Mit C-ITS-Technologie mehr Sicherheit für Einsatzfahrzeuge
Blaulicht und Folgetonhorn bekommen Unterstützung: Mit C-ITS-Nachrichten, die direkt in die Fahrzeuge in der Nähe eines Einsatzfahrzeugs eingeblendet werden, kann die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden erhöht werden. Das Land Salzburg und Salzburg Research erproben gemeinsam mit dem Roten Kreuz Salzburg diese neue Technologie in Österreich erstmals auch auf Bundes- und Landesstraßen. Eine internationale Auszeichnung unterstreicht die Vorreiter-Rolle Salzburgs.
Je schneller ein Einsatzfahrzeug am Einsatzort oder im Krankenhaus ankommt, desto höher sind die Lebenschancen der Verletzten oder Erkrankten. Gleichzeitig ist die Sicherheit im Straßenverkehr bei Einsatzfahrten eine Voraussetzung für die Versorgung von Notfallpatienten.
Blaulicht und Folgetonhorn helfen, andere Verkehrsteilnehmende im Notfall aufmerksam zu machen und den Einsatzfahrzeugen die Durchfahrt zu erleichtern. Sie bekommen in Zukunft Unterstützung: Mit C-ITS-Nachrichten, die direkt in die Fahrzeuge vor einem Einsatzfahrzeug eingeblendet werden, kann die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden zusätzlich erhöht und die Zeit verkürzt werden, bis das Rettungsfahrzeug am Einsatzort ankommt.
„Vor dem Einsatzfahrzeug mit Blaulicht fahrende Fahrzeuge erhalten eine Warnung am eigenen Fahrzeug-Cockpit eingeblendet. So können Verkehrsteilnehmende über ein herannahendes oder auf der Strecke stehendes Einsatzfahrzeug mit Blaulicht informiert werden, noch bevor es seh- oder hörbar ist“, sagt Helmut Steinkogler, Fuhrparkleiter des Roten Kreuzes Salzburg.
Direkte Kommunikation zwischen Einsatzfahrzeug und anderen Verkehrsteilnehmenden
Damit die Kommunikation zwischen Fahrzeugen funktioniert, müssen beide Fahrzeuge C-ITS-Nachrichten senden und empfangen können. Einige Hersteller verbauen das bereits serienmäßig, weitere Hersteller folgen. „Lenkerinnen und Lenker, die dieses Service nutzen wollen, müssen nur den sogenannten „Car2X-Dienst“ freischalten“, sagt Sven Leitinger vom Forschungsinstitut Salzburg Research, das diesen Pilotbetrieb in Salzburg koordiniert.
Einsatzfahrzeuge brauchen aktuell noch ein zusätzliches Gerät, eine sogenannte „OnBoard Unit“, die mit dem Blaulicht gekoppelt wird. „Wird das Blaulicht aktiviert, dann wird automatisch auch die C-ITS-Nachricht versendet und andere Verkehrsteilnehmende informiert“, sagt Leitinger. „So werden Fahrzeuglenker:innen nicht überrascht und können reflektiert reagieren, um das Einsatzfahrzeug vorbeizulassen. Oder sie werden zur verbesserten Absicherung der Unfallstelle informiert, wenn das Einsatzfahrzeug mit eingeschaltetem Blaulicht an bzw. auf der Straße steht.“
Straßenseitige C-ITS-Kommunikation
Mit C-ITS-Technologie können nicht nur Fahrzeuge miteinander kommunizieren, sondern auch die Infrastruktur mit den Fahrzeugen. „C-ITS ermöglicht uns, Verkehrsinformationen direkt in die Fahrzeuge zu kommunizieren. Damit bekommen wir als Straßenbetreiber die Möglichkeit, die Verkehrsteilnehmenden aus erster Hand zu informieren und so den Verkehr effektiv zu steuern“, sagt der Salzburger Verkehrslandesrat Stefan Schnöll.
In den vergangenen Monaten wurden vom Land Salzburg 24 Standorte des Landes- und Bundesstraßennetzes in Stadt und Land Salzburg mit C-ITS Road Site Units (RSU) ausgestattet. Die Road Site Units sind über eine C-ITS-Zentrale vernetzt und können über den ITS-G5 Standard und das speziell geschützte 5,9 GHz ITS Band mit Fahrzeugen sicher und ohne Verzögerung kommunizieren. „Über die Road Site Units können Verkehrsteilnehmende vor Ort rasch und einfach zum Beispiel über die Sperre einer Fahrspur, eine Komplettsperre oder auch verfügbare Parkplätze informiert werden“, so Leitinger weiter.
Urban C-ITS Contest: Salzburg ist Vorreiter
Mit dem Urban C-ITS Contest würdigte die europäische C-ROADS-Plattform die C-ITS-Implementierungen europäischer Städte und Regionen mit der jeweiligen Charakterisierung ihrer Systeme und Architekturen. 21 Städte aus zehn Mitgliedsstaaten reichten ihre Bewerbungen ein – ein Beleg für das wachsende Interesse der europäischen Kommunen an der Einführung von C-ITS. Die Jury zeichnete elf europäische Städte aus. Salzburg erhielt die Auszeichnung als Vorreiter bei der Integration von Stadt und Umland. Karl Rehrl von Salzburg Research nahm den Award im Namen des Landes Salzburg in Porto in Empfang.
Hintergrundinformation:
C-ITS: Mit kooperativen Verkehrsservices zu mehr Verkehrssicherheit
C-ITS steht für kooperative intelligente Verkehrssysteme. Diese Systeme tragen maßgeblich dazu bei, das gesamte Verkehrssystem sicherer, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Dabei wird die Infrastruktur mit den Fahrzeugen vernetzt und sicherheitskritische standardisierte Nachrichten werden punktgenau und verlässlich ausgetauscht. Neben vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten auf Autobahnen, übermitteln C-ITS-Services auch am Land und in Städten beispielsweise Informationen über Verkehrsstörungen, Unfälle oder Baustellen in Echtzeit an die betroffenen Verkehrsteilnehmenden. Einsatzfahrzeuge oder öffentliche Verkehrsmittel können durch priorisierte Ampelschaltungen effizienter und sicherer durch die Stadt navigieren.
C-ROADS Austria: Salzburger C-ITS-Pilot
Seit 2016 koordiniert die europäische C-ROADS-Plattform die harmonisierte Umsetzung in ganz Europa. Salzburg Research koordiniert den Salzburger C-ITS-Pilotbetrieb im Auftrag des Landes Salzburg. Das Hauptziel des Salzburger C-ITS-Pilotprojekts ist die Übermittlung von Verkehrsinformationen, wie z.B. Verkehrsereignisse, strategische Routen, Ampelzustände und Parkinformationen an C-ITS-fähige Fahrzeuge. Zusätzlich wird die Priorisierung von öffentlichen Verkehrsmitteln und Einsatzfahrzeugen an Lichtsignalanlagen und die Kommunikation von Einsatzfahrzeugen mit anderen Verkehrsteilnehmenden getestet. Ein besonderes Merkmal des Salzburger C-ITS Pilotprojekts ist, dass die C-ITS Funktionalität als eigenständiges System eingesetzt wird, das über standardisierte Protokolle mit der bestehenden Verkehrsmanagementzentrale und ITS verbunden ist. Das Forschungsinstitut unterstützt bei der Beschaffung der straßen- und fahrzeugseitigen Infrastruktur, entwickelt und betreibt die C-ITS-Zentrale für das Bundesland Salzburg und testet und evaluiert die Anwendungsfälle.
Der Use Case mit Blaulichtfahrzeugen wird vom Roten Kreuz Salzburg unterstützt, Hard- und Software für die OnBoard Units stammen vom Hamburger Unternehmen consider it. Salzburg Research arbeitet an weiteren Use Cases zum Beispiel mit Streu- und Räumfahrzeugen der Landesstraßenverwaltung.
Die C-Roads-Austria-Projekte sind gefördert durch das Connecting-Europe-Facility(CEF-)Programm der Europäischen Kommission.
Mehr zum Projekt: https://www.c-roads.eu/
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Sven Leitinger, Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH
Projektleitung des Salzburger C-ITS-Pilotbetriebs
+43.662.2288-282 | sven.leitinger@salzburgresearch.at
Weitere Informationen:
https://www.salzburgresearch.at/presseaussendung/mit-c-its-technologie-mehr-sicherheit-fuer-einsatzfahrzeuge/ Mehr Bildmaterial