Dritte DAM-Forschungsmission gestartet
Unter dem Kurztitel mareXtreme erforschen rund 150 Wissenschaftler:innen Strategien zum Umgang mit marinen Extremereignissen und Naturgefahren – und greifen damit hochaktuelle gesellschaftsrelevante Forschungsthemen auf.
Am 1. Januar 2024 hat die dritte DAM-Forschungsmission mit dem Titel mareXtreme begonnen: In den nächsten drei Jahren werden rund 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus insgesamt 29 Forschungseinrichtungen und Partnerorganisationen untersuchen, wie das Risikomanagement bei marinen Extremereignissen und Naturgefahren verbessert werden kann. Die Forschungsmission wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie den Wissenschaftsressorts der norddeutschen Bundesländer (Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) mit insgesamt rund 20 Millionen Euro gefördert.
Küstengebiete und -Gesellschaften sind zunehmend marinen Naturgefahren und Extremereignissen ausgesetzt – mit meist regionalen, aber auch weitreichenden globalen Folgen. Dazu zählen Hochwasser und Sturmfluten mit oft enormen Schäden an küstennahen Gebäuden und Infrastrukturen wie im Jahr 2023 in Deutschland. Marine Hitzewellen in Folge des Klimawandels können vermehrtes Wachstum von für Mensch und Tier schädlichen Mikroorganismen auslösen, das beispielsweise zu einem massenhaften Fischsterben führen kann. In anderen Regionen weltweit verursachen durch Erdbeben oder Vulkanausbrüche ausgelöste Tsunamis massive Überschwemmungen und Katastrophenlagen an den Küsten. Einzelne Extremereignisse und Naturgefahren können noch verstärkt werden, wenn sie gleichzeitig oder in kurzer Folge auftreten und miteinander interagieren und zu kaskadierenden weitreichenden sozioökonomischen Auswirkungen führen. Die Wechselwirkungen dieser oft multiplen Extremereignisse und Naturgefahren sowie ihre langfristigen Auswirkungen auf marine Ökosysteme und die Küstenbewohner stehen im Fokus der dritten inter- und transdisziplinären DAM-Forschungsmission mareXtreme. Sozio-politische Rahmenbedingungen sind integraler Bestandteil der Forschungsaktivitäten der Mission.
Ziel von mareXtreme ist, die Vorhersagefähigkeit mariner Extremereignisse und Naturgefahren wesentlich zu verbessern, die nachhaltige Entwicklung von Küstengemeinden zu unterstützen und die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft an den Küsten zu stärken. Wie in den ersten beiden DAM-Forschungsmissionen CDRmare und sustainMare arbeiten auch in mareXtreme Forschende aus verschiedenen Disziplinen in enger Abstimmung mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen. Ziel ist, gesellschaftlich reflektiertes, lösungsorientiertes Handlungswissen auszubauen – und so wissenschaftsbasierte Entscheidungen im Umgang mit marinen Extremereignissen und Naturgefahren zu ermöglichen. „Im Zuge des menschengemachten Klimawandels werden extreme Ereignisse im und am Meer, die Ökosysteme und auch uns Menschen bedrohen, immer wahrscheinlicher – die letzten Monate haben das deutlich gezeigt.”, erklärt Dr. Joachim Harms, Vorstandsvorsitzender der DAM. “Wir benötigen neue Schutzmaßnahmen und ein Umdenken für eine nachhaltige Entwicklung der Meere und Küsten. Die DAM-Forschungsmission mareXtreme soll helfen, dies zu ermöglichen.”
Forschung für bessere Frühwarnung und höhere Resilienz
In keiner Region wächst die Weltbevölkerung schneller als entlang der Meeresküsten. Die hohe Besiedlungsdichte, die zunehmende Urbanisierung und die damit verbundene intensive wirtschaftliche Nutzung dieser Regionen führen zu steigenden Verwundbarkeiten gegenüber marinen Extremereignissen und Naturgefahren. Dabei handelt es sich in der Regel um nicht direkt beeinflussbare Treiber bzw. ausgelöste Prozesse. Die Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen und gesellschaftlich verankerten, institutionalisierten Strategien und Maßnahmen zur Schadensbegrenzung oder Vorsorge, wie Bewusstseinsbildung oder Frühwarnsysteme, hat daher besondere Bedeutung, um die Resilienz der Gesellschaft und der Küstenökosysteme zu erhöhen
In der DAM-Forschungsmission mareXtreme sollen leistungsfähige Beobachtungs- und Frühwarnsysteme entwickelt werden. Auf Basis hochauflösender, innovativer Beobachtungsdaten und Modelle sollen künftig Eintrittswahrscheinlichkeiten und -intensitäten sowie Auswirkungen und Folgen mariner Extremereignisse und Naturgefahren in verschiedenen Szenarien quantifizierbar sein. Gleichzeitig untersuchen die Wissenschaftler:innen im partizipativen Prozess verschiedene Möglichkeiten der Anpassung, der Vermeidung, des Schutzes und des Risikomanagements.
Thematische Schwerpunkte der Mission mareXtreme sind marine Georisiken, marine biologische Risiken und physikalisch-ozeanographische Risiken, die in vier Verbundprojekten gebündelt sind und unmittelbar an aktuelle und regionale Gefährdungslagen und Herausforderungen anschließen:
ElbeXtreme untersucht die Auswirkungen physikalisch-ozeanographischer Extremereignisse auf Ökosystemleistungen im Elbe-Ästuar-Küstensystem; Koordination: Eric Achterberg, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.
METAscales erforscht Auswirkungen von und Strategien zur Anpassung an zukünftige physikalisch-ozeanografische Extremszenarien an deutschen Küsten; Koordination: Gabriel David, Technische Universität Braunschweig.
MULTI-MAREX entwickelt vor Ort verbesserte Handlungs- und Vorhersagemöglichkeiten für multiple geomarine Extremereignisse wie Seebeben und Tsunamis im Mittelmeer; Koordination: Heidrun Kopp, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung
PrimePrevention erforscht Möglichkeiten zur Vorhersage biologischer Gefahren für das Meer zur Verhinderung sozioökonomischer Auswirkungen; Koordination: Katja Metfies, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Achim Kopf, MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen. akopf@marum.de: Themen: Ursprung und Auswirkungen von geologischen Extremereignissen, Langzeit-Monitoring und Entwicklung von Messplattformen
Prof. Dr. Beate Ratter, Institut für Geographie, Universität Hamburg, beate.ratter@uni-hamburg.de, Themen: Gesellschaftlicher Umgang mit Naturgefahren und Klimawandel, Transdisziplinäre Akteurskooperation, Risikomanagement
Prof. Dr. Torsten Schlurmann, Institut für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen, Leibniz-Universität Hannover, schlurmann@lufi.uni-hannover.de; Themen: Hochwasser und Sturmflut, Meeresspiegel und Frühwarnsysteme, Küstenschutz
Weitere Informationen:
http://www.allianz-meeresforschung.de/kernbereiche/forschung/marine-extremereignisse-und-naturgefahren.