Franz-Ulrich Hartl wird mit renommiertem Wissenschaftspreis ausgezeichnet
Die Stiftung Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) zeichnet Franz-Ulrich Hartl, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, mit dem BBVA Foundation Frontiers of Knowledge-Preis in der Kategorie „Biologie und Biomedizin“ aus. Der Biochemiker erhält die Ehrung zusammen mit seinen Kollegen: Arthur Horwich, Kazutoshi Mori und Peter Walter. Die Wissenschaftler haben die physiologischen Mechanismen bezüglich der Faltung von Proteinen entschlüsselt – eine grundlegende Erkenntnis, um die Entstehung zahlreicher Krankheiten zu verstehen und neue therapeutische Strategien zu entwickeln. Der Preis wird weit 2008 in acht Kategorien vergeben und ist mit jeweils 400.000 Euro dotiert.
Der BBVA Foundation Frontiers of Knowledge-Preis wird in der sechzehnten Auflage in der Kategorie „Biologie und Biomedizin“ an F.-Ulrich Hartl, Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried, Arthur Horwich, Yale University, USA, Kazutoshi Mori, Kyoto University, Japan und Peter Walter, Altos Labs und University of California, San Francisco, USA, verliehen.
F.-Ulrich Hartl und Arthur Horwich identifizierten den ersten zellulären Mechanismus, der die Proteinfaltung reguliert, indem sie die Rolle des Chaperons Hsp60 beschrieben. Mori und Walter entdeckten den Mechanismus, mit dem Zellen auf eine Fehlfaltung von Proteinen reagieren, indem sie versuchen, diese zu reparieren oder, falls dies nicht gelingt, für ihren rechtzeitigen Abbau zu sorgen. Die vier Preisträger hätten mit ihren beiden Entdeckungen ein neues, faszinierendes Forschungsfeld erschlossen, so die Jury.
Im Interview zur Preisbekanntgabe erklärt F.-Ulrich Hartl: „Chaperone sind wichtige Bestandteile aller unserer Zellen. Sie helfen Proteinmolekülen dabei, sich in die richtige Form zu falten. Proteine sind lange Ketten von Aminosäuren, die sich in ein genau definiertes dreidimensionales Muster falten müssen, um ihre verschiedenen Funktionen in der Zelle zu erfüllen.“ Chaperone verhindern, dass sich Proteine falsch falten und zu Aggregaten zusammenlagern. „Dies ist wichtig, denn diese Aggregate können für die Zellen giftig sein und verschiedene Krankheiten auslösen, vor allem neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und die Parkinson-Krankheit.“, so Hartl.
Was die therapeutische Anwendung betrifft, hat der Wissenschaftler zwei Bereiche im Blick: Neurodegenerative Erkrankungen und Krebs: „Wenn es uns gelingt, die molekularen Chaperone mit Medikamenten zu aktivieren, könnten wir vielleicht den Zelltod verhindern oder verzögern. Der andere Bereich betrifft Krebszellen. Diese sind auf verschiedene Proteine angewiesen, die ihr Wachstum fördern. Diese Proteine sind oft stark von molekularen Chaperonen abhängig. In diesem Fall möchten wir die molekularen Chaperone hemmen und dies mit anderen Mitteln der Chemotherapie kombinieren.“
Franz-Ulrich Hartl leitet seit 1997 die Abteilung Zelluläre Biochemie am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München. In den vergangenen Jahren wurde er mit einer Vielzahl von Wissenschaftspreisen ausgezeichnet. Dazu zählen, unter anderem, der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Albert-Lasker-Preis für Grundlagenforschung in der Medizin, der Shaw-Preis sowie der Breakthrough-Preis.
Über den BBVA Foundation Frontiers of Knowledge Preis
Die BBVA Foundation Frontiers of Knowledge Awards, die in jeder der acht Kategorien mit 400.000 Euro dotiert sind, würdigen und ehren Leistungen von einzigartiger Bedeutung in den Bereichen Physik und Chemie, Mathematik, Biologie und Biomedizin, Technologie, Umweltwissenschaften (Klimawandel, Ökologie und Naturschutzbiologie), Wirtschaftswissenschaften, Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften und Musik. Ausgezeichnet werden Arbeiten, die den Wissensstand in einem Fachgebiet erheblich erweitern, neue Gebiete erschließen oder Brücken zwischen Diziplinen schlagen. Ziel der 2008 ins Leben gerufenen Preise ist es, den Wert des Wissens als grenzenloses öffentliches Gut zu würdigen und zu fördern, als bestes Mittel zur Bewältigung der großen globalen Herausforderungen unserer Zeit und zur Erweiterung des Weltbildes jedes Einzelnen. Die acht Kategorien decken die Wissenslandschaft des 21. Jahrhunderts ab, von den Grundlagenwissenschaften, bis hin zu Bereichen, die sich mit dem Verständnis und den Zusammenhängen der natürlichen Umwelt befassen, über eng miteinander verbundene Bereiche wie Biologie und Medizin oder Wirtschaft, Informationstechnologien, Sozial- und Geisteswissenschaften bis hin zur universelle Kunst der Musik.
Über das Max-Planck-Institut für Biochemie
Das Max-Planck-Institut für Biochemie (MPIB) in Martinsried bei München zählt zu den führenden internationalen Forschungseinrichtungen auf den Gebieten der Biochemie, Zell- und Strukturbiologie sowie der biomedizinischen Forschung. Mit rund 20 wissenschaftlichen Abteilungen und Forschungsgruppen und ungefähr 750 Mitarbeitenden ist das MPIB eines der größten Institute der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. Das Institut befindet sich auf dem Life-Science-Campus Martinsried in direkter Nachbarschaft zu dem Max-Planck-Institut für Biologische Intelligenz, Instituten der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB).
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Franz-Ulrich Hartl
Abteilung für Zelluläre Biochemie
Max-Planck-Institut für Biochemie
Am Klopferspitz 18
82152 Martinsried
office-hartl@biochem.mpg.de
https://www.biochem.mpg.de/de/hartl
Weitere Informationen:
https://www.biochem.mpg.de/hartl-erhaelt-frontiers-of-knowledge-preis Link zur Pressemeldung auf der Webseite des MPIBs