„Begegnungen in Dieburg“: Medienkunst-Ausstellung im Museum Schloss Fechenbach greift gesellschaftlich brisante Themen
Welche Personen würden Sie abschieben? Wer sieht kriminell aus? Mit provokanten Fragen mussten sich 60 Menschen aus Dieburg bei gestalterischen Open-Air-Medienkunst-Workshops auseinandersetzen. Veranstaltet wurden sie von Studierenden vom Mediencampus der Hochschule Darmstadt (h_da) in der Innenstadt. Die Ergebnisse sind jetzt als interaktive Medienskulptur künstlerisch aufbereitet zu sehen in der Ausstellung „Begegnungen in Dieburg“ im Museum Schloss Fechenbach (Eulengasse 8, 64807 Dieburg). Die Vernissage findet statt am Fr., 02.02., um 18.30 Uhr. Geöffnet ist die Schau dann am Sa., 03.02., und So., 04.02., jeweils von 11 bis 17 Uhr.
Die Studierenden des Studiengangs Internationale Medienkulturarbeit nähern sich mit ihrer Medienkunst gesellschaftlich brisanten Themen wie Abschiebung und Rassismus an. Das Exponat „Willkommen in Deutschland – eine Frage der Privilegien?!“ zeigt in einem Behördenambiente Videobotschaften von Personen, die abgeschoben werden sollen. Zumindest sind darin jene Personen zu sehen, die im Rahmen eines Social Media-Experiments von den Workshop-Teilnehmenden aus Dieburg fiktiv des Landes verwiesen wurden. „Das ist natürlich provokant und viele Teilnehmende haben sich hier schwergetan, wir konnten so aber über Medienkunst für ein wichtiges Thema sensibilisieren“, sagt Kurator Klaus Schüller, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Fachbereich Media der h_da.
Gleiches gilt für „Mensch! Beweise, dass du kein Roboter bist“. Das Exponat setzt sich kritisch mit dem so genannten CAPTCHA-Test auseinander. Dabei muss man im Internet durch Anklicken spezieller Fotos beweisen, dass man keine künstliche Intelligenz ist. Im Rahmen der Medienkunst-Workshops sollten die Teilnehmenden hingegen anhand von Fotos Menschen auswählen, die sie aufgrund ihres Aussehens für kriminell halten. In der Ausstellung kann man nun sein eigenes Foto mittels Künstlicher Intelligenz mit dem Foto eines vermeintlich Kriminellen kombinieren – und sich hierbei mit eigenen rassistischen Vorurteilen auseinandersetzen.
Auch das Exponat „Excuse me, do you like cookies?“ hält den Menschen den Spiegel vor. Im Internet dienen Cookies dazu, das Surfverhalten nachzuvollziehen. Im Rahmen der Workshops entlockten die h_da-Studierenden den Teilnehmenden Geheimnisse. Diese sind im Museum als Webseite aufbereitet. Die Besucherinnen und Besucher haben nun die Wahl: akzeptieren sie alle Cookies, erfahren sie viele Geheimnisse ihrer Mitmenschen. Möchten sie nur wenige Cookies akzeptieren, bekommen sie auch weniger Informationen.
„Wie geht es dir? Jetzt, vorher und nachher“ zeigt die Ergebnisse eines Experiments, bei dem Menschen vor einem Spiegel stehend gefragt wurden, wie sie wohl aussehen, wenn sie jemand als traurig bezeichnet. „Memoryscape – Hidden Stories of Dieburg“ lädt im Museum an mehreren Stationen dazu ein, die akustische Umwelt vor Ort in Dieburg sowie andernorts auf der Welt zu entdecken.
Die öffentliche Vernissage zur Ausstellung findet statt am Freitag, 02.02., um 18.30 Uhr im Museum Schloss Fechenbach. Es sprechen unter anderem Dieburgs Bürgermeister Frank Haus und h_da-Präsident Prof. Dr. Arnd Steinmetz. Am Samstag, 03.02., und Sonntag, 04.02., ist die Ausstellung von jeweils 11 bis 17 Uhr geöffnet. Studierende sind vor Ort und beantworten Fragen des Publikums zu ihrer Medienskulptur, frei nach Joseph Beuys Idee der „Sozialen Plastik“, mit teils interaktiven Exponaten und Installationen.
Hintergrund zur Ausstellung
„Begegnungen in Dieburg“ ist eine gemeinsame Ausstellung des Masterstudiengangs Internationale Medienkulturarbeit mit dem Museum Schloss Fechenbach. Die künstlerische Gesamtleitung liegt bei Klaus Schüller, Lehrkraft für besondere Aufgaben an der h_da. Für die Studierenden ist die Ausstellung ein reales Praxisprojekt. Ausstellungen zu kuratieren, zu organisieren und durchzuführen wird künftig zu ihrem professionellen Berufsalltag gehören.
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