35 Jahre weltweite Abflussdaten: Das Global Runoff Data Centre feiert Jubiläum
Das GRDC ist seit 1988 an der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) angesiedelt und feiert in diesem Jahr sein 35-jähriges Bestehen. Seit seiner Gründung ist die Kernaufgabe des GRDC historische Abflussdaten zu sammeln, diese zu pflegen und internationalen Forschungsprojekten zur Verfügung zu stellen. Ziel ist es, das GRDC als digitalen Dienstleister für globale Abflussdaten weiterzuentwickeln.
Die hydrologische Größe "Abfluss" ist eine wichtige Variable im globalen Wasserkreislauf sowie für das Wasserressourcenmanagement. Abfluss ist zudem eine relevante Klimavariable, da der Eintrag von Süßwasser in die Weltmeere Einfluss auf die Temperaturverteilung, den Salzgehalt der Meere und auf ozeanografische Zirkulationssysteme hat. „Das GRDC beherbergt die umfangreichste globale Datenbank von qualitätsgeprüften Abflussdaten, sogenannten Jahrbuchdaten oder historischen Daten. Wir sammeln nur Tages- und Monatsmittelwerte – keine ungeprüften Echtzeitdaten“, sagt Dr. Simon Mischel, der kürzlich seinen Dienst als neuer Leiter des Datenzentrums angetreten hat.
Derzeit liegen in der Datenbank Abflussdaten von etwa 10.700 Stationen aus 160 Ländern vor. „Unsere Statistik zeigt, dass GRDC-Daten in den letzten beiden Jahren von Nutzenden aus mehr als 130 Ländern angefordert wurden“, erklärt der Geograph. Die Anwender/-innen der Datenbank reichen von Studierenden, welche die Daten für Abschlussarbeiten benötigen, bis hin zu internationalen Forschungsprogrammen und Organisationen, die weltweite Untersuchungen durchführen. An einigen davon ist das GRDC auch selbst beteiligt, wie beispielsweise dem „State of Global Water Resources“ Bericht der WMO sowie dem Bericht des „Global Climate Observing System (GCOS)“, dessen Ergebnisse direkt in die UN-Klimakonferenzen einfließen.
Wichtiger Partner in der UN Water Family
„Der Abfluss ist nur einer von vielen wichtigen hydrologischen Parametern. Daher arbeiten wir u. a. eng mit dem Internationalen Zentrum für Wasserressourcen und Globalen Wandel (ICWRGC) zusammen, welches ebenfalls an der BfG angesiedelt ist“, sagt Simon Mischel. Am ICWRGC werden zwei weitere globale Wasserdatenzentren geführt, nämlich das GEMS/Water Datenzentrum (GWDC), das im Auftrag des Umweltprogramms der Vereinten Nationen Wasserqualitätsdaten sammelt sowie das Internationale Bodenfeuchtenetzwerk ISMN. Weltweit gibt es weitere globale Wasserdatenzentren, die alle zusammen für die Erfassung unterschiedlicher Parameter des hydrologischen Kreislaufs zuständig sind (z. B. für Grundwasser, Isotopen, See- oder Gletscherbeobachtungen).
Diese Zentren werden von anderen Nationen und unter verschiedenen Schirmherrschaften betrieben. Sie stellen wichtige Partnerdatenzentren für das GRDC dar. Die Zusammenarbeit erfolgt beispielsweise im Rahmen des Globalen Terrestrischen Netzwerks für Hydrologie (GTN-H), welches im ICWRGC mit Mandat von der WMO organisiert wird und ein Programm vom Global Climate Observing System GCOS ist. In diesem internationalen Netzwerk ist das GRDC ein starker Partner in der sogenannten UN Water Family und trägt wesentlich zum Berichtswesen der Vereinten Nationen bei.
Digitaler Dienstleister für globale Abflussdaten
„Der rasante technische Fortschritt im Bereich Daten und Digitalisierung eröffnet uns viele neue Möglichkeiten“, sagt der GRDC-Leiter. So arbeitet das GRDC aktiv daran, die Datensätze entsprechend den FAIR-Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable) verfügbar zu machen. Dazu gehört die Anwendung freier Software und das Angebot, den Nutzenden die Daten über Datenrepositorien und Programmierschnittstellen zur Verfügung zu stellen. Ein Meilenstein ist hier die kürzlich erfolgte Veröffentlichung des Caravan-Datensatzes, mit dem den Forschenden ein Teildatensatz freier GRDC-Stationen inklusive meteorologischer Daten und Einzugsgebietsattribute angeboten wird.
Anspruch des Zentrums ist es, das GRDC als digitalen Dienstleister für globale Abflussdaten weiter zu entwickeln und an der BfG weiter zu betreiben. Grundlagen dazu sind u. A. eine zuverlässige Dateninfrastruktur und wie oben schon erwähnt die internationale Zusammenarbeit mit weiteren Datenzentren und den vorhandenen Partnern.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Simon Mischel, GRDC@bafg.de, 0261/1306-5224
Weitere Informationen:
https://www.bafg.de/GRDC/EN/Home/homepage_node.html Website des GRDC