichnete Entwicklungsmöglichkeiten.
Es sei maßgeblich ein Verdienst des wissenschaftlichen Direktors, dass sich das LIKAT in den vergangenen zwanzig Jahren zu einer der international führenden Einrichtungen im Bereich der Katalyseforschung entwickelt habe. Der Senat würdigt, dass der ruhestandsbedingte Leitungswechsel in einigen Jahren sehr vorausschauend angegangen werde.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des LIKAT fortzusetzen.
Die einzelnen Senatsstellungnahmen finden Sie im Wortlaut auch auf den Internetseiten der Leibniz-Gemeinschaft unter www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/evaluierung/
Hintergrund:
Jede Leibniz-Einrichtung wird regelmäßig extern evaluiert, spätestens alle sieben Jahre. International ausgewiesene Sachverständige bewerten die Leistungen und Strukturen jeder Einrichtung.
Grundlage für die Bewertung ist eine schriftliche Unterlage der Einrichtung, außerdem im Regelfall ein Evaluierungsbesuch am Institut. Da in den zurückliegenden Monaten pandemiebedingt Evaluierungsbesuche entfallen mussten, erfolgte die Bewertung der Einrichtungen über ein Ersatzverfahren mit digitalen Sitzungen und schriftlichen Einschätzungen.
Die Ergebnisse der Begutachtung werden in einem Bewertungsbericht festgehalten, zu dem die bewertete Institution Stellung nehmen kann. Auf dieser Grundlage verabschiedet der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine wissenschaftspolitische Stellungnahme, die in der Regel Empfehlungen zur weiteren Förderung der Leibniz-Einrichtung enthält.
Diese Senatsstellungnahme dient der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) zur Überprüfung der Fördervoraussetzungen. Zusammen mit den Anlagen A (Darstellung der wesentlichen Inhalte und Strukturen der Einrichtung), B (Bewertungsbericht) und C (Stellungnahme der Einrichtung zum Bewertungsbericht) werden die Senatsstellungnahmen auf der Internet-Seite der Leibniz-Gemeinschaft veröffentlicht. Alle an der Bewertung und Beurteilung beteiligten Gremien sind ausschließlich mit Personen besetzt, die nicht an Leibniz-Einrichtungen tätig sind.
Pressekontakt für die Leibniz-Gemeinschaft
Christoph Herbort-von Loeper
Tel.: 030 / 20 60 49 – 471
Mobil: 0174 / 310 81 74
herbort@leibniz-gemeinschaft.de
Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 97 eigenständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.500 Personen, darunter 11.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das Finanzvolumen liegt bei zwei Milliarden Euro.
www.leibniz-gemeinschaft.de