Geothermie: Die Erkundung des Untergrundes im Rheinland geht weiter
Wie lässt sich die Erdwärme tief unter Weisweiler zur Energiegewinnung nutzen?
Der Antwort wollen die Fachleute jetzt wieder ein Stück näherkommen: Seit
Freitag wird vor dem Kraftwerk eine 500-Meter-Bohrung niedergebracht, die zweite
Bohrung innerhalb weniger Monate. Sie wird das Wissen über den Untergrund und
seine Eignung für die tiefe Geothermie erweitern. Zudem will das Forschungsteam
dort eine tiefe Erdwärmesonde installieren, deren aufgenommene Energie über eine
Wärmepumpe erschlossen werden kann. Damit würde dort mittelfristig Tiefenwärme
zutage gefördert werden – erneuerbare Energie, mit der die noch zu errichtenden
Forschungsgebäude beheizt werden sollen.
Auch die zweite Bohrung ist Teil des internationalen Interreg-Forschungsprojekts
DGE-ROLLOUT*. Es wurde vom Geologischen Dienst NRW koordiniert. Für die ersten
Bohrungen in Weisweiler sorgt RWE Power. Die Erdwärmesonde ist eine
Spezialanfertigung aus der Schweiz und wird betreut von der
Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, die in das
erste, 100 Meter tiefe Bohrloch seismologische Messgeräte eingebaut hat. »Mit
diesem aufwändigen Projekt und unserem kommenden Standort in Weisweiler wollen
wir weitere Untergrunddaten sammeln, die wir auf dem Weg zu Strukturwandel und
Wärmewende im Rheinland brauchen«, sagt Prof. Rolf Bracke, Leiter der Fraunhofer
IEG.
Auf der Grundlage der beiden Bohrungen könnte später unter Regie von Fraunhofer
IEG eine tiefe Erkundungsbohrung niedergebracht werden, um Thermalwasser
führende Erdschichten zu orten. Sie würde auf ihrem Weg in die Tiefe auch den
sogenannten Kohlenkalk erreichen. »Wir vermuten dieses karbonatische
Reservoirgestein ab einer Tiefe von etwa 1.300 Metern«, sagt Dr. Martin Salamon
vom Geologischen Dienst in Krefeld. Geologische Erkundungen, wie Bohrungen und
seismische Messungen, sind für die Erschließung zwingend erforderlich.
Studien der Fraunhofer IEG zeigen, dass Tiefengeothermie den aktuellen
Wärmebedarf Deutschlands mindestens zu einem Viertel decken könnte. Das
geothermische Potenzial von NRW ist besonders groß. Heißes Wasser aus der Tiefe
wird zum Beispiel in Paris, Wien und München zur klimafreundlichen
Wärmeversorgung genutzt. Ist das Thermalwasser in ausreichenden Mengen vorhanden
und heiß genug, kann es bei der Fernwärme-Versorgung von Haushalten oder auch in
der Industrie fossile Energieträger, wie Erdgas und Braunkohle, ersetzen.
RWE Power-Vorstandsmitglied Dr. Lars Kulik: »Vom Kraftwerk Weisweiler zieht sich
eine Fernwärmeleitung von RWE bis nach Aachen. Wenn sie eines Tages mit
Tiefengeothermie erzeugte und damit regenerative Fernwärme transportiert, sind
Energiewende und Strukturwandel in unserer Region wieder ein gutes Stück
weiter.«
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unter: www.ieg.fraunhofer.de
Bildunterschrift: Das Bohrgerät bohrt in Weisweiler eine Erkundungsbohrung von
rund 500 Metern. Ihre Daten helfen die nächsten Erkundungsschritte zu planen.
Bild: RWE Power AG
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