Ökonomie vs. Wissenschaft: ROARA analysiert Konflikte in der Forschungsbewertung
Im Januar 2024 startet die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft zusammen mit einem internationalen Forschungsteam das Projekt „Auswirkungen von Open Access auf die Forschungsbewertung“ – genannt ROARA. Das Projekt ROARA analysiert Konflikte zwischen wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Interessen und deren Auswirkungen auf die Forschungsbewertung. Prof. Dr. Isabella Peters von der ZBW leitet das Projekt, welches von der VolkswagenStiftung für vier Jahre gefördert wird.
Publikationen spielen eine zentrale Rolle in der Wissenschaft. Mit ihrer Hilfe verbreiten Forschende ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse. Publikationen entscheiden aber auch über Karrieren, da sie zur Bewertung von Forschenden herangezogen werden. Artikel in renommierten Fachzeitschriften helfen Wissenschaftler:innen beispielsweise, sich um eine Professur zu bewerben oder einen Antrag auf Fördermittel zu stellen.
Als Zeitschriften noch gedruckt wurden, finanzierten Verlagshäuser sich durch Abonnements wissenschaftlicher Bibliotheken. Seitdem Zeitschriften im Rahmen der Digitalisierung online vertrieben werden, setzt sich die Open-Access-Bewegung für die Beseitigung von Bezahlschranken ein, um wissenschaftliche Veröffentlichungen frei zugänglich zu machen.
Viele wissenschaftliche Institutionen unterstützen dies und Forschungsförderer verlangen zunehmend, dass die Ergebnisse geförderter Projekte via Open Access frei zugänglich sind. Darauf reagieren Wissenschaftsverlage, indem sie ihre Geschäftsmodelle anpassen. Statt Gebühren für das Lesen zu verlangen, bitten viele nun die Autor:innen für das Veröffentlichen zur Kasse. Diese Publikationen können dabei eine Größenordnung von mehreren Tausend Euro pro Artikel erreichen.
Das Projekt ROARA – Repercussions of Open Access on Research Assessment analysiert jetzt, wo ökonomische und wissenschaftliche Interessen kollidieren. Das kann etwa der Fall sein, wenn Verlage mehr publizieren, um Einnahmen zu erhöhen, dabei aber auf eine ausreichende Qualitätskontrolle verzichten. Diese Kollisionen und ihre Auswirkungen auf die Bewertung von Forschung sollen in diesem Projekt umfassend untersucht werden. Die Ergebnisse des Projekts werden von großer Bedeutung sein für Akteure in den Bereichen Wissenschaftspolitik, wissenschaftliche Kommunikation und Forschungsevaluation.
Das interdisziplinäre Projekt wird von Prof. Dr. Isabella Peters von der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft geleitet und für vier Jahre von der VolkswagenStiftung gefördert. Das Team der Universität Bielefeld unter der Leitung von Dr. Niels Taubert (Arbeitsgruppe Bibliometrie und Institute for Interdisciplinary Studies of Science), sowie das Team der Universität Ottawa (Kanada) unter der Leitung von Prof. Dr. Stefanie Haustein, Professorin an der School of Information Studies und Kodirektorin des ScholCommLab, bringen umfassende Erfahrungen in der Mixed-Methods-Forschung im Bereich der wissenschaftlichen Kommunikation und Bibliometrie mit. Das ROARA-Team vereint disziplinäre Perspektiven aus den Bereichen Bibliometrie, Bibliotheks- und Informationswissenschaften, Web Science, Wirtschaftswissenschaften und Wissenschaftssoziologie.
Über die ZBW:
Die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (ZBW) ist die weltweit größte Informationsinfrastruktur für die Wirtschaftswissenschaften. Die Einrichtung beherbergt rund 4 Millionen Medieneinheiten und ermöglicht den Zugang zu Millionen wirtschaftswissenschaftlicher Online-Dokumente. Allein 2022 wurden mehr als 14 Millionen digitale Volltexte heruntergeladen. Daneben stellt die ZBW eine rasant wachsende Sammlung von Open-Access-Dokumenten zur Verfügung. EconStor, der digitale Publikationsserver, verfügt aktuell über 250.000 frei zugängliche Aufsätze und Working Papers. Mit EconBiz, dem Fachportal für wirtschaftswissenschaftliche Fachinformationen, können Studierende oder Forschende in über 11 Millionen Datensätzen recherchieren. Zudem gibt die ZBW die beiden wirtschaftspolitischen Zeitschriften Wirtschaftsdienst und Intereconomics im Gold Open Access heraus. Die ZBW ist eine forschungsbasierte wissenschaftliche Informationsinfrastruktur. Mit Professuren in der Informatik, Wirtschaftswissenschaft und Informationswissenschaft und deren international besetzter Doktorandengruppe beschäftigt sich die ZBW transdisziplinär mit dem Thema Open Science. Die ZBW ist in ihrer Forschung international vernetzt. Hauptsächliche Kooperationspartner kommen aus DFG- bzw. BMBF-Projekten sowie aus dem Leibniz-Strategieforum Open Science. Die ZBW ist Teil der Leibniz-Gemeinschaft und Stiftung des öffentlichen Rechts. URL: www.zbw.eu
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Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Isabella Peters, Professorin für Web Science
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Weitere Informationen:
https://www.zbw.eu/de/forschung/web-science/roara