Rückgang von Insekten in naturnahen Wäldern
Eine aktuelle Studie der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) mit dem Titel „Long-term drought triggers severe declines in carabid beetles in a temperate forest.“ (Dürreperioden (oder: Trockenjahre) führen zum Rückgang von Insekten auch in naturnahen Wäldern) bestätigt den besorgniserregenden Rückgang von Insekten auch in naturnahen Ökosystemen. Seit 2015 ist die spezifische Biomasse um 89% zurückgegangen. Diese Abnahme korreliert mit den Dürreperioden im letzten Jahrzehnt.
Über 24 Jahre haben Prof. Dr. Andreas Linde und Doktorand Fabio Weiß die Veränderungen bei bodenlebenden Insekten (Laufkäfern) in einem naturnahen Waldgebiet nördlich Berlins dokumentiert. Obwohl dieser Wald kaum genutzt wurde, fanden die Autoren der Studie eine signifikante Abnahme der Anzahl und Biomasse der Käfer sowie Veränderungen in der Artenzusammensetzung.
Die Ergebnisse bestätigen die Hinweise auf einen fortschreitenden Rückgang von Insekten auch in naturnahen Ökosystemen und belegen die zunehmenden Wetteranomalien und Trockenjahre als wichtige Faktoren (Treiber). Eine der vermutlichen Ursachen des globalen Rückgangs von Insekten ist der Klimawandel und die damit einhergehenden, in den letzten Jahrhunderten beispiellosen Dürreperioden in Europa. Deren Einfluss auf Insekten in Waldökosystemen war bislang wenig untersucht.
„Ich war zunächst skeptisch, was Berichte über das Insektensterben angeht, da die Insektenpopulationen in unserem Untersuchungsgebiet lange stabil erschienen. Die plötzlichen und starken Rückgänge im Zusammenhang mit den Dürrejahren sind aber nicht zu leugnen.“ Sagt Prof. Dr. Andreas Linde. Er ist Professor für Angewandte Ökologie und Zoologie an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Seit 1995 erfasst er mit Studierenden Insektendaten in einem Waldgebiet bei Eberswalde.
Fabio Weiß, Doktorand an der HNEE und der Leuphana Universität Lüneburg, forscht zu Langzeitentwicklungen bei Waldinsekten in Deutschland und ergänzt: „Ich bin überzeugt, dass wir hier Auswirkungen des Klimawandels sehen.“
Diese Studie ist eine der ersten, die die Auswirkungen der jüngsten Trockenjahre und Hitzewellen auf Waldinsekten in Mitteleuropa dokumentiert. Veröffentlicht wurde sie in der internationalen Fachzeitschrift Ecography (peer-reviewed). Sie wird von der Nordic Society Oikos und Wiley herausgegeben. Sie publiziert zu Forschung über ökologische und biodiversitätsbezogene Muster in Raum und Zeit.
Über die HNEE
Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) ist mit ihrer ganzheitlichen nachhaltigen Ausrichtung, ihrem einzigartigen und an zukunftsrelevanten Themen ausgerichteten Studienangebot und als starke Institution im Bereich der Nachhaltigkeitsforschung Impulsgeberin für nachhaltige Entwicklung. Rund 2.300 Studierende aus etwa 60 Nationen studieren und mehr als 400 Beschäftigte lehren, forschen und arbeiten an der modernen Campushochschule. Die Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft durch die Entwicklung tragfähiger Modelllösungen voranzutreiben und die Studierenden mit den erforderlichen Gestaltungskompetenzen auszustatten, das ist die Mission der HNEE.
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Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Andreas Linde
Tel.: +49 3334 657-190
Andreas.linde@hnee.de
Fabio Weiß
Fabio.weiss@hnee.de
Originalpublikation:
Die Studie “Long-term drought triggers severe declines in carabid beetles in a temperate forest”
steht unter https://doi.org/10.1111/ecog.07020 zur Verfügung