Gastprofessur in Hanoi für LIKAT-Chemiker – Wege zum nachhaltigen Wachstum in Südostasien
Esteban Mejia vom Rostocker Leibniz-Institut für Katalyse erhielt den Ruf eines Gastprofessors der TU Hanoi (Hanoi University of Science and Technology). Ende vergangenen Jahres nahm der Chemiker in Hanoi die Berufungsurkunde entgegen. Prof. Dr. Mejia vermittelt dort in jeweils einem Kurs pro Jahr die Grundlagen der Katalyse und unterstützt als Berater die Forschungsaktivitäten an der Fakultät für Chemie und Biowissenschaften.
Mit einer BIP-Wachstumsrate im Jahr 2022 von acht Prozent zählt Vietnam zu jenen Ländern, die sich weltweit am stärksten entwickeln. Prof. Dr. Mejia: „Neue katalytische Technologien sollen dafür sorgen, dass dies im Einklang mit den UN-Nachhaltigkeitszielen geschieht.“ Die Vereinten Nationen hatten die Sustainable Development Goals, kurz SDG, 2015 beschlossen.
Die Gastprofessur sichert den Fortbestand und die bisherigen Ergebnisse des Kooperationsprogramms RoHan Catalysis SDG Graduate School, das seit 2016 das LIKAT und die Universitäten in Rostock und Hanoi miteinander verbindet. „Vietnam setzt auf grünes Wachstum“, sagt Prof. Mejia, „unser Programm hilft dem Land, das notwendige Know-how zu erlangen und vor allem mit ausreichend Expertinnen und Experten umzusetzen.“ RoHan läuft noch bis 2025, finanziert vom DAAD und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit insgesamt 4,5 Millionen Euro.
Master-Doppelabschluss möglich
Unter der Koordination von Esteban Mejia am LIKAT und Dirk Holmann an der Universität Rostock hat das RoHan-Programm mehr als 100 vietnamesische Master- und Promotionsstudenten unterstützt. Prof. Mejia: „Der Clou ist ein neuer Master mit Doppelabschluss, der sowohl in der Bundesrepublik als auch in Vietnam anerkannt wird.“ Bislang haben fünf Studenten den Doppeltitel erhalten.
Für die praktische Ausbildung entstanden an der TU Hanoi sowie an der Vietnamesischen Nationaluniversität in Hanoi zunächst zwei Labore. Seit zwei Jahren gibt es an der TU Hanoi außerdem ein neues großes Labor von 300 Quadratmetern: das German-Vietnamese Catalysis Center. „Für konkrete Forschungsprojekte nutzen wir dort modernste Technik, bishin zum Rasterelektronenmikroskop“, sagt Esteban Mejia.
Studierende aus ganz Südostasien
Das Center ziehe junge Fachleute aus ganz Südostasien an. „Wir wählen geeignete Kandidatinnen und Kandidaten aus, die dann von ihren Universitäten etwa in Jakarta, Kuala Lumpur oder Bangkok für drei bis sechs Monate nach Hanoi kommen, um ihre Themen wissenschaftlich zu bearbeiten.“ Unter den Katalyseforschern dieser Region entstehe so ein Netzwerk von unschätzbarem Wert.
Für Esteban Mejia ist die Verleihung der Gastprofessur auch ein Zeichen der Wertschätzung des RoHan-Programms durch die vietnamesischen Partner. Seine Kollegin Le Minh Thang, Chemie-Professorin an der TU Hanoi, sagt, dass durch diesen Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden „das Thema Nachhaltigkeit in Vietnam neue Impulse“ erhalte. „Der Austausch bringt uns auf den internationalen Forschungsstand“, betont sie. Das Programm sichere zudem Kontakte zu Unternehmen in Vietnam und Deutschland, die Technologien für die Wasser- und Luftreinigung, für die Wasserstoffgewinnung und -speicherung, für die Nutzung nachwachsender Rohstoffe und zur Minderung von Abfällen entwickeln.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Esteban Mejia: Esteban.Mejia@catalysis.de