Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, Uni Leipzig und GWZO mit gemeinsamer Promovierendenbetreuung
Das Philosophische Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, die Fakultäten für Geschichte, Kunst- und Regionalwissenschaften sowie für Sozialwissenschaften und Philosophie der Universität Leipzig und das GWZO haben 2020 eine Vereinbarung zur gemeinsamen Promovierendenförderung unterzeichnet. Darin verständigten sie sich u.a. darauf, junge Forschende aus den Instituten der Akademie der Wissenschaften bei ihrem Wunsch, an der Universität Leipzig zu promovieren, zu unterstützen. Der tschechische Archäologe Daniel Dvořáček, M.A. forscht seit dem Wintersemester 2023/24 als erster Doktorand im Rahmen dieser Kooperation auch in Leipzig.
Schwerpunkt des Forschungsinteresses von Daniel Dvořáček ist die Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen Burganlagen von Stará Kouřim in Mittelböhmen. Eine ältere Burg stammt aus dem neunten bis zehnten Jahrhundert und war einst eine der größten Befestigungen in Böhmen. Während der Herrschaft der Přemysliden in der Mitte des 10. Jahrhunderts verlor Stara Kouřim seinen Status als lokales Machtzentrum. Eine neue, deutlich kleinere Anlage, die unter der Kontrolle der Přemysliden stand, wurde auf einem benachbarten Hügel in der Ortschaft U svatého Jiří gegründet. Ein Schicksal, das Stará Kouřim mit mehreren Burgen in Böhmen teilte. Um die Mitte des 10. Jahrhunderts verschwanden diese, kurze Zeit später wurden in ihrer Nähe neue Höhenburgen errichtet. Wie kam es dazu? War es das Herrschergeschlecht der Přemysliden, das seine Macht durch die Beseitigung anderer Fürstenhöfe festigte? Oder waren veränderte wirtschaftliche Bedingungen und neue Versorgungswege die Ursache für die Verlagerungen? In seiner Dissertation wird Daniel Dvořáček versuchen, diese Fragen zu beantworten.
Das deutsch-tschechische Promotionsvorhaben von Daniel Dvořáček wird an der Universität Leipzig von Prof. Dr. Ulrich Veit, Historisches Seminar, betreut, an der Akademie der Wissenschaften in Prag von Jan Mařík, PhD, Direktor des dortigen Archäologischen Instituts. Am GWZO ist Prof. Dr. Matthias Hardt für die Begleitung des Dissertationsprojekts verantwortlich.
Das GWZO und die Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik unterhalten seit 2020 gemeinsam die internationale Forschungsplattform GWZO Prague FLÚ. Diese möchte das Wissen zu Kunst, Architektur, Geschichte und Literatur Mittel- und Osteuropas fördern und erweitern. GWZO Prague FLÚ organisiert Diskussionen, Vorträge, Seminare, Konferenzen, Ausstellungsprojekte, veröffentlicht u.a. Bücher und Online-Publikationen. Ein Schwerpunkt ist zudem die Karriereentwicklung von Promovierenden und Postdocs. | https://gwzo.flu.cas.cz/
Das GWZO
Das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) e.V. erforscht historische und kulturelle Entwicklungsprozesse in der Region zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria. Grundlegend für das GWZO sind der breite zeitliche Rahmen seiner epochenübergreifenden Forschungen, der am Übergang von der Spätantike zum frühen Mittelalter ansetzt und bis in die Gegenwart reicht, sowie die ausgeprägte Interdisziplinarität. In der Grundlagenforschung des GWZO werden Methoden und Konzepte aus den Disziplinen und Fächern der Archäologie, Mediävistik, Literaturwissenschaft, der Osteuropastudien, der Geschichtswissenschaft, der Kunstgeschichte und Architekturgeschichte als auch der interdisziplinären Kulturwissenschaften miteinander verknüpft. Es kommen zudem naturwissenschaftliche Ansätze zum Tragen. Sein konstant breites Fächerspektrum bildet ein Alleinstellungsmerkmal des GWZO, nicht nur im Hinblick auf Deutschland, sondern auch im weltweiten internationalen Vergleich. Es trägt universitäts-komplementär damit zu einem elaborierten Verständnis der historischen und heutigen Entwicklungen in den Staaten, Gesellschaften und Kulturen des östlichen Europas bei. Das Institut ist eng mit der Universität Leipzig verbunden. Es gibt gemeinsame Berufungen und eine enge Zusammenarbeit in Forschung, Lehre und Karriereausbildung. Vielfältige Kooperationsbeziehungen bestehen ebenfalls mit zahlreichen wissenschaftlichen Einrichtungen im östlichen Europa. | www.leibniz-gwzo.de
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Matthias Hardt
Tel.: +49 (0) 341 97 35 563
matthias.hardt@leibniz-gwzo.de
Originalpublikation:
https://www.leibniz-gwzo.de/sites/default/files/dateien/PM_24_3.pdf
Weitere Informationen:
https://www.leibniz-gwzo.de/de/institut/team-z/daniel-dvoracek