Deutschland im Kontext globaler Migrationsströme: Neue interaktive Anwendung bietet überraschende Einblicke
Globale Migrationsbewegungen sind sehr dynamisch, komplex und schwer zu erfassen. Gleichzeitig hat sich die Datenlage zu globalen Migrationsströmen in den letzten Jahren deutlich verbessert. Ein neues Webtool des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) macht diese komplexen Daten nun für die Allgemeinheit verständlich. Die anschauliche Visualisierung von Migrationsströmen ermöglicht den Betrachtenden, wichtige Muster und Trends weltweiter Migration auf einen Blick zu erfassen und dadurch vertiefte Einblicke zu gewinnen. Auch Migrationsströme von und nach Deutschland werden durch die globale Perspektive in einen größeren Zusammenhang gestellt.
Die neue Visualisierung gibt in nur einer interaktiven Grafik Einblicke in die Trends globaler Migrationsströme und Flüchtlingsbewegungen zwischen über 100 Ländern von 1990 bis 2020. Mit nur einem Mausklick kann zwischen der Betrachtung von Migrationsströmen zwischen allen Weltregionen sowie der Betrachtung von Migration von Land zu Land gewechselt werden, beispielsweise von Polen nach Deutschland. Neben den globalen Migrationstrends bietet die Anwendung auch eine Visualisierung von Binnenwanderung innerhalb Deutschlands.
„Die besondere Darstellung in kreisrunder Form ermöglicht den direkten Größenvergleich zwischen einzelnen Migrationsströmen und verdeutlicht so, welche Länder und Weltregionen das weltweite Migrationsgeschehen dominieren“, erklärt Dr. Nikola Sander, Forschungsdirektorin am BiB. So zählen Nordamerika und Europa zu den wichtigsten Zielregionen, während Südasien, Südostasien und Afrika die bedeutendsten Herkunftsregionen sind. Westasien hat sich in den letzten Jahrzehnten aufgrund des syrischen Bürgerkriegs und der Arbeitsmigration in die Golfstaaten sowohl zu einer wichtigen Herkunfts- als auch Zielregion entwickelt.
„Die Grafik verdeutlicht eindrucksvoll, dass die meiste Migration innerhalb der Weltregionen stattfindet und nicht zwischen ihnen“, sagt Dr. Andreas Genoni, Migrationsforscher am BiB. So sind zwischen 2015 und 2020 gut 8 Millionen Menschen innerhalb Afrikas migriert, wohingegen 2,5 Millionen Menschen aus Afrika nach Europa gewandert sind. In Europa sind die Migrationsströme über die Zeit diverser geworden, so dass Europa über die Migration stärker mit anderen Weltregionen verbunden ist. Von den etwa 22 Millionen Menschen, die zwischen 2015 und 2020 nach Europa migriert sind, kamen 12,5 Millionen aus anderen Weltregionen. Mit knapp 5,5 Millionen Zuzügen zwischen 2015 und 2020 war Deutschland eines der wichtigsten Zielländer in Europa.
Die neue interaktive Anwendung des BiB ist hier veröffentlicht: https://www.bib.bund.de/Globalflows. Auf der Seite wird auch eine Serie von statischen Grafiken zum Download angeboten. Ein iFrame zur Einbettung der interaktiven Anwendung kann auf Nachfrage zur Verfügung gestellt werden.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Nikola Sander
nikola.sander@bib.bund.de
Dr. Andreas Genoni
andreas.genoni@bib.bund.de
Weitere Informationen:
https://www.bib.bund.de/Globalflows