„Wenn weniger mehr ist“: Flexible Arbeitswoche – Symposium 2023
- Hochschule Hannover präsentiert Ergebnisse einer Studie zur flexiblen Arbeitswoche
- Im Rahmen des Master-Studiengangs Digitale Transformation wurde die 4+ Tagewoche mit zwei Kooperationspartnern erprobt
- Verlauf des Experiments erfolgreich: Forschungsaktivitäten an diesem Thema werden fortgeführt
Die Hochschule Hannover (HsH) präsentiert gemeinsam mit der Landeshauptstadt Hannover (LHH) und der Mecklenburgischen Versicherungsgruppe (Mecklenburgische) Ergebnisse einer Studie zur „4+ Tagewoche“. Im Rahmen eines Symposiums präsentierte Michael Neumann mit seinen Studierenden die Ergebnisse ihrer Studie, an der sie ein Semester lang arbeiteten. Neben einer Keynote zu den Vorteilen und der Sinnhaftigkeit einer 4-Tage-Woche, wurde in einer Podiumsdiskussion über die Hemmnisse und Potentiale solcher Arbeitsmodelle diskutiert. Anhand von Poster-Präsentationen konnten Besucherinnen und Besucher des Symposiums weitere Details der Studienergebnisse erfahren.
Im Rahmen des Master-Studiengangs Digitale Transformation erforschten Studierende der HsH in Zusammenarbeit mit der LHH und der Mecklenburgische ein experimentelles Arbeitszeitmodell: die 4+ Tagewoche. Dieses wurde unter der Leitung von Michael Neumann im Modul „Innovative Methoden des Projektmanagements“ im Rahmen eines Experiments wissenschaftlich erprobt. Dabei wurden insbesondere die Auswirkungen auf das Leistungsvermögen und Stressempfinden der Probandinnen und Probanden untersucht. Das Konzept der 4+ Tagewoche sieht vor, dass ein Tag pro Woche für Team-interne Aufgaben, Weiterbildungsmaßnahmen oder ähnliches verwendet werden kann. Für die eigentliche operative Arbeit stehen im Zeitraum des Experiments demnach vier Tage zur Verfügung.
Diverse Studien zu flexiblen und komprimierten Arbeitszeitmodellen zeigen positive Ergebnisse hinsichtlich Produktivität, Zufriedenheit, Gesundheit und Motivation der Mitarbeitenden. Insbesondere Studien zur 4-Tage-Woche haben vielversprechende Ergebnisse geliefert. Trotz dieser Vorteile kann die Einführung solcher Modelle für Organisationen und ihre Mitarbeitenden herausfordernd sein.
„Die Studie an der HsH wurde angeregt durch die Erkenntnis, dass kleinere, schrittweise Transformationen oft langfristig erfolgreicher sind. Die 4+ Tagewoche ist zudem bislang wenig erforscht, wodurch es an umfassenden wissenschaftlichen Erkenntnissen mangelt. Unsere Forschungsziele konzentrierten sich auf die Veränderung des empfundenen Leistungsvermögens, des Stressempfindens sowie der Nutzung des gewonnenen Plus-Tages.", erklärt Michael Neumann, Verwalter einer Professur.
Über einen Zeitraum von acht Wochen wurde eine multiple Fallstudie durchgeführt, an der in zwei unterschiedlichen Organisationen jeweils zwei Teams ausgewählt wurden. Die 5-Tage-Woche wurde bei den untersuchten Gruppen zu einer 4+ Tagewoche umgewandelt. Während dieser Zeit kamen sowohl quantitative als auch qualitative Datenerhebungs- und Analysemethoden zum Einsatz.
Die Ergebnisse zeichnen ein heterogenes Bild: Während das Stressempfinden bei der Mecklenburgischen Versicherungsgruppe sank, stieg es leicht bei der Landeshauptstadt Hannover. Das Leistungsvermögen zeigte keine signifikanten Veränderungen, wobei bei einer Gruppe eine Steigerung beobachtet wurde. Der Plus-Tag wurde von allen Gruppen geschätzt und für Prozessoptimierung, Team-Building, Weiterbildung und persönliche Entwicklung genutzt.
„Wir gehen von einem Gewöhnungseffekt aus, bei dem es mit zunehmender Laufzeit zu einer Senkung des Stressempfindens führen kann“, betont Michael Neumann. „Die gewonnene Zeit bietet Potenziale zur Optimierung und Weiterentwicklung individueller Kompetenzen.“
Die Hochschule Hannover plant die Forschung an diesem Thema fortzuführen, um umfassendere Daten zu generieren und tiefere Erkenntnisse auch für andere Branchen und Bereiche zu gewinnen, die insbesondere bei den komplexen Transformationsvorhaben helfen können. Interessierte Unternehmen können sich gerne bei Michael Neumann melden. Für die Mecklenburgische Versicherungsgruppe wurde die testweise Einführung der 4+ Tagewoche um sechs Monate verlängert. Es wird zudem in Erwägung gezogen, die Einführung in weitere Unternehmensbereiche zu testen.