Psyche und Klima: DGPPN fördert Forschung mit 150.000 Euro
Der Klimawandel betrifft nicht nur die Umwelt, sondern beeinflusst auch unsere Psyche. Studien belegen, dass psychische Erkrankungen in Folge von steigenden Temperaturen und extremen Wetterereignissen zunehmen. Viele Zusammenhänge sind allerdings noch weitgehend unbekannt. Welche Menschen sind besonders anfällig? Wie kann man sie unterstützen? Und was bedeutet das alles für das psychiatrische Versorgungssystem? Als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit will die DGPPN dazu beitragen, diese Wissenslücken zu schließen und schreibt daher Forschungsmittel für eine wegweisende Studie in Höhe von 150.000 Euro aus.
Menschen, die extreme Wetterereignisse erlebt haben, leiden häufiger unter Depressionen, Angststörungen oder Posttraumatischen Belastungsstörungen. Auch steigende Temperaturen belasten die Psyche. Zusätzlich sind indirekte Auswirkungen des Klimawandels auf die Psyche zu beobachten, beispielsweise infolge einer Verknappung von Nahrungsmitteln oder Migration. Dennoch spielt die psychische Gesundheit in Studien zum Klimawandel bislang eine untergeordnete Rolle. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hat daher jetzt ein Förderprogramm aufgesetzt: Mit einer finanziellen Unterstützung von bis zu 150.000 Euro fördert sie eine Forschungsarbeit, die den Zusammenhang von Klimawandel und psychischer Gesundheit näher beleuchtet.
„Der Klimawandel ist eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit – auch für die Psychiatrie“, erläutert Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). „Das Wissen über die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Psyche hat in letzter Zeit zwar deutlich zugenommen, aber noch ist vieles unerforscht. Mit dieser Forschungsförderung möchte die DGPPN Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu ermutigen, neue Erkenntnisse zu generieren. Ob grundlagenorientiert, klinisch oder epidemiologisch, ob zu den Zusammenhängen von Klimawandel und psychischer Gesundheit oder zu den Auswirkungen des Klimawandels auf das psychiatrische Versorgungssystem – das mögliche Themenspektrum ist weit gefächert. Wir brauchen wegweisende Studien, die unser Verständnis der Thematik vertiefen und die darüber hinaus dazu beitragen können, präventive Maßnahmen und Interventionen im Bereich der psychischen Gesundheit zu entwickeln oder zu verbessern.“
Anträge auf Förderung können bis zum 31. März 2024 eingereicht werden. Bewerben können sich Forschende, die ihre wissenschaftliche Ausbildung abgeschlossen haben und ihre Exzellenz auf dem Forschungsgebiet durch einschlägige Vorarbeiten belegen können. Die Fördersumme beträgt bis zu 150.000 Euro, die Laufzeit 24 bis maximal 36 Monate. Das Projekt sollte im Jahr 2024 beginnen. Zentrale Kriterien für die Begutachtung sind inhaltliche Originalität, hohe methodische Qualität und die Praxisrelevanz der Ergebnisse für Prävention und Behandlung. Das Projekt sollte zudem im Sinne partizipativer Forschung die Perspektive der Betroffenen berücksichtigen. Welches Forschungsprojekt die Förderung erhalten wird, entscheidet eine unabhängige Kommission, die von einem Beirat aus DGPPN-Vorstandsmitgliedern beraten und unterstützt wird.
Die DGPPN hat das Thema Klimawandel und psychische Gesundheit bereits seit längerem im Blick. 2021 hat sie eine Task-Force gegründet, die in einem Review den aktuellen Forschungsstand zum Thema zusammengestellt hat. Davon ausgehend wurden Vorschläge, Initiativen und Maßnahmen zu Förderung der Klimaneutralität der psychiatrischen Versorgung entwickelt und in einem Positionspapier zusammengefasst. Mit der Berliner Erklärung zu Klimawandel und psychischer Gesundheit hat die Task-Force Forderungen an die Politik und eine Selbstverpflichtung der Psychiatrie veröffentlicht. Zudem stand das Thema im Mittelpunkt des DGPPN Kongresses 2023.
Die DGPPN
Die DGPPN ist die größte deutsche medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit. Sie bündelt die Kompetenzen von mehr als 11.500 Fachärztinnen und Fachärzten, Therapeutinnen und Therapeuten sowie Forschenden auf den Fachgebieten Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. Die DGPPN vertritt die Interessen ihrer Mitglieder in Versorgung, Wissenschaft, Lehre, Aus-, Fort- und Weiterbildung und klinischer Praxis und gestaltet die Gesundheitspolitik aktiv mit.
Als wissenschaftliche Fachgesellschaft engagiert sich die DGPPN in der Erforschung psychischer Erkrankungen, stellt hierzu Netzwerke zum Austausch bereit und informiert über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse – unter anderem beim DGPPN Kongress, der jährlich im November in Berlin stattfindet. Herausragende Arbeiten und Projekte in Wissenschaft und Versorgung sowie im gesellschaftlichen Kontext würdigt die DGPPN mit Preisen und Auszeichnungen.
Die DGPPN kooperiert national und international mit zahlreichen Partnern und ist unter anderem Mitglied der European Psychiatric Association (EPA) und der World Psychiatric Association (WPA).
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Julia Sander, DGPPN-Geschäftsstelle
030 2404 772-34, j.sander@dgppn.de
Weitere Informationen:
https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/733ab9138f59fd30801ec7406d76c76ba3a3d2db/2023-11-29_DGPPN-F%C3%B6rderbekanntmachung_Klima-und-Psyche.pdf Förderbekanntmachung der DGPPN zur Erforschung des Zusammenhangs von Klimawandel und psychischer Gesundheit
https://www.dgppn.de/schwerpunkte/klima-und-psyche.html Zum Zusammenhang von Klimawandel und psychischer Gesundheit